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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0231
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4. Agendbüchlein 1560

XIIII. Von der Lehre.

[Kurtze erinnerung von der Lehre und Predigt.]m
Es ist gar kein zweiffel, das die gantze Summa der
rechten, warhafftigen, Göttlichen, Himlischen und
allein Säligmachenden Lehre, so von anfang der
Welt hero inn der Kirchen oder versamlung Gottes
Volcks auff Erden geübet und getrieben, auch noch
biß zu ende der Welt inn ubung bleiben soll und
muß, auch alles was derselben anhengig ist, inn der
Heiligen Göttlichen Schrifft etc. (Nemlich inn
schrifften der Heiligen Propheten und Apostln) so
genandt wirdt die Biblia, Altes und Newes Testa-
ments, dermassen so genugsam verfasset, begriffen,
außgeführet, erklert und mit Göttlichen, Himli-
schen wunderzeichen versichert und bestettiget ist,
das hierinn kein gebrech, fehl oder mangel zuspüren,
ja da auch ein Engel von Himel etwas anders als die
jetztbemelte Schrifft außweiset, lehren oder predi-
gen wolte, müste er verflucht sein.320
Derhalben alle Prediger und andere Kirchendiener,
so das Lehrambt inn unser Kirchen führen, allen ih-
ren möglichen vleiß mit ernstlicher anrüffung Got-
tes fürnemblich dahin richten und wenden sollen,
das sie die Schrifft der Heiligen Pro- |Cr| pheten und
Apostln embsigklich lesen, recht verstehen und alles
was sie dem Volck fürtragen inn predigen, lehren,
trösten, ermahnen und straffen, darauff gründen
und darauß bestettigen.
Dieweil auch nach der Apostel zeit etliche Hei-
lige Vätter inn sachen unsere Christliche Religion
belangende trefflich geschrieben und mit iren
schrifften der Kirchen ihren vleiß zu dienen Christ-
lich bewiesen, auch allerley irthummen, so sich wi-
der die rechte Prophetische und Apostolische Lehre
einreissen wolten, ihres besten vermögens durch
Gottes Gnad stattlich begegnet und gewehret ha-
ben, so sollen ihre schrifften nicht unbillich auch
ehrlich gehalten und vleissig, aber doch mit dieser

m Diese Überschrift fehlt hier, steht aber im Inhaltsver-
zeichnis.
n Fehlt 1582.

bescheidenheit gelesen und zur gelegenheit mit sol-
cher maß gebrauchet werden, das man dieselbigen
der Heiligen Prophetischen und Apostolischen
Schrifft nit gleich achte, sondern nach ihrem selbs
eigen rhat und begern, so viel darvon halte, so viel
sie mit zeugnuß der Heiligen Prophetischen und
Apostolischen Schrifften, welche das Fundament
und einige grundtfest sind des Christlichen Glau-
bens, Ephes. 2., erweisen und darbringen mö-
gen.321
Nun bestehet aber das fürnembste stück und der
Haubtpunct derselbigen Göttlichen allein Säligma-
chenden Schrifft, beide des Alten und Newen Testa-
ments, darinn, das man Christum, den Son Gottes
und Heilandt der gantzen Welt, recht erkenne,
Nemlich das Gott die Welt (wie Christus selbs lehret
Johan. 3) also geliebet hab, das er seinen einigen Son
dahin gegeben hat, auff das alle, die an ihne Glau-
ben, nicht verloren werden, |Cv| sondern das Ewige
Leben haben;322 Und wie Sanct Paulus schreibet 2.
Tim. 1: Das uns Gott hab sälig gemachet und be-
ruffen mit einem Heilgen beruff, nicht nach unsern
wercken, sondern nach seinem fürsatz und gnade,
die uns gegeben ist, inn Christo Jhesu, vor der zeit
der Welt, Jetzt aber offenbaret durch die erschei-
nung unsers Heilandts Jhesu Christi, der dem Tode
die macht hat genommen und das Leben und einn
unvergencklich wesen ans liecht gebracht durch das
Evangelium;323 Und hernach ferner Tit. 3: Wir wa-
ren auch weilandt unweiß, ungehorsamb, irrig, die-
nende den lüsten und mancherley wollusten und
wandelten inn boßheit und neide und hasseten uns
untereinander, Da aber erschein die freundtligkeit
und holdtsäligkeit Gottes, unsers Heilandts, nicht
umb der werck willen der Gerechtigkeit, die wir ge-
than hetten, sondern nach seiner Barmhertzigkeit,
machet er uns sälig, Durch das Bad der Widerge-
burt und ernewerung des Heiligen Geistes, welchen

320 Gal 1,8.
321 Eph 2,20.
322 Joh 3,16.
323 2Timl,9f.

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