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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0207
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4. Agendbüchlein 1560

Mann und ein Fraw sein solte und sprach: Darumb
wirdt ein mensch Vatter und Mutter lassen und an
seinem weibe hangen und werden die zwey ein
fleisch sein, So sind sie nu nit zwei, sondern ein
fleisch. Was nu Gott zusammen gefüget hat, das soll
der mensch nit scheiden, Da sprachen sie: Warumb
hat denn Moyses gebotten zugeben einen scheid-
brieff und sich von ir zuscheiden erlaubt. Er spacht
zu inen: Moyses hat euch erlaubt zuscheiden von
ewren weibern von ewrs hertzen hertigkeit wegen,
|XLVIIv| von anbegin aber ist es nicht also gewest,
Ich sage euch aber, Wer sich von seinem Weibe
scheidet, es sey denn umb des Ehebruchs willen und
nimbt ein andere, der bricht die Ehe, Und wer die
abgescheidene nimbt, der bricht auch die Ehe.118
Zum Dritten, so höret auch das Gebott Gottes, wie
ihr euch gegen einander halten sollet, Denn also
spricht der Heilige Paulus, Ephes. V.
Zum Manne:
Ihr Menner liebet ewre Weiber, wie Christus ge-
liebet hat die Gemein und hat sich selbs für sie ge-
geben, auff das er sie Heiliget und hat sie gereiniget
durch das wasserbad im wort, auff das Er sie Ihme
selbst zurichtet, eine Gemein, die herrlich sey, die
nicht hab einen flecken oder runtzel oder |XLVIIIr|
des etwas, Sondern das sie heilig sey und unstreff-
lich, Also sollen auch die Menner ihre Weiber lieben
als ihre eigene leib, Wer sein Weib liebet, der liebet
sich selbs, denn niemandt hat jemals sein eigen
fleisch gehasset, sondern er nehret es und pfleget
sein, gleich wie auch der Herr die Gemein.
Zum Weibe.
Die Weiber seien unterthan ihren Mennern als
dem Herrn, Denn der Mann ist des Weibes haubt,
gleich wie auch Christus das haubt ist der Gemein
und er ist seines leibes Heilandt, Aber wie nu die
Gemein Christo ist unterthan, Also auch die Weiber
ihren Mennern inn allen dingen.119
Nun höret auch das Creutz, das Gott auff den Ehe-
lichen standt geleget hat. |XLVIIIv|
118 Mt 19,3-9.
119 Eph 5,22-29.
120 Gen 3,16.

Zum Weibe.
Also sprach Gott zum Weibe: Ich will dir viel
schmertzen schaffen, wenn du Schwanger wirst, Du
solt mit schmertzen Kinder geberen und dein will
soll deinem Mann unterworffen sein und er soll dein
Herr sein.120
Zum Manne.
Und zu Adam sprach Gott: Dieweil du hast ge-
horchet der stimm deines Weibes und geessen von
dem baum, darvon Ich dir gebott und sprach, Du
solt nicht davon essen, Verflucht sey der Acker umb
deinet willen, mit kummer solt du dich darauff neh-
ren dein lebenlang, Dorn und Disteln soll er dir tra-
gen und solt das Kraut auff dem Felde essen, Im
schweiß |XLIXr| deins angesichts soltu dein Brodt
essen, biß das du wider zur Erden werdest, darvon
du genommen bist, Denn du bist Erden und solt zu
Erden werden.121
Trost im Ehestand.
Doch soll das ewer trost sein, das ihr glaubet
und wisset, das ewer Standt vor Gott angeneme und
gesegnet ist, Dann also stehet geschrieben: Gott
schuff den mensch Ihme selbs zum Bilde, Zum Bilde
Gottes schuff Er ihn und Er schuff sie ein Mennlein
und Frewlein und Gott segnet sie und sprach zu ih-
nen: Seidt fruchtbar und mehret euch und füllet die
Erden und machet sie euch unterthan und herrschet
uber Visch im Meer und Vögel unter dem Himel
und uber alles Thier, das auff |XLIXv| Erden
kreucht, und Gott sahe alles was er gemachet hette,
und sihe da, es war alles sehr gut.122
Darumb spricht auch Salomon: Wer ein Ehefraw
findet, der findet etwas guts und bekommet wol ge-
fallen vom Herren, das ist, Gott gibt den Eheleuten
sein genad, das sie lust und liebe zusammen haben
und gern bey einander sind und wissen, das es Gott
auch wolgefellet.123

121 Gen 3,17-19.
122 Gen 1,27-31.
123 Spr 18,22.

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