Sickingen
natur und weßen verwandlet wirt, da hiegegen diße
Geistliche Speiße, die an ir selbs unvergengklich und
derhalben weder verdawehet noch in des leibs na-
rung verwandlet werden mag, solche krafft und
wirckung hat, das sie eintweder die niessenden zu
irer selbs art und eigenschafft bringt und geistlich
machet, da sie dißen worten: Für euch gegeben, und:
Für euch vergoßen zu vergebung der sünden etc.,
glauben. Oder aber ebendenselbigen schedlich und
verderb- |37| lich ist, nicht uß oder von sich selber,
sonder deßen, der solche theure gabe unwürdig an-
nimpt und sich selber an dem leib und blutt Christi
schuldig machet, Dan die, die sich nach der lehre
deß Apostels nicht zuvor selber bewenen noch den
leib deß herrn Christi von andern gemeinen speißen
recht underscheiden, die bringen und laden uff sich
das gericht und billiche verdamniß eben der ursach
halber, das sie Christum als iren heyland in dißem
seinem Testament und h. Abendtmal nicht würdigk-
lich zu sich genomen |38| und empfangen haben,23
deß gericht und straffe sie auch mit nichten entge-
hen mugen, si thuen und wircken dan dißer irer be-
gangnen schweren sünde rechtschaffne buße.
Uß dem allem weitter zu verstehen ist, waß von dem
andern stuck dißes Sacraments, das ist vom kelch
oder wein, so mit den worten Christi: Das ist mein
blutt etc., ußgeteilet wirt, so viel das weßen und
substanz anlanget, mein Glaub und bekantniß seye,
nemlich das der kelch, den der herr im Ersten
Abendtmal genomen und uß seinen befelch fur und
fur der kirchen |39| diener nimpt, auch den selbigen
seinen jungern geben und befolchen, daß sie daruß
alle trincken, seye daß blutt Christi, deß newen Te-
staments fur uns vergoßen, oder wie Paulus und Lu-
cas sagen: Ein Testament nit deß weins, sonder deß
blutts Christi,24 durch welches blutt daß new Te-
stament bestetigt und bekrefftiget ist als das gegen-
wertig, in dem kelch mit dem wein dargereicht und
mit des leibs munde empfangen wirt.
23 1 Kor 11,27-29.
24 1 Kor 11,25; Lk 22,20.
25 1 Kor 10,16.
26 Zu Beza, Boquin und Erastus vgl. Fußnoten 58-60,
S. 333f.
27 Caspar Olevian, geb. 1536 Trier, 1557 Dr. iur., 1560 aus
Welcher ursach halben der Apostel Paulus sagt: Der
gesegnete kelch, den wir segnen, ist der nicht die
gemeinschafft deß blutts Christi?25 Oder |40| die uß-
teilung desselbigen?
Die da geschicht mit der darreichung deß kelchs,
der under die, so trincken, ußgeteilet und mit deß
leibs munde ampfangen wirt.
Dan der kelch ist daß mittel und instrument, in dem
der wein durch sacramentliche einigkeit daß blutt
Christi ist, haltet, darreicht und ubergibt, uß dem
auch eben die jhenigen, die zuvor in, mit und under
dem brott den leib Christi empfangen haben, ge-
meldt blutt trincken und in sich nemen etc.
Waß ich auch droben gemeldt und eingefürt hab von
der sündern art und weiße zu reden von dißen hohen
|41| geheimnißen Gottes, item von Gleubigen und
Ungleubigen, dergleichen von der geistlichen, unver-
gengklichen speiße, so die würdigen und gleubigen
in sich selber verwandlet etc., eben daß selbig soll
auch von dißem andern teil deß h. Abendtmals ver-
standen werden.
Verwerffe derhalben und verdamme von herzen alle
falsche lehre, die dißer Christi und seiner h. Apostel
reinen und wahren lehre zuwider und entgegen sind,
wie alle falsche und irrige opiniones, so uß blinder
menschlicher vernunfft und eigenichtiger, verwirter
wursköpffe |42| entstanden und uffkomen, als Zwing-
lii, Calvini, Baezae, Boquini, Erasti,26 Oleviani,27
Ursini;28 und waß deßgleichen geschmirens mer sein
mag. Welche die unvermuglicheit Christi und an-
ders, so irem eignen düncken nach ungerumpt und
abscheuchlich sein geachtet und gehalten wirt, be-
weget, das sie Christo, dem Stiffter dißes Testa-
ments (dem nichts, waß er redt, unmuglich, und
[der] die ewige warheit selber ist) nicht recht geben
und glauben wollen und mer iren eignen gedancken
Trier vertrieben, 1561 Dr. theol. Heidelberg, Kirchenrat,
1576 Berleburg, 1584 Prof. Herborn, dort gest. 1587.
28 Zacharias Ursinus, geb. 1534 Breslau, stud. Wittenberg,
1560 Zürich, 1561 Dr. theol. Heidelberg, Mitverfasser
des Heidelberger Katechismus, 1576 Neustadt, dort
gest. 1588.
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natur und weßen verwandlet wirt, da hiegegen diße
Geistliche Speiße, die an ir selbs unvergengklich und
derhalben weder verdawehet noch in des leibs na-
rung verwandlet werden mag, solche krafft und
wirckung hat, das sie eintweder die niessenden zu
irer selbs art und eigenschafft bringt und geistlich
machet, da sie dißen worten: Für euch gegeben, und:
Für euch vergoßen zu vergebung der sünden etc.,
glauben. Oder aber ebendenselbigen schedlich und
verderb- |37| lich ist, nicht uß oder von sich selber,
sonder deßen, der solche theure gabe unwürdig an-
nimpt und sich selber an dem leib und blutt Christi
schuldig machet, Dan die, die sich nach der lehre
deß Apostels nicht zuvor selber bewenen noch den
leib deß herrn Christi von andern gemeinen speißen
recht underscheiden, die bringen und laden uff sich
das gericht und billiche verdamniß eben der ursach
halber, das sie Christum als iren heyland in dißem
seinem Testament und h. Abendtmal nicht würdigk-
lich zu sich genomen |38| und empfangen haben,23
deß gericht und straffe sie auch mit nichten entge-
hen mugen, si thuen und wircken dan dißer irer be-
gangnen schweren sünde rechtschaffne buße.
Uß dem allem weitter zu verstehen ist, waß von dem
andern stuck dißes Sacraments, das ist vom kelch
oder wein, so mit den worten Christi: Das ist mein
blutt etc., ußgeteilet wirt, so viel das weßen und
substanz anlanget, mein Glaub und bekantniß seye,
nemlich das der kelch, den der herr im Ersten
Abendtmal genomen und uß seinen befelch fur und
fur der kirchen |39| diener nimpt, auch den selbigen
seinen jungern geben und befolchen, daß sie daruß
alle trincken, seye daß blutt Christi, deß newen Te-
staments fur uns vergoßen, oder wie Paulus und Lu-
cas sagen: Ein Testament nit deß weins, sonder deß
blutts Christi,24 durch welches blutt daß new Te-
stament bestetigt und bekrefftiget ist als das gegen-
wertig, in dem kelch mit dem wein dargereicht und
mit des leibs munde empfangen wirt.
23 1 Kor 11,27-29.
24 1 Kor 11,25; Lk 22,20.
25 1 Kor 10,16.
26 Zu Beza, Boquin und Erastus vgl. Fußnoten 58-60,
S. 333f.
27 Caspar Olevian, geb. 1536 Trier, 1557 Dr. iur., 1560 aus
Welcher ursach halben der Apostel Paulus sagt: Der
gesegnete kelch, den wir segnen, ist der nicht die
gemeinschafft deß blutts Christi?25 Oder |40| die uß-
teilung desselbigen?
Die da geschicht mit der darreichung deß kelchs,
der under die, so trincken, ußgeteilet und mit deß
leibs munde ampfangen wirt.
Dan der kelch ist daß mittel und instrument, in dem
der wein durch sacramentliche einigkeit daß blutt
Christi ist, haltet, darreicht und ubergibt, uß dem
auch eben die jhenigen, die zuvor in, mit und under
dem brott den leib Christi empfangen haben, ge-
meldt blutt trincken und in sich nemen etc.
Waß ich auch droben gemeldt und eingefürt hab von
der sündern art und weiße zu reden von dißen hohen
|41| geheimnißen Gottes, item von Gleubigen und
Ungleubigen, dergleichen von der geistlichen, unver-
gengklichen speiße, so die würdigen und gleubigen
in sich selber verwandlet etc., eben daß selbig soll
auch von dißem andern teil deß h. Abendtmals ver-
standen werden.
Verwerffe derhalben und verdamme von herzen alle
falsche lehre, die dißer Christi und seiner h. Apostel
reinen und wahren lehre zuwider und entgegen sind,
wie alle falsche und irrige opiniones, so uß blinder
menschlicher vernunfft und eigenichtiger, verwirter
wursköpffe |42| entstanden und uffkomen, als Zwing-
lii, Calvini, Baezae, Boquini, Erasti,26 Oleviani,27
Ursini;28 und waß deßgleichen geschmirens mer sein
mag. Welche die unvermuglicheit Christi und an-
ders, so irem eignen düncken nach ungerumpt und
abscheuchlich sein geachtet und gehalten wirt, be-
weget, das sie Christo, dem Stiffter dißes Testa-
ments (dem nichts, waß er redt, unmuglich, und
[der] die ewige warheit selber ist) nicht recht geben
und glauben wollen und mer iren eignen gedancken
Trier vertrieben, 1561 Dr. theol. Heidelberg, Kirchenrat,
1576 Berleburg, 1584 Prof. Herborn, dort gest. 1587.
28 Zacharias Ursinus, geb. 1534 Breslau, stud. Wittenberg,
1560 Zürich, 1561 Dr. theol. Heidelberg, Mitverfasser
des Heidelberger Katechismus, 1576 Neustadt, dort
gest. 1588.
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