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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0122
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Speyer

Und ob der kranck zu trost und sterck seins glau-
bens des hern abentmals begeren wurd, soll er darin
vom diener wol underrichtet und darauf ime mit-
getailt und gegeben werden, allain das man nach ge-
legenhaitt bei der Zeit, da die kranckhait und
schwachait, noch nit also gar iber die hand genomen
hatt, solchs dem diener anzezaigen, uff das mit
frucht mit ime |7r| mög gehandelt werden, sonderlich
aber dieweil onwurdig eßen und trincken im hailigen
abentmal das gericht uf sich ladet, ist dem krancken
langer verzug nitt allain beschwärlich, sonder auch
gefärlich. Und es begibt sich offt, das one alles ver-
handlen die diener von den krancken, sterbenden
oder gestorbnen widerumb ze hauß gen müßen,
wölchs auß langem verzug und farläßigkaitt der
krancken oder deren, die umb sie seind, kumpt und
entspringt. Were derhalb nutzlich und jederman be-
quemlich, das der kranck ainen tag zuvor, da er
noch bei guter vernunfft, ehe er das h. nachtmal
empfieng, einen diener zu sich beruffte und sich mit
ime underredte, trost und underweisung begerte und
uff volgenden morgen zu ainer gelegne stund das h.
abentmal empfienge.
Und das were baide, den dienern und gantzer gmai-
ner burgerschafft, nutzlich und gebe ain gleichmä-
ßige ordnung. Dan den dienern gotlichs worts (wie
mäniglich wol erkennen kan) nitt alle Zeit gelegen
noch möglich, nach ains jeden gefallen mitt den sac-
ramenten umbzegeen und zehandlen, sonderlich bey
nacht, ob dem essen und zu allen ongelegnen zeitten,
so man inen nachstellen möcht etc. Derhalben soll
jederman vermant werden, das man sich in gute und
nutzliche ordnung richten thu.
Es sollen auch die burger ire diener und dienerinnen
nitt ehe in das böginen hauß oder spital thon, sy
hätten dan zu vor bey inen zu hauß das h. nachtmal
empfangen. Und were auch sehr gut, das, wann der
kranck comuniciren und das h. sacrament empfahen
wöltt, das etlich seiner haußgenoßen oder ander
nachpauren mit ime communicierten, darmitt es der
ο Rom 5 [12].
π 1 Cor 15 [20f.].
ρ Joh 11 [25].

einsatzung Christi dester änlicher were. Wan nun zu
diser ordnung e. e. w. unß die hand raichen wurden,
möcht es in kurtzer zeit mitt großen nutzen aller
mänigclich angerichtet werden.
Von den todten und deren begrebnußen.
Dieweil der lebendig mensch auf erden nichtz gewi-
sers zu gewartten hatt, dan des todts, aber nichtz
ongewisers, dan der stund, so soltten sich billich alle
menschen täglich zum sterben rüsten, dan umb ains
menschen iberträttung ist die sünd, und umb der
sünde willen der tod in die welt kommen.ο Und ist
der tod anders nichtz, dan der sünden besoldung
und lon, aber die krafft des tods die sünd, durch
Christum aber ist der ware tod nit pliben, sonder zu
ainen süßen schlaff worden,π und haben alle glaubi-
gen durch Christum die hoffnung der aufferstehung
am jüngsten tag zum ewigen leben. Dieweil Christus
die auferstehung und das leben ist,ρ württ er alle, die
an in glauben, erwöcken und mit ime zur ewige ge-
rechtigkait fieren.
So zeugen die articul unsers uraltten christlichen
glaubens, das dises flaisch, so wir an unserm leib
tragen, an dem jüngsten tag verclärt zum seligen
und ewigen leben aufersteen werd, wie solchs alle
schrifften des alten und newen testaments erweisen.
Dan so wir nit aufersteen soltten, so were auch
Christus (sagt Paulus) nit aufferstanden, was wer
dan unser glaub? Warlich eitel und vergeblich.σ So
weren |7v| auch wir die aller ärmsten leut, so uf erden
leben. Dieweil aber nichts gwisers, dan das wir alle
zum gericht am jüngsten tag aufersteen müßen und
werden, so sollen bey den christen die begräbnus
ehrlich und mit großer andacht gehaltten werden,
dan die christen sterben nitt alß das fiehe, sonder als
die geschöpf gottes und glider unsers hern Christi,
denen der allmächtig got ain anders leben zuberaitt
hat, und zeuget auch gottes wortt, das es herlich sey
vor dem angesicht gottes der todt seiner hailigen.τ

σ 1. Cor 15 [14]; Dan 12 [2]; Job 19 [25f.]; Jo 5 [28f.]; 1.
Thes 4 [13-17].
τ Psal 115 [116],

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