Landau
F.: Würt der obgemelt warhafftig glaübe allen ge-
ben, die das evangelion wissen, hören oder lesen?
A.: Nein, sonder diessen allein, so gott vor der
welt anfangk zu seinem reych ausserwelet und in das
buch des lebens beschriben hat, Act. xiii,7 und zu
gleycherweyße der berüffenen vil und der aüsser-
welten wenig sein, also auch sein ir viel, die den fal-
schen glaüben, und wenigk, die den warhafftigen
glauben haben und uberkommen.
Unnd auß diessem grunde muß man verantwor-
ten die gemeynen klage, so yetzundt von vielen für-
gewandt würt mitt namenn, das das Evangelion
trefflich von vielen und in vielen enden geprediget
werd und doch gar wenig güter Evangelischer frucht
bringe, dann es kömpt al- |AVv| les daher, das vil
beruffen unnd wenigk ausserwelt seyn.8 Und das der
gut samen nicht me[hr] dann ein theyl hat, das er
frucht bringt, und sonst wol drey theyl, da er ver-
dierbt.9
F.: Wobey erkennestu den warhafftigen glaüben für
dem falschen?
A.: Ich erkenn in bey der ungefarbten liebe,
dann der warhafftig glaub geth stetig mit der unge-
farbten lieb umb, der falsch aber leyth still in der
liebe und treybt alleyn vil uffgeblasener wort unnd
falsch gleyssende werck, die gott nit geheyßen hat.
F.: Welchs ist die ungefarbte lieb?
A.: Die durch das heylig creutz bewert und ge-
übet würt und besteet.
F.: Was ist das heylig creutz?
A.: Es ist, das man unschuldig und umb wolthat
willen leydet mit gedult gleych wie unnser haüpt
Christus. Das ist das recht heylig creutz, das heylig
leut macht, dem teuffel seynn gewalt bricht, darin
alleyn sich die waren Christen zurümen ha- |AVIr|
ben, dann es ist ein sonderlich kleynet10 des Evan-
gelions, welchs auch derhalb das wort des creutz ge-
nant würt, 1. Collo. 1.11
7 Sic! Wohl: Apk 13,8.
8 Mt 20,16.
9 Mt 13,18-23.
10 Kleinod.
F.: Was ist das Evangelion?
A.: Es ist eyn süsse, fröliche botschafft gottes,
darin gott verspricht vergebung der sünde und das
ewig leben durch den verdienst Jesu Christ allen
menschen, die sich sunder bekennen, got vertraüwen
unnd in von gantzem hertzen anruffen.
F.: Wie soll man aber gott anruffen?
A.: Gott soll man anruffen im geyst und in der
warheit12 mit solchen worten, wie es Christus, der
herre, seine jünger im pater noster gelert hatt, das
steet Mathei. vi geschrieben und laüt also:
Unser vatter in den hymmeln, Deyn name sey
heyligk, Deyn reych komme, Deyn will geschehe auf
erden wie in dem hymmel, unser teglich brot gib
unns heut Und vergibe uns unsere schuldt, wie wir
unnser schuldigern vergeben, Und füre unns nicht in
versuchung, Sonder erlöse |AVIv| unns von dem ubel.
Dann deyn ist das reych und die krafft und die her-
ligkeit in ewigkeyt, Amen.13
F.: Wie verstehstu diß gebett, das erzele von stück
zu stück.
[A.:] Ich verstee es also.
Unser vatter in den hymmeln.
Das wort ist gleych als ein vorrede und tyttel
gottes, darinn die drey götliche tugent, glaüb, lieb
und hoffenung,14 beschlossen sein, der glaub in dem
wörtlin vatter, Die lieb im wörtlin unser, die hoffe-
nung im wörtlin hymmeln. Und damit würt bedeut,
das niemant diß heylig gebett recht braücht unnd
das, so darin gemeynt ist, verstän oder erlangen
werde, er hab dann vorhin angefangen zuglaüben,
zulieben und zuhoffen.
Deyn nam sey heylig.
Das ist die erste bett, darin mir Christus, meyn
lieber herre unnd meyster, anzeigt, das ich von an-
geborner natur in aller götlichen weyßheyt ein blin-
11 Sic! Wohl: 1Kor 1,18.
12 Joh 3,23f.
13 Mt 6,9-13.
14 1Kor 13,13.
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F.: Würt der obgemelt warhafftig glaübe allen ge-
ben, die das evangelion wissen, hören oder lesen?
A.: Nein, sonder diessen allein, so gott vor der
welt anfangk zu seinem reych ausserwelet und in das
buch des lebens beschriben hat, Act. xiii,7 und zu
gleycherweyße der berüffenen vil und der aüsser-
welten wenig sein, also auch sein ir viel, die den fal-
schen glaüben, und wenigk, die den warhafftigen
glauben haben und uberkommen.
Unnd auß diessem grunde muß man verantwor-
ten die gemeynen klage, so yetzundt von vielen für-
gewandt würt mitt namenn, das das Evangelion
trefflich von vielen und in vielen enden geprediget
werd und doch gar wenig güter Evangelischer frucht
bringe, dann es kömpt al- |AVv| les daher, das vil
beruffen unnd wenigk ausserwelt seyn.8 Und das der
gut samen nicht me[hr] dann ein theyl hat, das er
frucht bringt, und sonst wol drey theyl, da er ver-
dierbt.9
F.: Wobey erkennestu den warhafftigen glaüben für
dem falschen?
A.: Ich erkenn in bey der ungefarbten liebe,
dann der warhafftig glaub geth stetig mit der unge-
farbten lieb umb, der falsch aber leyth still in der
liebe und treybt alleyn vil uffgeblasener wort unnd
falsch gleyssende werck, die gott nit geheyßen hat.
F.: Welchs ist die ungefarbte lieb?
A.: Die durch das heylig creutz bewert und ge-
übet würt und besteet.
F.: Was ist das heylig creutz?
A.: Es ist, das man unschuldig und umb wolthat
willen leydet mit gedult gleych wie unnser haüpt
Christus. Das ist das recht heylig creutz, das heylig
leut macht, dem teuffel seynn gewalt bricht, darin
alleyn sich die waren Christen zurümen ha- |AVIr|
ben, dann es ist ein sonderlich kleynet10 des Evan-
gelions, welchs auch derhalb das wort des creutz ge-
nant würt, 1. Collo. 1.11
7 Sic! Wohl: Apk 13,8.
8 Mt 20,16.
9 Mt 13,18-23.
10 Kleinod.
F.: Was ist das Evangelion?
A.: Es ist eyn süsse, fröliche botschafft gottes,
darin gott verspricht vergebung der sünde und das
ewig leben durch den verdienst Jesu Christ allen
menschen, die sich sunder bekennen, got vertraüwen
unnd in von gantzem hertzen anruffen.
F.: Wie soll man aber gott anruffen?
A.: Gott soll man anruffen im geyst und in der
warheit12 mit solchen worten, wie es Christus, der
herre, seine jünger im pater noster gelert hatt, das
steet Mathei. vi geschrieben und laüt also:
Unser vatter in den hymmeln, Deyn name sey
heyligk, Deyn reych komme, Deyn will geschehe auf
erden wie in dem hymmel, unser teglich brot gib
unns heut Und vergibe uns unsere schuldt, wie wir
unnser schuldigern vergeben, Und füre unns nicht in
versuchung, Sonder erlöse |AVIv| unns von dem ubel.
Dann deyn ist das reych und die krafft und die her-
ligkeit in ewigkeyt, Amen.13
F.: Wie verstehstu diß gebett, das erzele von stück
zu stück.
[A.:] Ich verstee es also.
Unser vatter in den hymmeln.
Das wort ist gleych als ein vorrede und tyttel
gottes, darinn die drey götliche tugent, glaüb, lieb
und hoffenung,14 beschlossen sein, der glaub in dem
wörtlin vatter, Die lieb im wörtlin unser, die hoffe-
nung im wörtlin hymmeln. Und damit würt bedeut,
das niemant diß heylig gebett recht braücht unnd
das, so darin gemeynt ist, verstän oder erlangen
werde, er hab dann vorhin angefangen zuglaüben,
zulieben und zuhoffen.
Deyn nam sey heylig.
Das ist die erste bett, darin mir Christus, meyn
lieber herre unnd meyster, anzeigt, das ich von an-
geborner natur in aller götlichen weyßheyt ein blin-
11 Sic! Wohl: 1Kor 1,18.
12 Joh 3,23f.
13 Mt 6,9-13.
14 1Kor 13,13.
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