Landau
lich alhie nur zu zuviel bekhandt, gelaudet, zu
schenkhen und hinzugeben macht haben. Sondern
bey dem text einfeltig pleiben, die irrige lehr auß
Gottes offenbahrtem wort anzeigen, straffen, die zu-
horer getrewlich und fleißig darfür alß solchem gifft
warnen unnd in dem, wie christlichen, friedlieben-
den theologen geziembt, hinfür bescheydenlicher
sich erweisen solten.
Wie dan meine hern von beyden rhäten eines sol-
chen bescheydts sich vor diesem einhellig verglei-
chen und vor einem jahr in der hindren stuben den-
selben den pfarherrn bester treyhertziger meynung
also mit starkher einbindung, dem sich allerdings
fürohin in ihren predigten gemäß zu erzeigen, durch
stattschreiber Wallungen5 vermelden unnd fürhal-
ten laßen. Ob man nun wol gentzlich sich getröstet
und unzweifenlich gehofft, sie, pfarhern, iren vorge-
setzten magistrat |172r| diß orts, von dem sie ad mi-
nisterium alhero vocirt worden, schuldiger gebühr
refferirn und dern damals ihnen angedeutte ernstli-
che meynung, geheiß und befelch, in bedrachtung
ihnen ja dardurch in ihr conscientz und gewissen nit
getrengen, auch die liebe wahrheitt zu praedicirn
und zu retten kheins wegs abgestrikt, sich gehor-
samblich bequemt haben sollen.
So ist es doch an deme, das nun seithero gerad das
widerspiel erfahren, so gar auch, das sie vast in allen
und jeden iren predigten den pabst und seinen an-
hang, darunder keys[erlich] May[estä]t, unser aller-
gnedigster her, der könig, chur- und fürsten und an-
dere hohen standts personen zu geschweigen, unver-
nemlich begriffen, also allergeheßigst und verdrieß-
lichst herzunemen, zu verkleinern, zu verachten und
weiß nit mit was spöttischen, erdichten, auch in
weltlichs rechten bey sondern peen verbottenen
ohnnamen zu belegen, zu verfluchen und gar dem
5 Am Landauer Stift bestand ein „Wallung-Kanonikat“,
benannt nach dem Stifter Nikolaus Wallung; das Präsen-
tationsrecht stand dem Stadrat zu, vgl. Gelbert, Le-
ben und Schriften, S. 33.
6 BSLK S. 44-137.
7 In der evangelischen Reichsstadt Donauwörth war es
1606 zu gewalttätigen Störungen einer Prozession des
teuffel zuzueignen unaufhörlich sich laßen gelüsten.
Wan dann ehrgemelte meiner herrn, von beyden
rhäten ob angezogener solchen ir, der pfarhern, be-
harlichen, unleydenlichen fortbrechungen, die
bapstler quoad personam zu verachten, außzuma-
chen und zu verdammen, dardurch man zumahl
nichts erbawet, sonder allein, wie die tägliche erfah-
rung, auch die hyßtorien erzeugen, so viel offt ver-
ursacht, das die gemüter der menschen nur je lenger
je mehr gegen einander zu unmenschlichem haß und
neydt verbittert |172v | und zu fürnemmung aller-
handt rachgiriger newrungen gereytzt werden, ein
merkliches mißfallen trägt, auch so viel gewiße
nachrichtung hatt, das dergleichen schelten von der
cantzel, so politische weiß mit unbillich cavillatio-
nes calumnia iniuria und uß teutsch hohlhipen und
schmähungen zu tauffen, in andern evangelischen,
der Augspurgischen confession6 verwandten stätten
kheins wegs verstattet, geduld oder gutgeheissen
würdt, und, wie man vernimpt, ebenmäßigen un-
zeittigen eyffer der prediger zu Thonawerth zu irem
unheil, darin selbige statt jetzmals hülffloß stekt,
nit geringer anlaß und occasion geben haben soll.7
Also ist abermals von beiden rhäten anheut uber-
kommen, auch dero einfeltige meynungen, hiesigen
pfarhern, nochmals die personalia fürthin von der
cantzel und die der papisten mit so verachtlichen,
ehrnrürigen ohnnammen ohn angetast zu lassen,
sich in verrichtung ires anbefollnen ampts mehrer
bescheydenheit zu befleißen, den religionfrieden (zu
deßen steiffer, unverbrüchlicher observantz meine
hern nit wenigern alß ander stendt sich verpflicht
erkhennen) wol beßer in acht zu nemmen, alles
ernsts erinnerlich zu undersagen, damitt nicht etwa
durch continuation ires bißher verspürten unzeitti-
gen eyffers mitt der unleydenlichen außmachung
der papisten person gemeyner statt und burger-
benachbarten Klosters Heilig Kreuz gekommen, was
vom Kaiser als Verletzung des Augsburger Religionsfrie-
dens ausgelegt wurde; in der Folge verfiel die Stadt der
Reichsacht und wurde 1607 von Herzog Maximilian I.
von Bayern erobert und rekatholisiert; vgl. Sehling,
EKO XII, S. 157; Köbler, Lexikon, S. 134f.
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lich alhie nur zu zuviel bekhandt, gelaudet, zu
schenkhen und hinzugeben macht haben. Sondern
bey dem text einfeltig pleiben, die irrige lehr auß
Gottes offenbahrtem wort anzeigen, straffen, die zu-
horer getrewlich und fleißig darfür alß solchem gifft
warnen unnd in dem, wie christlichen, friedlieben-
den theologen geziembt, hinfür bescheydenlicher
sich erweisen solten.
Wie dan meine hern von beyden rhäten eines sol-
chen bescheydts sich vor diesem einhellig verglei-
chen und vor einem jahr in der hindren stuben den-
selben den pfarherrn bester treyhertziger meynung
also mit starkher einbindung, dem sich allerdings
fürohin in ihren predigten gemäß zu erzeigen, durch
stattschreiber Wallungen5 vermelden unnd fürhal-
ten laßen. Ob man nun wol gentzlich sich getröstet
und unzweifenlich gehofft, sie, pfarhern, iren vorge-
setzten magistrat |172r| diß orts, von dem sie ad mi-
nisterium alhero vocirt worden, schuldiger gebühr
refferirn und dern damals ihnen angedeutte ernstli-
che meynung, geheiß und befelch, in bedrachtung
ihnen ja dardurch in ihr conscientz und gewissen nit
getrengen, auch die liebe wahrheitt zu praedicirn
und zu retten kheins wegs abgestrikt, sich gehor-
samblich bequemt haben sollen.
So ist es doch an deme, das nun seithero gerad das
widerspiel erfahren, so gar auch, das sie vast in allen
und jeden iren predigten den pabst und seinen an-
hang, darunder keys[erlich] May[estä]t, unser aller-
gnedigster her, der könig, chur- und fürsten und an-
dere hohen standts personen zu geschweigen, unver-
nemlich begriffen, also allergeheßigst und verdrieß-
lichst herzunemen, zu verkleinern, zu verachten und
weiß nit mit was spöttischen, erdichten, auch in
weltlichs rechten bey sondern peen verbottenen
ohnnamen zu belegen, zu verfluchen und gar dem
5 Am Landauer Stift bestand ein „Wallung-Kanonikat“,
benannt nach dem Stifter Nikolaus Wallung; das Präsen-
tationsrecht stand dem Stadrat zu, vgl. Gelbert, Le-
ben und Schriften, S. 33.
6 BSLK S. 44-137.
7 In der evangelischen Reichsstadt Donauwörth war es
1606 zu gewalttätigen Störungen einer Prozession des
teuffel zuzueignen unaufhörlich sich laßen gelüsten.
Wan dann ehrgemelte meiner herrn, von beyden
rhäten ob angezogener solchen ir, der pfarhern, be-
harlichen, unleydenlichen fortbrechungen, die
bapstler quoad personam zu verachten, außzuma-
chen und zu verdammen, dardurch man zumahl
nichts erbawet, sonder allein, wie die tägliche erfah-
rung, auch die hyßtorien erzeugen, so viel offt ver-
ursacht, das die gemüter der menschen nur je lenger
je mehr gegen einander zu unmenschlichem haß und
neydt verbittert |172v | und zu fürnemmung aller-
handt rachgiriger newrungen gereytzt werden, ein
merkliches mißfallen trägt, auch so viel gewiße
nachrichtung hatt, das dergleichen schelten von der
cantzel, so politische weiß mit unbillich cavillatio-
nes calumnia iniuria und uß teutsch hohlhipen und
schmähungen zu tauffen, in andern evangelischen,
der Augspurgischen confession6 verwandten stätten
kheins wegs verstattet, geduld oder gutgeheissen
würdt, und, wie man vernimpt, ebenmäßigen un-
zeittigen eyffer der prediger zu Thonawerth zu irem
unheil, darin selbige statt jetzmals hülffloß stekt,
nit geringer anlaß und occasion geben haben soll.7
Also ist abermals von beiden rhäten anheut uber-
kommen, auch dero einfeltige meynungen, hiesigen
pfarhern, nochmals die personalia fürthin von der
cantzel und die der papisten mit so verachtlichen,
ehrnrürigen ohnnammen ohn angetast zu lassen,
sich in verrichtung ires anbefollnen ampts mehrer
bescheydenheit zu befleißen, den religionfrieden (zu
deßen steiffer, unverbrüchlicher observantz meine
hern nit wenigern alß ander stendt sich verpflicht
erkhennen) wol beßer in acht zu nemmen, alles
ernsts erinnerlich zu undersagen, damitt nicht etwa
durch continuation ires bißher verspürten unzeitti-
gen eyffers mitt der unleydenlichen außmachung
der papisten person gemeyner statt und burger-
benachbarten Klosters Heilig Kreuz gekommen, was
vom Kaiser als Verletzung des Augsburger Religionsfrie-
dens ausgelegt wurde; in der Folge verfiel die Stadt der
Reichsacht und wurde 1607 von Herzog Maximilian I.
von Bayern erobert und rekatholisiert; vgl. Sehling,
EKO XII, S. 157; Köbler, Lexikon, S. 134f.
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