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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0245
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2. Kirchenzuchtordnung 1566

2. Kirchenzuchtordnunga
11. März 1566

Pollicey Ordnung,
Wie dieselbe inn Unser,
Philipsen, Reinharts und Jörgen gebrüder,
Graven zu Leiningen, Herren zu Westerburg unnd Schaumburg,
Grave- unnd Herrschafften
angericht und gehalten werden solle.
[Wappen] |

Wir, Philips, Reinhart und Jörg, gebrüder etc.
Dieweil Wir diß jetzige jar ein Kirchenord-
nung1 inn Unsern Landen an zufangen unnd zuhal-
ten gegeben haben und aber uns gar wol bewust, daß
durch ein Gottloses wesen unnd wandel Unserer Un-
terthanen solcher Kirchenordnung lauff und fürt-
gang nit wenig würt gehindert werden, haben Wir

für gut angesehen, solcher Unserer Kirchenordnung
zu gut, auch Unser gemüt gegen Unsern Amptleu-
ten, Schultheisen unnd Unterthanen inn ernstlichem
gehorsam gegen derselben zu entdecken, diese Poli-
cey Ordnung auch bey den unsern an zurichten.
Versehen Uns gegen meniglich unterthenigen gehor-
sam. |A2r|

Policey ordnung,
wie die in der Graffsehafft Leiningen, Westerburg etc.
sol angericht und gehalten werden.

I. Vom fleissigen Kirchgang zu aller zeit.
Zum Ersten wöllen und erfordern Wir, daß alle Un-
sere Unterthanen (inn betrachtung des höchsten
nutzes, wölchen die Seel auß Gottes Wort schöpfft
und bekompt) das Heilig Gottes wort, wölches un-
sere Seelen, wie S. Jacobus lehret, selig macht,2 mit
grosser freud und begir, alweg, so man dasselbig zu
predigen pfleget, alte unnd junge, hören, zum an-
fang eylendt und nicht erst nach verlesung des
Texts, so man zu predigen für |A2v| genommen oder
wenn die predigt halb auß ist, kommen, sonder
gleich, wenn man zusammen oder das letzt zeichen
geleut hat, inn der Kirchen versamlet sein unnd biß
die predig und der Gesang volendet und auß ist, inn
der Kirchen bleiben.

a Textvorlage (Druck): HAB Wolfenbüttel 179.1 Th. (2).

II. Wie es sol mit dem Kirchgang am Sontag
gehalten werden.
Am Sontag, weil dieser vom Allmechtigen Gott
selbst darzu verordnet ist, daß man daran (wie auch
sonsten zu aller zeit) heilige werck volbring, Gott
anruffe, lobe, ehre, die heiligen Sacramenta brauche,
sol vormittag und auch nach mittag das Pfarrvolck
eines jeden Flecken unnd Dorffs, hindan gesetzt alle
andere geschefft, sich zur predig des Seligmachen-
den wort Gottes verfügen unnd daß diesem gepür-
lichen also nachgesetzt werde, so befelhen wir ernst-
lich, daß niemand am Sontag vor der früe predig
sich einerley anderer geschefft zu verrichten ohn
wissen und erlau[b]nuß des Schultisen ausserhalb
des Fleckens begebe. Wer |A3r| solches uberfehrt, sol
ein jede verbrechende Person III albos geben.

1 Vgl. Text Nr. 3.
2 Jak 1,21.

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