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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0115
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5. Kirchenordnung 1569

haissung, opfer, ceremonien und anders verordnet
und angericht, darmit anzuzeigen, das in den letsten
tagen ain wares und ewigs opfer komen wurde,δ in
dem in ewigkait volendet, die gehailiget werden,
und [hat] solche lehr in die schrifften der propheten
und aposteln fassen laßen, auf das die menschen von
gott gewiße zeugnus hetten, was sy haben und zu
irer seligkait gla[u]ben solen.
Dan wir lesen vom lieben Mose,ε das gott ine nit
allein sein gesatz auf dem berg Sinai dem volck
mundtlich furzutragen befolhen hat, sonder mit
seim |3v | göttlichen finger uf die taflen geschriben
und auch Mosi zu schreiben befolhen, auf das sy sein
wort alzeit vor augen hätten und dem willen gottes
gemäß lebten. Dise lehr aber ist in den schrifften des
altten und newen testaments mit solchem fleiß be-
griffen und dargethön, das der h[eilige] gaist ain fü-
rer und laitter warhaftig geglaubt württ, wie das der
apostel Petrus clar beweiset sprechende: Das solt ir
für das erst wissen, das kain weissagung in der
schriftt geschicht auß aigner außlegung, dan es ist
noch nie ain weissagung auß menschlichem willen
herfürgepracht, sonder die hailige menschen gottes
haben geredt, getriben vom hailigen gaist etc.ζ
Wer nun an diser lehr zweiflen will, muss got selbs
für ain lügner darstellen, dann darin württ also clar
von got, der ewigen weißhait, baiden naturen in
christo, von gott dem h. gaist, von der erschafung
himels und der erden auch des menschen, von seim
fahl, von ursach der sünden, von den sünden an in
selbs, vom freyen willen des menschen, vom gesatz,
vom evangelio, von der gnad gottes, von der buß,
von verzeihung der sünden, von glauben, von gutten
wercken, von der christlichen kirchen und gemain-
schafft der hailigen, von aufersteehung des leibs,
von dem ewigen und seligen leben angezaigt und
vermeldet, als die sonne des mittags am himel schei-
net.

δ Hebr 10 [14].
ε Exod 34 [1.27].
ζ 2 Pet 1 [20f.].
η Joh 3 [16].
θ Isa 61 [1f.]; Lu 4 [18f.]; Mar 16 [15f.].

Dise lehr und was noch nit umb kürtze willen
vermeldet, muß nach gottes befelch fürnemlich in
denn gemainden christlicher versamlungen durch
die verordnete lerer gepflantzt, geprediget und biß
zu end der weltt erhaltten werden, auf das, welche
dem geoffenbartten wortt glauben und biß ins end
beharren, ewig selig werden.
Die summa aber diser lehr steet fürnämlich in disem
inhaltt, das gott die weltt also geliebt, das er seinen
eingepornen son gab, auf das alle, so an ine glauben,
nit verloren wurden, sonder das ewig leben hät-
ten.η Das hatt Christus, unser her und erlöser, selbs
geprediget und seine jünger predigen und in alle
weltt leren haißen, auf das, wer glaubt und getauft
württ, selig werde.θ Und württ dise lehr vom apostel
genent ain krafft gottes, selig ze machen, so dran
glauben. Und ob schon ain engel von himel ain an-
ders leren wolt, sol er doch verflucht sein und nitt
gehörtt werden.ιDan allein in erkantnus obangereg-
ter lehr steet das ewig leben, wie Christus selbs zeu-
get: Das ist das ewig leben, das sy dich erkennen,
einen waren gott und den du gesandt hast, Jesum
christum.κ Darauf steet nun fürnemlich der vöste
grund, und kan außerhalb des kain anderer gelegt
werden, und sollen auch wider solchen die portten
der höllen nichts vermögen und außrichten.λ
In diser lehr, dieweil wir underschribene e. e. w. un-
derthönige diener, got lob einträchig seind, wöllen
wir vermittels gottlicher gnaden in der gmaind
christlicher versamlung die selbig trewlich und fleis-
sig füren und leren, der trostliche zuversicht, der
ewig und barmhertzig gott werde das gedeuhen dar-
zu gebenμ, das, wie der regen in dem mayen, wie der
prophet sagt, nitt ohne frucht also auch die lehr
durch unser predig ampt gefürtt werde, one gedeu-
hen und frucht nitt abgeen;ν und das, für das erst,
von der lehr.

ι Gal 1 [8].
κ Joh 17 [1].
λ 1 Cor 3 [11],
μ 1 Cor 3 [7],
ν Jes 55 [10f.],

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