1. Bekenntnis der Kirchendiener [1564]
nach hengen und bei fallen. Da aber frommen Chri-
sten, die Gottes wort |43| für wahr halten und gern
glauben, nichts unmuglich, ungerumpt oder ab-
scheuchlich ist, sonder in allweg für wahr, gewiß
und Gott zu leisten leicht gehalten wirt, waß er redt,
zusagt, stifft und verordnet.
Daß ist nun mein einfaltige meinung, glaub und be-
kantniß von dißem hochen geheimniß deß h.
Abendtmals, so viel sein weßen und substanz be-
trifft, zu welches weiterer erklerung im fall, da hie-
vor waß dunckel und nit gnugsam verstentlich von
mir were geredt worden, referir und zeuche ich mich
uff Lutheri Cate-| 44| chismo und bekantniß,29 als der
den ganzen handel dißes Sacraments weitleuffig und
gewaltig uß Gottes wort dargethon und bewißen
hat, in den schrifften und buchern, die deßhalber
offentlich in truck ußgangen, in denen aller Sacra-
mentirer irrige mainung statlich und gewaltig wi-
derleget werden.
Demnach aber von dem nutz und brauch dißes Sac-
raments beiderseidts der Lutherischen und Zwing-
lianern, wie mans pflegt zu nennen, ungleiche mei-
nungen sind, will ich uffs kurzest auch anzeigen und
melden, waß mein glaub |45| und bekantniß seye vom
fürnempsten brauch der würdigen niessung und
empfachung deß leibs und blutts Christi, sintemal
etliche, beide der newen und alten Zwinglianern be-
funden werden, die da sagen, daß diß Sacrament al-
lein ein gnadenzeichen seye im wort verheissen und
also daß h. Abendtmal kein andere und bessere
wirckung und nuzbarkeit mit bringe, als die nießen-
den zu erinnern der vorhin empfangnen durch den
glauben30 Gottes hulde und vergebung der sunden,
und mit nichten, daß in solchem Sacrament als ei-
nem ordenlichen mittel |46| oder instrument von
Christo hiezu verordnet, die vergebung der sunde,
Gottes huld und gnade dargereicht und ubergeben
werde, als zum exempel da sie uß dem h. Tauffe, den
der Apostel ein bad der widergeburt und ernewe-
29 Der Große Katechismus, BSLK S. 707-725; und die
Schmalkaldischen Artikel, BSLK S. 450-452.
30 Wohl: der vorhin (= zuvor) durch den Glauben empfan-
genen Gotteshuld.
rung deß h. Geistes nennet,31 nichts anders machen
und verstehn dan ein zeichen und erinnerung der
widergeburt. Verweißt nicht, sprechen sie, daß das
geheiligte waßer genent werde daß bad der wider-
geburt, weil daß waßer nit die widergeburt noch kin-
der Gottes machet, sonder allein dadurch offenbar
und bekant |47| werden? Gleich als werde der Tauff
ein bloß ledigs waßer on Gottes wort und verhei-
ßung.
Wie wol aber durch den Tauff deß alten menschens
absterben und tödung bedeuttet wirt, dergleichen
ob wol die gemeinschafft eines brotts uns erinnert,
daß wir, die viel sind, zu einem leib werden,32 so
sezet doch gleichwol der Apostel nicht alles in zei-
chen und bedeutten, nimpt auch nit dadurch dem
Tauff und h. Abendtmal ir wessen und fürnempste
nutzbarkeit, in viel mer leret er, daß des alten men-
schens absterben in dem h. Tauff nicht nur bedeut-
tet, sonder wol gewirckt und volnbracht werde,33 |48|
dergleichen im h. Abendtmal wirdt die kirch, so deß
herrn Christi geistlicher leibe ist, nicht allein be-
deuttet, sonder vielmer und eben durch solch Sacra-
ment zu seinem, deß herrn wahr geistlichen leibe ge-
macht etc., daher die alten vetter bekennen, daß
brott und wein nit allein genent werden, sonder
auch warhafftig Christi leib und blutt seyen.
Weil dan die Sacrament nit nur schlechte gnaden
zeichen sind, sonder gleich mit mittel und instru-
ment, durch die den niessenden Gottes gnade und
vergebung der sunden dargereicht und mitgeteilet
wirt, so bekenne ich, daß der Teuffer mit dem |49|
waßer tauffen bezeuge, daß der getauffte warhafftig
abgewaschen von seinen sunden und also angeno-
men werde von Gott Vatter, Son und h. Geist, auch
daß alle gutthaten, im Evangelio versprochen, dem
getaufften zugestelt und ubergeben werden, derhal-
ben dan auch der Tauff zur seligkeit deß menschens
nottwendig ist, daß diße klare und helle spruch be-
zeugen ad Tit. Cap. 3: Nach seiner barmherzigkeit
31 Tit 3,5.
32 1 Kor 10,17.
33 Röm 6,4.
695
nach hengen und bei fallen. Da aber frommen Chri-
sten, die Gottes wort |43| für wahr halten und gern
glauben, nichts unmuglich, ungerumpt oder ab-
scheuchlich ist, sonder in allweg für wahr, gewiß
und Gott zu leisten leicht gehalten wirt, waß er redt,
zusagt, stifft und verordnet.
Daß ist nun mein einfaltige meinung, glaub und be-
kantniß von dißem hochen geheimniß deß h.
Abendtmals, so viel sein weßen und substanz be-
trifft, zu welches weiterer erklerung im fall, da hie-
vor waß dunckel und nit gnugsam verstentlich von
mir were geredt worden, referir und zeuche ich mich
uff Lutheri Cate-| 44| chismo und bekantniß,29 als der
den ganzen handel dißes Sacraments weitleuffig und
gewaltig uß Gottes wort dargethon und bewißen
hat, in den schrifften und buchern, die deßhalber
offentlich in truck ußgangen, in denen aller Sacra-
mentirer irrige mainung statlich und gewaltig wi-
derleget werden.
Demnach aber von dem nutz und brauch dißes Sac-
raments beiderseidts der Lutherischen und Zwing-
lianern, wie mans pflegt zu nennen, ungleiche mei-
nungen sind, will ich uffs kurzest auch anzeigen und
melden, waß mein glaub |45| und bekantniß seye vom
fürnempsten brauch der würdigen niessung und
empfachung deß leibs und blutts Christi, sintemal
etliche, beide der newen und alten Zwinglianern be-
funden werden, die da sagen, daß diß Sacrament al-
lein ein gnadenzeichen seye im wort verheissen und
also daß h. Abendtmal kein andere und bessere
wirckung und nuzbarkeit mit bringe, als die nießen-
den zu erinnern der vorhin empfangnen durch den
glauben30 Gottes hulde und vergebung der sunden,
und mit nichten, daß in solchem Sacrament als ei-
nem ordenlichen mittel |46| oder instrument von
Christo hiezu verordnet, die vergebung der sunde,
Gottes huld und gnade dargereicht und ubergeben
werde, als zum exempel da sie uß dem h. Tauffe, den
der Apostel ein bad der widergeburt und ernewe-
29 Der Große Katechismus, BSLK S. 707-725; und die
Schmalkaldischen Artikel, BSLK S. 450-452.
30 Wohl: der vorhin (= zuvor) durch den Glauben empfan-
genen Gotteshuld.
rung deß h. Geistes nennet,31 nichts anders machen
und verstehn dan ein zeichen und erinnerung der
widergeburt. Verweißt nicht, sprechen sie, daß das
geheiligte waßer genent werde daß bad der wider-
geburt, weil daß waßer nit die widergeburt noch kin-
der Gottes machet, sonder allein dadurch offenbar
und bekant |47| werden? Gleich als werde der Tauff
ein bloß ledigs waßer on Gottes wort und verhei-
ßung.
Wie wol aber durch den Tauff deß alten menschens
absterben und tödung bedeuttet wirt, dergleichen
ob wol die gemeinschafft eines brotts uns erinnert,
daß wir, die viel sind, zu einem leib werden,32 so
sezet doch gleichwol der Apostel nicht alles in zei-
chen und bedeutten, nimpt auch nit dadurch dem
Tauff und h. Abendtmal ir wessen und fürnempste
nutzbarkeit, in viel mer leret er, daß des alten men-
schens absterben in dem h. Tauff nicht nur bedeut-
tet, sonder wol gewirckt und volnbracht werde,33 |48|
dergleichen im h. Abendtmal wirdt die kirch, so deß
herrn Christi geistlicher leibe ist, nicht allein be-
deuttet, sonder vielmer und eben durch solch Sacra-
ment zu seinem, deß herrn wahr geistlichen leibe ge-
macht etc., daher die alten vetter bekennen, daß
brott und wein nit allein genent werden, sonder
auch warhafftig Christi leib und blutt seyen.
Weil dan die Sacrament nit nur schlechte gnaden
zeichen sind, sonder gleich mit mittel und instru-
ment, durch die den niessenden Gottes gnade und
vergebung der sunden dargereicht und mitgeteilet
wirt, so bekenne ich, daß der Teuffer mit dem |49|
waßer tauffen bezeuge, daß der getauffte warhafftig
abgewaschen von seinen sunden und also angeno-
men werde von Gott Vatter, Son und h. Geist, auch
daß alle gutthaten, im Evangelio versprochen, dem
getaufften zugestelt und ubergeben werden, derhal-
ben dan auch der Tauff zur seligkeit deß menschens
nottwendig ist, daß diße klare und helle spruch be-
zeugen ad Tit. Cap. 3: Nach seiner barmherzigkeit
31 Tit 3,5.
32 1 Kor 10,17.
33 Röm 6,4.
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