Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0068
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Pfalz-Zweibrücken

khein Hoffnung haben.19 Es soll aber mit der Christ-
lichenh begrebnus ordenlich unnd erlich gehalten
werden. Darumb vermane man daß volck, der leiche
zum grabe nachzuvolgen, und daselbs soll der pfar-
her die, so zugegen sein, erinnern, zu bedencken das
enndt und umb ein seligen abscheidt iin rechtemi
glauben von dießer zeit zu pitten, dasj zu gelegenen
zeiten bey den begrebnus verheissung des ewigen le-
bens gelesenk unnd durch kurtze predig ußgelegt
werde, underweilen ein Collect gesprochen, got
danckzusagen, das er durch Christum uns sichl gibt
widder sunde unnd todt etc.20
Zum Eilfften, in den stetten, do zween diener der
kirchen seind, sol am sontag zur vesper zeit ein pre-
dig vor das Jungk volck gehalten werden,21 in deren
man die zehen gebot, der Heiligen Aposteln glauben
und das vatter unnser inen fursagt und darnach am
ersten gebot anfang, dasselbig ußlege, was mer da-
rinm von unns fordert, und so fort allen sontag ein

h D: Christen.
i-i D: im.
j C, D: das auch.
k D: geschehe.
l B, C und D: Sieg.
m-m C, D: es.
n C, D: auch ein.
o C, D: jung volck.
p C, D: wie die Pfarrer und Prediger selbs zu thun wissen:.
q-q: etliche mal im Jahr.
r Vgl. hierzu Schwebels Bedenken über den Kirchengesang
von 1537 aus: Schwebel, Deutsche Schriften 2,
S. 315-321: Vom Kirchen Gesang. In Christo Jesu gilt
nichts dann der Glaube, der durch die Liebe thätig ist, wie
in den Episteln zun Römern [Röm 13,8] und Galatern [Gal
6,10] beweiset wird, und das ist die Liebe gegen Gott und
dem Nechsten, an welcher das gantze Gesetz und die Pro-
pheten hangen, wie Christus bezeugt, [Mt 22,37-40] dann
wer in Gott warlich glaubt, der liebet Gott und seinen Nechs-
ten. So wissen wir wol, daß der Gesang nit selig macht den
Menschen, sonst were Christus vergebens gestorben. Aber
das finden wir im Alten Testament, wo die Vätter Gottes
Barmhertzigkeit durch den Glauben erkennt haben und be-
finden, daß ihnen Gott hat guts gethan, sangen sie dem
Herrn Lob, wie in den Psalmen und andern Gesängen des
alten Testaments zu sehen. Ja, Gott befihlt, daß sie |316| ein
gesang schreiben sollen und die Kinder Israel lehren zur
Zeugnus etc. [Dtn 31,19]. Die Gesäng aber des alten Te-

stuck. Und wan das alles uß ist, soll auchn predig
geschehen von den worten, daruff die Tauff ge-
grundt ist, item ein predigt von den worten des |
herren nachtmals.22 Darnach fahe man widder am
ersten gepot ane. Aber uff den dorffen, da es nicht
gelegen ist zur vesper zeit, soll es, wie ertzelet, am
Sontag nach der predig vor essens gehalten werden,
und soll das volcko nit zum nachtmale des herren
gelassen werden, man hab dan zuvor erforschet, was
es von diessen stucken wisse.
Zum zwölfften soll das volck in allen predigen fleis-
sig angehalten werden, zu betten fur die Christliche
Kerchen, fur die obergkheit, fur alle menschen unnd
fur gegenwertige noth etc.p Where auch guth, das
qungeverlich vier male im Jhar, als in den weien-
nachten, Ostern, pfingstwochen und nach Exaltatio-
nis Crucis23,q christlich Letani24 gesungen oder gele-
sen wurde nach gelegenheit des ortsr.

staments haben nicht allein in sich begriffen Gottes Lob,
sonder auch heilsame Lehr, Trost, Vermahnung und Gebett,
den Ungelehrten zu underweisen, den trawrigen zu trösten,
den trägen in Gottes Lob wacker zu machen und anzuzeigen,
wie man Gott mit ernst soll anruffen. Deßhalben spricht
Paulus 1. Cor. 12: Wenn ihr zusammen komt, so hat ein
jeglicher einen Psalmen, er hat eine Lehre, Er hat eine
Zunge, er hat eine offenbahrung, er hat eine außlegung,
Laßt es alles geschehen zur Besserung. [1 Kor 11,26] Und
Coloss. 3: Laßt das Wort Gottes in euch wohnen reichlich in
aller Weißheit, lehret und vermahnet euch selbs mit Psal-
men und Lobgesängen und Geistlichen Liedern in der Gna-
de und singet dem Herrn in ewerm Hertzen, Eph. 5. [Kol
3,16; Eph 5,19] Wie alle Heilige Schrifft ist von |317| Gott,
welches Heiliger Geist durch die H. Vätter und Propheten
geredt hat, Heb. 1 [und] 2. Pet. 1, [Heb 1,1; 2Pt 1,21] also
haben sie auch ihre Lieder gesungen, von dem Heiligen

19 1 Thess 4,13.
20 1 Kor 15,57.
21 Zu Schwebels Vorstellungen von der Katechismuspredigt
vgl. Text 2.
22 Mk 14,22-24parr.
23 Fest der Kreuzerhöhung, 14. September.
24 Die Litanei, wahrscheinlich in Luthers Fassung, wie sie
seit 1529 in zahlreichen Drucken verbreitet wurde, vgl.
AWA 4, Nr. 29.

52
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften