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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0712
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Sickingen

hat uns Gott selig gemacht durch daß bad der wi-
dergeburt und ernewerung deß h. Geistes, welchen
er ußgoßen hat uber unß reichlich etc.34 |50| Item I.
Pet. 3: Zu den zeyten Noe, da man die Archa zuru-
stet, in welcher wenig, das ist acht seelen, behalten
wurden durchs waßer, welches nun auch uns selig
machet in der Tauffe, die durch jenes bedeutet ist,
nit das abthun deß unflats am fleisch, sonder der
bundt eines gutten gewißen[s] mit Gott etc.35
Daß aber nun vom h. Tauff gesagt soll und mag
recht auch vom andern Sacrament deß h. Abendt-
mals verstanden werden, welches nicht weniger ein
gewißes pfand und zeugniß ist der Göttlichen gna-
den und unß nicht allein schlecht erinnert der ver-
heissung und |51| erlangten unserer erlössung, sonder
die selbigen gleichmit darreicht und einem jeden in-
sonderheit, so daß h. Abendtmal empfachet, zueig-
net. Den die vergebung der sunden, so mit dem
glauben ergriffen und angenomen, wirt in dißem
Sacrament den niessenden angebotten lautt der
wort: Daß ist mein leib, der für euch gegeben wird.
Item: Daß ist mein blutt, daß fur euch vergoßen
wirt zu vergebung der sunden. Welcher gnaden ver-
heißung von vergebung der sunden, pfand und ver-
sicherung ist der leib Christi, so in, mit und under
dem brott im brauch dißes |52| Sacraments darge-
reicht, und das blutt, so mit dem kelch ußgeteilet,
und beides mundtlich empfangen wirt. Den Chri-
stus will einen jeden in sonderheit durch solchen
empfangnen schatz vergwißen, daß er nicht zweiffel,
die gutthaten Christi, im Evangelio verheißen, sey-
en sein eigen erbgutt.
Zu dißer würdigen niessung gehört und wirt erfor-
dert daß geistlich essen und trincken deß fleisch[s]
und blutts Christi, welche[s] durch den Glauben ge-
schicht, deß eigne und sondere wirckung sie auch ist,
solcher aber geistlichen niessung deß Glaubens für-
nempste nuzbarkeit ist, das wir in Christo bleiben,
Joh. 6. Cap.: Wer |53| mein fleisch ißet und trincket
mein blutt, der bleibet in mir und ich in im etc.36
34 Tit 3,5-6.
35 1Pt 3,20f. nach Luther 1545.
36 Jh 6,54.

Gleicher gestalt gehets zu mit dem h. Abendtmal, in
dem nit allein geistlich von den Gleubigen, sonder
auch Sacramentlich von allen niessenden der leib
und das blutt Christi empfangen wirt, doch mit dem
underscheid, daß die Gottloßen der geistlichen nies-
sung beraupt sind.
Dan es ist daß aller gewissest zeugniß der wunder-
baren vereinigung deß herrn und deren, die diß Sac-
rament gebrauchen, macht, dieweil in dißem hoch-
würdigen |54| Sacrament Christus warhafftig und
weßentlich zugegen und er sich auch warhafft den
niessenden zu eßen und zu trincken ubergibt, so ist
offenbar, wie er, der herr selber, bezeuget, daß er in
inen sey und das er sie ime zu glidmas mache, auch
daß er sie mit seinem blutt gewaschen und gereini-
get habe, wie dan Hilarius spricht:37 Diße ding, die
wir im Abendtmal empfangen und getruncken, ma-
chen, das wir in Christo und Christus in uns sey und
bleibe.
Solche gegenwertigkeit aber ist nit deren gleich, von
welcher Acto 23. Cap. geschriben ist, daß Christus
dem h. Paulo bei der |55| nacht nit lenger beigestan-
den sey,38 sonder ist Christus einwonung in uns, de-
ßen wir tempel und wonung sind, wie er dan zu ei-
nem andern ort sagt: So jemand mich liebet, wil ich
und mein vatter zu im komen und wonung bei im
machen.39 Diße gegenwertigkeit aber geschicht auch
außer dem brauch deß h. Abendtmals auß betrach-
tung und glauben an das wort Gottes, die ein geist-
liche niessung ist, darvon droben gesagt. In dißem
Sacrament aber und in der sacramentlichen nies-
sung deß leibs und blutts Christi, so da |56| mundt-
lich geschicht, werden wir mit ime vil stercker ver-
bunden und vereinigt, ja gleichsam eingeleibet, daß
wir gebein von seinem gebein, fleisch von seinem
fleisch werden und mit dißer himlischen speiße ge-
nert und uffenthalten werden zu der kunfftigen, un-
sers fleisches ufferstehung.

37 Hilarius von Poitiers, De Trinitate VIII, 14; PL 10, 247.
38 Apg 23,11.
39 Jh 14,23.

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