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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0709
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1. Bekenntnis der Kirchendiener [1564]

chet, aber doch eigentlich und genzlich kein meto-
nymia ist. Exempels weiße: ein rechte metonymia
ist diße, da jemand ein trinck geschir voll rheinsches
weins zeigte und sagte: Daß ist ein rheinscher wein.
Gleich wie Christus vom kelch spricht: Drincket alle
daruß, dan dißer kelch ist mein blutt etc.21 |29|
Hie sezet Christus daß geschir oder den kelch für
den wein, welcher wein daß blutt Christi ist, und
sind allhie an dißem ort zwey underschidliche exem-
pel beider metonymia, der breuchlichen als deß
kelchs, so fur den wein gesezt wirt, und der un-
breuchlichen oder ungewohnlichen, in andern spra-
chen, so dißer etwaß ehnlichs als da der wein wirt
genennet und warhafftig ist, das weßentlich blutt
Christi zu gegen dem mund deß niessenden, doch
also daß es in den wein nit reumlich eingeschloßen
wirt. |30|
Uß dem folget nun, daß der leib Christi im brauch
dißes Sacraments zugleich von den gleubigen und
ungleubigen mundtlich empfangen werde, dann glei-
cher gestalt, wie der Sacrament weßen und warheit
nicht stehet oder gegrundet ist uff deß dieners wür-
digkeit oder unwürdigkeit, item krafft oder unver-
muglicheit, sintemal in deß menschens, wie auch
keiner andern Creatur vermugen und aignem thun
nit ist, ein Sacrament zu machen, sonder der diener
ist allein daß instrument, durch den Christus gegen-
wertig, aber unsichtbar allen niessenden |31| in die-
sem h. Abendtmal sich selber zu eßen und zu trinck-
en ubergibt, wie dan im ersten Abendtmal, obwol
Christus sichtbar bei seinen jungern uber disch ge-
seßen, so hat er doch seinen wahren leib und blutt
unsichtbarlich und himmlischer weiße einem jeden
in sonderheit ußgeteilet etc.
Also stehet auch dißes Sacraments krafft, volko-
menheit, natur und wessen nicht in deß niessenden
Glauben oder unglauben, würde oder unwürde,
fromkeit oder ungerechtigkeit, sonder allein in der
warheit und allmechtigkeit deß Stiffters, seinem
göttlichen |32| wort und der einsatzung oder stifftung
21 Mt 26,27f.

an ir selber, in denen allein alles weßen und die sub-
stantz der Sacrament bestehet und grundet ist.
Uß dem allen nun auch weiter diß leichtlich abzu-
nemen und zu verstehen ist, waß und welcherley
speiße in dißer h. Malzeit fürgetragen und empfan-
gen werde, denn das sichtbar ist, als wein und brott,
ist vergenglich und wirt andern speißen gleich ver-
weßen. Daß unsichtbar aber, so glaubt, wirt gegen-
wertig sein und mundtlich empfangen werden uff
verborgne himlische und menschlicher |33| vernunfft
unerforschlicher weiße, ist der leib und das blutt
Christi, der den Himmel eingenomen und zu der ge-
rechten hand Gottes, deß allmechtigen, herrschet
und regiret.
Die sich aber an alle die art und ende ußbreittet
und erstrecket, da Christi, unsers herrn, reich ist
und also auch in seine liebe Christliche kirchen hie
uff erden, die recht Gottes reich heißen und genent
wirt. Denn Gottes reich ist, darin Gott Vatter, Son
und h. Geist wohnet, welche wohnunge er nimer mer
verlaßet, daher dan kompt, daß |34| die speiße, die in
dißem h. Abendtmal fürgetragen und geben wirt,
nicht wie andere speiße irdisch und vergengklich,
sonder ein geistliche speiße ist, weil sie Christi leib
ist, der geistlich ist und im himmelreich zur rechten
hand Gottes, das ist in der Christlichen Kirchen, in
deren fürnemlich die gerechte hand Gottes sich ge-
genwertig sein erzeigen, im rechten gebrauch dißes
Sacraments ußgeteilet wirt, gleichwie auch unßere
leibe von wegen dißer, im Reich Gottes empfangnen
geistlichen Speiße kunfftig geist-|35| lich sein werden
und doch gleichwol warhafftige leibe, als die bein
und fleisch haben und ewigklich behalten werden.
Gleicher gestalt aber wie die predig deß h. Evangelii
den Gleubigen ein gutter geruch ist deß lebens und
den ungleubigen ein geruch zum tode,22 nicht an-
derst ist auch diße speiße etlichen ein heilsame spei-
ße, als den würdigen, busfertigen und gleubigen, dan
dißer speiße art und eigenschaft ist viel anderst ge-
schaffen dan sonst andere, natürliche, deß leibs spei-
ße, macht daß deß |36| leibs speiße in unserer leib
22 2 Kor 2,14-16.

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