Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0131
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
8. Mandat zum Gottesdienst 1605

hinderlich sein, beneben bei hochzeiten und tauf der
jungen kinder weder in der kirchen noch auf den
kirchhöfen sich finden laßen und bei anschawung
solcher processionen uf den gassen vor den kirch-
höfen oder zu S. Georgen vor der kirchen sich mit
solcher zucht gebaren, in massen an ihme selbst
zimblich und ihnen wol anstendig ist.
Solte aber uber verhoffen wieder diß verpott fre-
ventlich gehandelt und nicht gehalten werden, ist
ein e. rhat vestiglich gemeint, nicht allein gegen
solch muthwilligs, ungehorsambs gesind und kinder
nach gelegenheit der jugent, sondern nicht weniger
gegen die eltern und herrschafften selbs mit unnach-
lessiger straf zu verfaren, darob dessen hochlichs
mißfallen im werck zu empfinden.
Ferner ist auch diß zu verkundigen bevolen:
Demnach etliche in gewonheit haben und auch biß-
weilen auß unversehen geschicht, daß sie ihre hund
mit sich zur kirchen bringen, durch deren gebell und
unwesen die zuhörer in ihrer andacht und offtermals
im gepett ver- |4r| hindert und irr gemacht werden,
die hund aber an sich selbst zu verrichtung deß got-
tesdiensts nicht gehörig, so sollen die, so zur kirchen
und anhörung der predigt kommen, hiemit ermanet
sein, dieselbe daheim in ihren heusern zu laßen, da-
mit menniglich ihrenthalben ungeirrt und ruig blei-
ben möge. Und damit solches desto fuglicher ge-
schehe, ist die anstellung gemacht, solchen diesen
art unnutzes vieh vor der kirchthüren ab- und zu-

rückzutreiben, darnach sich die irrigen, so der pre-
digt beiwonen wollen, werden wissen zu erweisen,
oder im widrigen fall deren verrichtung, so hiezu be-
stelt und beveliht sein, mit keinem unwillen ver-
mercken.
Waß dann diejenige anlangt, so dem hochlöblichen
keyserlichen cammergericht verwandt und einem er-
barn rhat nicht zu versprechen seind, ob man wol
gar nicht zweiffelt, daß sie diese angehörte erhebli-
che verordnung zu treulicher volstreckung zu brin-
gen und recht zu setzen ihrer vernunfftigen beschei-
denheit nach hochnotwendig zu sein ermeßen und
hierumb ihre kinder und |4v| gesind sich deren aller-
dings gepurlich zu bequemen und gemeß zu verhal-
ten ernstlich anweisen werden, so ist doch eines e.
rhats freundlichs gesinnen, es wellen ebenvermeldte
deß keys. cammergerichts angehörige ihres teils be-
rurte ordnung helffen erbauen, befurdern und erhal-
ten und hierin erscheinen lassen, daß sie an pflan-
tzung nutzlicher disciplin und ordnungen gutes wol-
gefallen tragen, wie ihnen dann ein e. rhat solchs wol
anvertrauet und an sich selbs gepurlich und billich
ist, welchs man meniglich zur nachrichtung nicht
verhalten wollen.

[Umschlag:] Gepott, daß unwesen der jugend und
deß gesinds in den mittagspredgten sowie einseg-
nung newer eheleut und kindertauff etc.
Item, daß die hundt nicht mit zur predigt zu
bringen.

111
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften