30. Dienstanweisung für die Pfarrer des Amtes Lichtenberg 1579
13. ) Es soll auch ein jeder Pfarher die Mandata von
hochzeitten,Kindtauffen,Ehebruch, 10Gotteslestern,11
Vollsauffen, wiedertauff12 und was bis daher zu er-
haltung Guter Policey außgangen ist, zu repetiren,
zu verlesen und darauf achtung zu geben, ob dem
also gelebt werde und wo jemants dawieder handelt
und sich dem nit gemeß hielt solches an gebüeren-
den orten anzeigen, sonderlich sollen sie, zu den ge-
ordneten Zeiten, Vermög der Kirchenordnung, die
Puncten von der Visitation13 und Censur14 dem
Volckh für zu leßenn und in kein Vergeß stellen.
14. ) Soll ein jeder Pfarher die privat absolution fürt-
ter halten und die Leutt, so sich zur Communion
anzeigen wollen, nit über ein hauffen lassen kom-
men. Im Fall aber des Volcks je zu viel sein wolt, so
soll er allemahl nit mehr für sich nehmen dann die,
so in ein hauß zusammen gehören, als Meister,
Frauen, Kind, Knecht, und mägdt; und nach dem
etliche Sünder anliegen haben möchten, soll er alle-
mal anzeigen, die etwann besondere Beschwerden
hetten, dieselben soltenn sich allein anzeigen und nit
unter die andern mengen, damit deßfals der Kir-
chenordnung umb sovihl desto mehr gelebt
werde.15
15. ) Soll ein jede Pfar ihr eigene Bibell haben des
drucks, wie hiebevor in die Kirchen kaufft wordenn.
Wenn auch ein Pfarher abzeugt oder Todts verfehrt,
soll jedes Orts Schulteis oder Censores die
Verfügung thunn, deß bey derselben Pfarenn uber
10 Die Ehemandate von 1561/1563, vgl. oben Text Nr. 15.
11 Das Mandat von 1557, vgl. oben Text Nr. 6.
12 Das Wiedertäufermandat von 1556, abgedruckt in der
KO 1557, vgl. oben S. 150.
13 Entweder der Abschnitt Von der Visitatio in der KO
Pfalz-Zweibrücken 1557, vgl. oben S. 158, oder die ent-
sprechenden Teile aus den Visitationsordnungen 1558
(Text Nr. 8), 1575 (Text Nr. 27) oder 1579 (Text Nr. 29).
14 Die Übernahme der KirchenzuchtO 1539 (Text Nr. 4) in
den Text der KO Pfalz-Zweibrücken 1557, vgl. oben S.
154-156.
15 Vgl. KO 1557, S. 183.
16 Vgl. Text Nr. 8.
17 Bestimmte Bitt- und Abwehrzeremonien, vgl. Stege-
die Bücher, so darein gehörig oder vorhanden
seindt, alsobalt ein Inventarium gemacht und so
lang verwarlich bey einander gehalten werden, biß
ein neu kommender Pfarher an deßelbigen ordt ge-
ordnet wirdt, demselben sollen sie alsdann neben ei-
nem Inventario geliefert und gleichergestalt, so lang
er Pfarher da bleibt, zuverwahren bevohlen und also
von einem zum andern ernstl[ich] und unnachleßig
gehalten werden.
16. ) Soll ein jeder Pfarher verschaffenn und das
Pfar-Volk dazu anreitzenn, das sie die Kirchhöff als
ihre Ruhe- und Schlaf Kammer sauber und rein hal-
tenn, diesselbige befriedigen und das Unvernünfftig
Viehe nit darauf kommen lassen, gleicher gestalt
auch die Kirchen.
17. ) Sollen auch die abgöttische Bilder, Crucifix, wo
deren noch vorhandenn, vermög der visitation be-
velch16 allenthalb mit Bescheidenheit hinweg ge-
schafft werdenn.
18. ) Die Hagel-Feuer17, Redder schieben18, braten
Heyschen19, verbutzen20 und dergleichen Faßnacht-
spiel und Gauckelwerck, item das Lehen ausruf-
fen21 und die Freß-Kirben22 soviel immer möglich
abschaffen und darwieder predigen und was sie hier-
inn nit behaupten könndten, der Oberkeit anzeigen.
19. ) Soll kein Pfarher kein Hochzeit uff den Sonntag
einsegnen, sondern am Mondag od[er] sonsten in der
Mann, Hagel, HWDA 3, Sp. 1313ff. Zu den sog. „Ha-
gelfeiertagen“ vgl. S. 672.
18 Das Bergabrollen der aus Stroh gefertigten, brennenden
Johannis-, Pfingst- oder Mairäder, vgl. Tiemann, Rad,
HWDA 7, Sp. 467ff.
19 Das Erbetteln von Lebensmitteln (meist Fleisch oder
Eier) der jungen Leute in den Dörfern zu Fastnacht,
Kirchweih oder Erntedank, vgl. Sartori, Kirchweih,
HWDA 4, Sp. 1424.
20 „Verputzen“, Dialekt für „verkleiden“ (an Fastnacht).
21 Zum Lehenausrufen vgl. Marginalie ι S. 683 und Fußnote
2 S. 296.
22 Vgl. Sartori, Kirchweih, HWDA 4, Sp. 1421ff.
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13. ) Es soll auch ein jeder Pfarher die Mandata von
hochzeitten,Kindtauffen,Ehebruch, 10Gotteslestern,11
Vollsauffen, wiedertauff12 und was bis daher zu er-
haltung Guter Policey außgangen ist, zu repetiren,
zu verlesen und darauf achtung zu geben, ob dem
also gelebt werde und wo jemants dawieder handelt
und sich dem nit gemeß hielt solches an gebüeren-
den orten anzeigen, sonderlich sollen sie, zu den ge-
ordneten Zeiten, Vermög der Kirchenordnung, die
Puncten von der Visitation13 und Censur14 dem
Volckh für zu leßenn und in kein Vergeß stellen.
14. ) Soll ein jeder Pfarher die privat absolution fürt-
ter halten und die Leutt, so sich zur Communion
anzeigen wollen, nit über ein hauffen lassen kom-
men. Im Fall aber des Volcks je zu viel sein wolt, so
soll er allemahl nit mehr für sich nehmen dann die,
so in ein hauß zusammen gehören, als Meister,
Frauen, Kind, Knecht, und mägdt; und nach dem
etliche Sünder anliegen haben möchten, soll er alle-
mal anzeigen, die etwann besondere Beschwerden
hetten, dieselben soltenn sich allein anzeigen und nit
unter die andern mengen, damit deßfals der Kir-
chenordnung umb sovihl desto mehr gelebt
werde.15
15. ) Soll ein jede Pfar ihr eigene Bibell haben des
drucks, wie hiebevor in die Kirchen kaufft wordenn.
Wenn auch ein Pfarher abzeugt oder Todts verfehrt,
soll jedes Orts Schulteis oder Censores die
Verfügung thunn, deß bey derselben Pfarenn uber
10 Die Ehemandate von 1561/1563, vgl. oben Text Nr. 15.
11 Das Mandat von 1557, vgl. oben Text Nr. 6.
12 Das Wiedertäufermandat von 1556, abgedruckt in der
KO 1557, vgl. oben S. 150.
13 Entweder der Abschnitt Von der Visitatio in der KO
Pfalz-Zweibrücken 1557, vgl. oben S. 158, oder die ent-
sprechenden Teile aus den Visitationsordnungen 1558
(Text Nr. 8), 1575 (Text Nr. 27) oder 1579 (Text Nr. 29).
14 Die Übernahme der KirchenzuchtO 1539 (Text Nr. 4) in
den Text der KO Pfalz-Zweibrücken 1557, vgl. oben S.
154-156.
15 Vgl. KO 1557, S. 183.
16 Vgl. Text Nr. 8.
17 Bestimmte Bitt- und Abwehrzeremonien, vgl. Stege-
die Bücher, so darein gehörig oder vorhanden
seindt, alsobalt ein Inventarium gemacht und so
lang verwarlich bey einander gehalten werden, biß
ein neu kommender Pfarher an deßelbigen ordt ge-
ordnet wirdt, demselben sollen sie alsdann neben ei-
nem Inventario geliefert und gleichergestalt, so lang
er Pfarher da bleibt, zuverwahren bevohlen und also
von einem zum andern ernstl[ich] und unnachleßig
gehalten werden.
16. ) Soll ein jeder Pfarher verschaffenn und das
Pfar-Volk dazu anreitzenn, das sie die Kirchhöff als
ihre Ruhe- und Schlaf Kammer sauber und rein hal-
tenn, diesselbige befriedigen und das Unvernünfftig
Viehe nit darauf kommen lassen, gleicher gestalt
auch die Kirchen.
17. ) Sollen auch die abgöttische Bilder, Crucifix, wo
deren noch vorhandenn, vermög der visitation be-
velch16 allenthalb mit Bescheidenheit hinweg ge-
schafft werdenn.
18. ) Die Hagel-Feuer17, Redder schieben18, braten
Heyschen19, verbutzen20 und dergleichen Faßnacht-
spiel und Gauckelwerck, item das Lehen ausruf-
fen21 und die Freß-Kirben22 soviel immer möglich
abschaffen und darwieder predigen und was sie hier-
inn nit behaupten könndten, der Oberkeit anzeigen.
19. ) Soll kein Pfarher kein Hochzeit uff den Sonntag
einsegnen, sondern am Mondag od[er] sonsten in der
Mann, Hagel, HWDA 3, Sp. 1313ff. Zu den sog. „Ha-
gelfeiertagen“ vgl. S. 672.
18 Das Bergabrollen der aus Stroh gefertigten, brennenden
Johannis-, Pfingst- oder Mairäder, vgl. Tiemann, Rad,
HWDA 7, Sp. 467ff.
19 Das Erbetteln von Lebensmitteln (meist Fleisch oder
Eier) der jungen Leute in den Dörfern zu Fastnacht,
Kirchweih oder Erntedank, vgl. Sartori, Kirchweih,
HWDA 4, Sp. 1424.
20 „Verputzen“, Dialekt für „verkleiden“ (an Fastnacht).
21 Zum Lehenausrufen vgl. Marginalie ι S. 683 und Fußnote
2 S. 296.
22 Vgl. Sartori, Kirchweih, HWDA 4, Sp. 1421ff.
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