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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0707
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1. Bekenntnis der Kirchendiener [1564]

ein christliche vergleichung und einigkeit ist uffge-
richt und gemacht worden,12 in deren nicht allein die
Furstliche Augspurgische Confession sampt irer an-
gehengten Apologia als ein |14| gewiße regel und
richtschnur, in der kirchen recht christlich zu lehren
und haußzuhalten, auch die new entstandnen Secten
und rotten zu urteilen, sonder zu dem noch weiter
auch die Concordi, de anno etc. [15]36 zu wittenberg
zwischen doctor Luthern und Bucero uffgericht wor-
den,13 von deß Herrn h. Abendtmal, dem h. Tauff
und Absolution dargeben, fürgeschlagen und ange-
nomen worden, so laße ich mir solchen gottseligen
Consens und einhelligkeit zu lehren herzlich wolge-
fallen, versprich auch hiemit in krafft dißer meiner
schriftlichen bekantniß |16| dem vorgemeldten mei-
nem junckherrn, daß ich vermittels Göttlicher hilff
und gnade mich solcher vergleichung und christli-
chem consens gleichförmig halten und beweißen
wolle, beide mit dem predigen und ußspendung der
h. Sacrament Tauff und h. Abendtmal.
Dieweil aber sonderlich dißer zeit uber dem hochen
artickel deß Herrn h. Abendtmals allerhand schwere
und schedtliche disputationes erregt und uff die ban
gebracht werden, die dem wahren und gesunden ver-
stande dißes h. Sacraments ganz entgegen und zu-
wider sind, |17| damit dan nit jemands an meiner
meinung, waß hievon mein glaub und bekantnis
seye, zweiffel, will ich nun weiter uffs einfaltigst
und, so viel immer muglich ist, verstentlichen an-
zeigen und erzellen, wie und waß ich sampt meinen
lieben mitbrudern, den andern pfahrern und kir-
chendienern, die meinem junckherrn mit dienste
verpflicht sind, von der wahren und weßentlichen
gegenwertigkeit und gemeinschafft deß leibs und
bluts Christi im rechten gebrauch deß h. Abendt-
mals, da es nach deß herrn wort und stifftung be-
gangen wirt, lehre und halte, auch hin- |18| furter
also zuhalten und zu lehren, so lang und viel ich mit
grund h. Göttlicher schrifft nicht ein beßers under-
wißen werde, mich hiemit dißer schrifft willigklich
und wolbedacht verpflicht und verspreche.
12 Die Straßburger Konkordie von 1563, vgl. Adam,
Straßburg, S. 315-336.
13 Die Wittenberger Konkordie, vgl. BDS 6/1, S. 114-134.

So viel nun daß wessen und die substanz dißes Sac-
raments belanget, das ist die ding, so mit deß leibs
munde empfangen und gnoßen werden, die man die
Sacramentliche niessung pflegt zu nennen, Glaub
und bekenne ich lautt deß Herrn Christi befelch,
stifftung und ordnung selber, daß das brott, das im
brauch dißes Sacraments brochen, dargereicht und
empfangen wirt mit deß Herrn |19| Christi angeheng-
tem befelch, daß man empfachen und eßen solle,
seye warhafftig und weßentlich der leib Christi, der
für uns hingeben ist. Nicht desselbigen leibs bedeut-
tung und figur oder wirckung und krafft, die in uns
ußgoßen wirt, auch nicht der abweßende leib, den
der Glaube im obersten Himmel zur rechten hand
Gottes ergreiff und geistlichen nieße etc., sonder der
leib, der vermög Sacramentlicher vereinigung, on
alle verwandlung noch sonst einiger vermischung
mit dem brott, gleichwol hie uff erden, da deß Herrn
Nachtmal gehalten wirt, allen |20| nießenden dißes
Sacraments gegenwertig ist und mit eben dem In-
strument, mit dem auch daß brott wirt empfangen
und angenomen.
Denn das brott wirt geßen, aber eben solch brott, so
mundtlich empfangen wirt, ist der wahre leib Chris-
ti, das ist dem brott vereiniget und gegenwertig,
nicht personlich, wie in Christo die menschliche und
Göttliche natur in ein Person vereinigt sind, auch
nicht natürlich, da daß brott in den leib Christi ver-
wandlet oder der leib mit dem brott vermischet wer-
de, sonder nach art und eigenschafft der sacrament-
lichen |21| vereinigung, zu welcher zwey stuck, die
zugleich gegenwertig sind, gehören in deren rechten
gebrauch und nießung. Daß erst ein irdisch Ele-
ment, nemlich brott , daß ander der wahre leib
Christi, der in oder mit dem brott ußgeteilet wirt,
und solchs von wegen Christi, unsers Herrn, stiff-
tung und verordnung, der im brauch dißes Sacra-
ments gegenwertig zu sein verheißen hat.
Dan da daß wort zum Element kompt, wirts ein
Sacrament,14 das ist nicht ein bloß und ler zeichen,
14 Accedit verbum ad elementum, et fit sacramentum, Augu-
stinus, In Io. tr. 80,3, PL 35,1840.

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