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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0210
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Worms

inn erkantnuß seiner Sünde und darauff zur begirde
Göttlicher gnaden geführet, der betrübte aber und
erschrockene inn seinem gewissen mit dem Evange-
lio getröstet werde.
Auff diese erkündigung soll er ihme eine gute Christ-
liche ermahnung fürsprechen, darinn diese |LIIIr|
vier stück begriffen sind, Nemlich:
1. Eine erinnerung von ursach der Kranckheit
und alles jamers auff Erden, ja endtlich des todes
selbs.
2. Die Lehre vom trost der Christen inn allem
unglück und widerwertigkeit und sonderlich der
letzten todes noth.
3. Eine vermahnung zur gedult im Creutz und
leiden, welchs uns der Allmechtige Barmhertzige
Gott nicht böser meinung, sondern umb unsers nut-
zes willen zuschickt, darinn sein Son selbst das
schwerest getragen hat.
4. Eine vermahnung zur liebe des Nechsten, das
er mennigklichen verzeihe und vergebe und also sei-
nes stündleins nach Gottes willen mit gutem unbe-
schwertem gewissen erwarte oder, da ihme Gott das
leben lenger gönnen werde, das er sich forthin bes-
sere, Und soll solche vermahnung ungefehrlich auff
volgende weise geschehen, Darinn er diese stück wol
kürtzer oder lenger, nach dem es die notturfft und
des Krancken gelegenheit erheischet, handlen und
tractiren mag.
Ermahnung bey den Krancken.
Lieber Freundt, weil euch unser Herrgott mit
schwacheit ewrs leibs heimgesucht, damit ihr es
Gottes willen heimstellet, solt ihr wissen. | LIIIv|
Zum Ersten, das solche unsers leibs kranckheit uns
von Gott dem Herrn umb keiner andern ursachen
denn allein umb der Sünden willen zugeschickt
wirdt und das die Erbsünde, welche von Adam auff
uns geerbet, den Tode und alles was inn des Todes
reich gehöret als gebrechen, kranckheit, ellend, ja-
mer etc, mit sich bringet, Denn wo wir ohne Sünde

155 1Kor 11,32.

blieben, so hette auch der Tode, viel weniger andere
kranckheit, an uns nichts schaffen mögen.
Zum Andern, damit wir aber inn unsern sünden,
kranckheit und allerley anfechtung, auch des Todes
angst und noth nicht verzweiffeln müssen, So lehret
uns das Heilige Evangelium, das uns Christus, Got-
tes Son, von der sünde loß und ledig machen will, So
wir glauben an seine verheissung, Und sol- |LIIIIr|
ches geschicht auff zweyerley weise, Erstlich, das er
uns hie auff Erden durch das Evangelium und die
Heiligen Sacramenta unsere hertzen und gewissen
reiniget, das sie rhuwig und mit Gott zufrieden sein,
Darnach, wann unsere gewissen also gereiniget und
mit Gott dem Vatter durch den Glauben versönet
sind, muß auch die Sünde auß unser Natur und we-
sen außgefeget und vertilget und wir entlich von al-
len Sünden gereiniget und inn Göttlicher Gerechtig-
keit und reinigkeit volkommen werden, auff das wir
mit Gott Ewig leben mögen.
Zum Dritten, damit nun solchs inn uns geschehe
und volbracht werde, so schicket uns unser lieber
Herr Gott kranckheit, ja auch den Tode selbs zu,
nicht der meinung, das er mit uns zürne und uns
verderben wölle, sondern | LIIIIv| auß grossen gna-
den, das Er uns inn diesem leben zu warer busse und
glauben treiben und endtlich auß der sunden, darinn
wir noch stecken und auß allem unglück, beyde,
Leiblich und Geistlich frey machen will, wie solchs
die Heilige Schrifft reichlich bezeuget, Denn so sagt
Sanct Paulus i. Corinth. xi: Wenn wir vom Herrn
gerichtet werden, so werden wir gezüchtiget, auff
das wir nicht sampt dieser Welt verdambt wer-
den.155
Item, zun Römern am viii: Denen die Gott lie-
ben, müssen alle ding zum besten dienen und kan sie
von der liebe Gottes inn Christo Jhesu nichts ab-
scheiden, es sey fewer, schwert, hunger, Tode oder
Leben.156
Zum Vierdten, Weil dann nun dem also und du auß
dem Heiligen Evangelio, durch den munde des Sons

156 Röm 8,33-35.

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