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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0457
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42. Pfarrkonventsordnung 1616

42. Pfarrkonventsordnunga
25. April 1616
Ordnung und proceß der Particular Convent,
in einer jeden Pfarr durchs Jar nacheinander zu haltten.α
25. Aprilis anno etc. 1616.

1. Verkündiget der pfarrer des orts den Nechsten
Sontag zuvor, welchen Tagβ die benachbarte Kir-
chendiener bei ihme zusammen kommen und ihren
Convent haltten werden, vermahnet das Volck, beed
alte und junge, selbigen tags zur Predig und Verhör
im Catechismo fleissig zuerscheinen.
2. Uff genantten Tag und stunde, nachdem zusam-
men geleutet, singt mann: Nun bitten wir den H[ei-
ligen] Geist,1 oder: Komb, H[eiliger] Geist,2 oder
sonst nach gelegenheit ein ander geistlich gesang.
3. Der pfarrer des orts thut eine predig, nicht uber
ein halbe oder uffs lengst 3/4stundt wehrendt.
4. Nach geendter predigt zeigt der Inspector dem
volck kurtzlich an, wie das aus der hohen obrigkeit
gnädigsten befelch die benachbarte pfarrer zusam-
men kommen, sich Christlich und brüderlich unter-
einander zubereden, zuermahnen und, da was von-
nöten, betreffend lehrer oder zuhörer in besserung
zu stellen; auch bei dem pfarrvolck fleissig zuerkün-
digen, was sie im Catechismo gelernet und wie sie
die Christliche lehr verstehen etc. Dessen sich keiner
zubeschweren inn ansehen, es ihnen und ihren kin-
dern zum gutten und zur seelen heil und seeligkeit
dienlich etc.; mann wolle auch zum anfang nur den
einfeltigen text der 6 hauptstuck3 von ihnen anhö-
ren und in aller gütte und freundtlichkeit mitt ihnen
handlen; mann thue sich auch zu ihnen christlichen
gehorsambs zuversehen.

α Uff verbesserung superiorum gestelt.
β Wann er vom Inspector außgeschrieben.
γ In abwesen des pfarrers oder abseiten.
a Textvorlage (Handschrift): HWS-A Rep. VI Nr. 442.

5. Darauff theilen sich die pfarrer, fragen in der still
under dem volck altte und junge, nach gelegenheit
jeden innsonderheit, und laßen sie den Text Christ-
licher Hauptstück recitiren. Der Inspector verhört
die Censores und die, so im Chor oder vornen an
sitzen.
6. Finito Examine, nachdem der Inspector von den
Pastoribus kurtzlich berichtet, wie sie bestanden,
lobt ihren gehorsamb und fleiß mitt anzeigen, das
der bevorab Gott, dem Herren, wolgefällig. Und das
auch Ih[re] F[ürstliche] G[naden], da sie dessen be-
richtet, ein besonder genädigst gefallen daran haben
werden, als deren nichts höher angelegen als ihrer
underthanen ewig heil und seeligkeit; vermahnet,
allso fortzufahren und was mann noch nicht könne,
hinfurter zulernen, strafft und vermahnt die fahrles-
sigen.
7. Die Censores und Schultheißen oder Praefecti, si
adhuc, werden ermahnet, im Pfarrhauß zu erschei-
nen.
8. Fahen die Pfarrer furs erste ihren Convent an
mitt dem gebett.
9. Werden des Pfarrers gravamina kurtzlich ange-
hört, scripto exhibirt.
10. Die Censores, erfordert, werden semoto pas-
toreγ befragt:

1 AWA 4 Nr. 19.
2 AWA 4 Nr. 15.
3 Vgl. den Zweibrücker Katechismus von 1588, Text
Nr. 32.

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