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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0075
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2. Katechismus 1544

Sacramentlich abentmal gehalten hab, wie dann ge-
meingklich yetzundt der brauch ist?
Antwort: Es ist in keinen weg von nöten, Sonder so
ganntz von unnöten, das der, so es von nöten achtet
und als von notwegen haltet, auch erst am aller un-
christlichsten handelet und nit als ein frommer, got-
seliger Christ, sonder vilme[r] als ein unglaubiger
werckheilge[r] hie abscheydet.
Dann welcher den rechten gronde unnd die be-
stendige warheit des heyligen Evangelii unnd unsers
heyligen Christlichen glaubens auß insprechung des
heylgen geists recht erkanth hat, der weyß wol, das
Gott den todt seiner heyligen und das Christlich ab-
sterben gantz nit uff das Sacramentlich abentmal
gestellet hat. Er weyß auch wol, das er das Sacra-
mentlich abentmal nit fur die krancken, absterben-
den christen, sonder fur die gesunden, so in heyliger
gemeinde zusamen kommen werden, verordent hat.
Das doch also verstanden werden sol, das die
kranckheit fur sich selbs |Ciir| niemands das heylig
Abentmal zuhalten unwirdig machet, so er sunst
bey der heyligen gemeynde sein kane oder sie bey im
sein kan, dann wo ein heilige Christliche gemeinde
ist, da kan auch das heylig Abentmal von allen ge-
genwerdigen frommen Christen, so sich selbs probi-
ren können, recht und christlich gehalt werden.
Darum findt man auch kein zeugknus in heyliger
geschrifft, das die lieben Apostlen in der lere von der
haußhaltung unsers heyligen Christlichen glaubens
die krancken und sterbenden cristen auff das Sa-
cramentlich abentmal gewisen oder vertrost haben.
Als wol man auch kein zeugnus in heyliger Aposto-
lischer schrifft finden wirt, das die ersten frommen
cristen zur apostel zeit in iren kranckheiten und ab-
sterben sich des Sacramentlichen abentmals halben
eynigerley weise bekomret haben. So nun der heylig
geist allerley sachen in heyliger schrifft angezeygt
hat, damit die ersten cristen in der haußhaltung un-
sers heyligen Christlichen glaubens umbgangen sein
und nichts verseumet hat, das wir der Christlichen
haußhaltung halber von in wissen und yn nachthon

sollen, Und aber solchs handels auch nit mit dem
geringsten buchstaben gedencket, So ists gewiß (bei
mir), das sie sich in kranckheiten und in tots noeten
des Sacramentlichen abentmals nicht angenommen
unnd yren trost, Christlich zusterben, daselbsthin
nit gestellet haben.
Sanct Jacob, der heylig Apostel, schreibt in seiner
Epistel Cap. V von den krancken christen und gibt
|Ciiv| bescheydt, wie es mit gehalten werden soll,64
und sonderlich sagt er, das man die priester beruffen
sol, sagt auch, was sie beim krancken thon sollen,
Schweygt aber gantz still vom Sacramentlichen
abentmal, das doch unmuglich were, so der kranck-
en und absterbenden cristen trost darauff gestellet
sein solt oder das es zum Christlichen und gotseligen
ende von noeten sein wolt. Dann es ist ye all unser
heyl an eim gotseligen ende und Cristlichen abster-
ben gelegen; darumb ist unmueglich, so doch das
Sacramentlich abentmal von noeten darzu sein wolt,
das der h. geist in der heilgen schrifft vergessen ha-
ben solt und das die ersten frommen cristen zur
Apostel zeit sich der sachen nit angenommen und
nit mit getroestet haben solten. Darumb so wir lets-
ten Cristen uns an unserm letsten ende damit troes-
ten werden, damit sich die ersten frommen cristen
getrostet haben, so werden wir nur wol gestrostet
sein. Und so wir also hie sterben und abscheyden
werden, wie sie gestorben und abgescheyden sein, so
werden wir wol und cristlich sterben und abschey-
den (got gebe, was jha der gotloß hauffe fur grewel
dran haben will) und werden on zweiffel dahin kom-
men, da sie, die ausserwelten kinder Gottes schon
sein, nemlich in das ewig reych unsers hymelischen
vatters, da unser lieber herr Jesus Cristus ist zur
rechten des almechtigen Gottes, und endtlich mit im
die glori der herrlichen aufferstehung erlangt, wie
uns die gotliche zusage genugsam versichert hat.
Darzu helffe uns der groß Got, unser heylandt Jesus
Cristus in der krafft des heyligen geysts, zu ewigen
lobe und preysse Gott des hymelischen Vatters nun
und zu ewigen zeiten. Amen. |Ciiir|

64 Jak 5,14.

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