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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Goeters, J. F. Gerhard [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0082
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Landau

7. Mandat zum Gottesdienstbesuch und zur Polizeiordnunga
26. August 1571
Etliche, in jüngster anno etc. LXIIII publicirten policei ordnung1 geänderte articul.

Nach dem wir, burgermeister unnd rhat diser statt,
die so langwürige, schwere, theure zeit, die sich auch
noch zu keyner verbesserung ansehen lasst, billich
bedenckenn unnd zu hertzen füren, beneben aber
keins wegs spüren oder befinden, das jemandts der
unnsern solche zeit unnd uberschwänckliche theu-
rung für ein sondere straf vonn Gott, dem allmäch-
tigen, welche er umb so vilfelttiger sundenn,
schannd unnd laster, unchristlichem unnd schier vi-
hischen leben unnd wesens willenn, darmit sein gött-
lich maiestät vonn mänigclichem, jungen unnd allt-
ten, uffs höchst geunehrt, beyleydigt unnd erzürnet
würdt, über unns verhengt, erkennen, betrachten
oder behertzigenn will, Vil weniger sich zu abwen-
dung solcher mercklicher straaffen inn ainiche bes-
serung zu schicken oder anzustellenn begert, sonn-
der ein jeder nach seinem aignen willen, lust unnd
begirdenn (so vast er mag) inn hauffenn hienein zu
sündigenn fürfärt. Gantz ongeachtet, was deßhal-
benn für trewe, vätterliche, gutthertzige vermanun-
genn, warnungen unnd straffenn nit allein täglich
durch die predigenn göttlichs worts, sonnder auch
durch unnsere, je zu zeittenn außgangne ordnungen,
gebott unnd verbott beschehenn.
Daher dann zu besorgenn, auch albereytt vor augen,
es | werde der allmächtig Gott vonn wegenn solcher
beharrlichenn boßheytt unnd unbußferttigenn le-
bens nit allein mit noch mehrer thewerung, sonder
auch mit annder plagenn, seuchen unnd kranck-
heyttenn seinen zorn gegen unns ereugen, so habenn
wir unnserm tragenden ampt nach nit sollenn, kün-
den oder wöllen umbgehen, obangeregt unnser
jüngst publicirte policei ordnung widerumb ann die
hanndt zu nemmen, auch nach gestallt diser schwä-

a Textvorlage (Handschrift): StadtA Landau AA-42.

ren, gefärlichenn zeit unnd leuff inn ettlichen der-
selbenn innverleibtenn articuln ettwas zu mehren,
zu ändern unnd zu schärpffenn.
Ordnen, setzen unnd wöllenn demnach allen unn-
sern burgern, angehörigenn unnd verwanndten hie-
mit ernnstlich gebiettende, das sie solcher unnserer
hievorigenn offentlich verkündtenn policei ordnung
inn allen iren unverändert, auch jetzt nachvolgender
massenn geänderten puncten unnd articelln mit
sonnderm bußfertigen euffer trewlich unnd vleissig
gelebenn unnd nachsetzenn, derselbenn inverleibte
unsere ernnstliche straaffenn zuvermeidenn.
Wöllen hieruff dem ersten articul, von besuchung
unnd anhörung göttlichs wortts, angehenckt unnd
gehaltenn habenn, das die eussersten sporn an den
pfortenn am sontag zu morgen bis nach geendter
predig vor mittag zugehalten, | auch die jenigenn, so
hieraufs begiern, von pfortnern gerechtfertigt unnd
ohn redlich ursachenn nit hieraus gelassen, sonder
widerumb zuruck gewisenn werdenn.
Es soll auch die straaf eins schilling pfennigs der-
jenigenn, so sich an Feiertagenn unnder den predi-
genn ausserhalb der kirchenn ann verbottnenn ort-
tenn verhaltenn unnd betrettenn werdenn, uff ein
batzen gesetzt sein.
Bey dem articul vom gottslestern, fluchen unnd
schwerenn wöllenn wir sonderlich, das nit allein sol-
ches (vermög berürts articuls) bey inverleibter eins
er[samen] rhats wilkürlichenn straaf nach gelegenn-
heytt der uberfarung verbotten, sonnder auch ein
jeder schuldig sein solle, solche gottslesterer anzu-
zeygenn bey vermeidung gleicher straaf.

1 Diese Ordnung ist nicht erhalten.

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