Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0252
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Leiningen-Westerburg

Dieser Spruch unsers Herrn Jesu Christi leget
allen Predigern dieses Ampt und werck auff, daß sie
fürnemlich ire gantze Lehr dahin richten, daß den
menschen die Buß und verzeihung der Sünden ge-
prediget werde.
Bußpredigen aber heisset, daß man allen menschen
auß Gottes heiligem wort ernstlich anzeige, daß sie
nicht allein inn sünden entpfangen und geboren,
sondern auch teglich sich vilfaltiger weise versün-
digen unnd von wegen derselbigen Gottes ungnade,
zorn, darzu zeitlicher unnd ewiger straff unterworf-
fen sein müssen. Darumb so legt der Allmechtig
Gott auch solche predig der Buß allen Predigern
se[l]bst durch den Propheten Jesajam auff, da er am
58. Capitel also spricht: Rüffe getrost, schone nicht,
Erhebe dein stimme wie ein Posaun und verkündige
meinem Volck ihr ubertrettung unnd dem Hause Ja-
cob ihre missethat.5 Auch Ezechielis am 3., 18. unnd
33. Cap. befilcht Gott, der Herr, also zu predi-
gen,6 deßgleichen an vilen andern orten Göttlicher
Heiliger Schrifft mehr, inn wölchen Sprüchen nicht
allein angezeigt, was die rechte Christliche Buß sey,
sondern auch allen Predigern ernstlich befolhen
würt, bey verlierung zeitlicher unnd |2v| ewiger wol-
fart, daß sie die Bußpredig mit fleiß unnd grossem
ernst treiben.
Wann dann also des menschen hertz mit dem Hamer
Göttlichs Gesetzes oder Bußpredig getroffen, das
gewissen verwundet unnd der mensch rechte ernst-
liche rewe und leid (von wegen, daß er seinen lieben
Gott so vielfaltiglich erzürnet hat) bekompt und
fület, als dann sol die tröstliche predig der gnaden
von vergebung der sünden, wölche ist das frewden-
reiche Evangelion von dem Son Gottes Jesu Christo
und allen seinen wolthaten, das zerschlagen hertz
widerumb auffrichten, das verwundt und betrübt
gewissen widerumb heilen unnd den gantzen men-
schen gleich wider lebendig machen, unnd diß heist

4 Lk 24,46f.
5 Jes 58,1.
6 Ez 3,16-21; 18,21-32; 33,1-9.
7 Lk 24,46f.
8 Joh 3,1-21.

Christus im angezognen Spruch, Luce am letzten,
Buß und die verzeihung der Sünden inn seinem Na-
men predigen.7
Wie nun die Bußpredig des Gesetzes, die rohen,
Gottlosen Sünder damit zu erschrecken, gantz und
gar erfordert würt, Also ist auch die liebliche, Gna-
denreiche predig des Heiligen Evangelii, da allen
reuwenden, bußfertigen sündern Gottes gnade und
barmhertzigkeit, verzeihung der sünde und ewiges
leben heimgetragen und angebotten würt, allerding
hoch von nöten, wie dann der Son Gottes solche pre-
dig fleissig treibt Johannis 3,8 Matthei 11,9 Luce
10,10 von dem armen verwundten menschen, so un-
ter die Mörder gefallen. Und an vil mehr andern
orten.
Auff diese des Herrn Jesu Christi selbst theilung sol-
len auch alle andere Capita der Himlischen Lehr ge-
richt werden, als von Heiligen Sacramenten, vom
Glauben, von Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, von
guten Wercken, von rechter Christlicher anruf- |3r|
fung, von eines jeden Christlichen menschen stand
und Beruff, von der todten aufferstehung, von ewi-
ger seligkeit der Glaubigen, von ewiger verdamnuß
der Unglaubigen unnd Gottlosen, auch letzlich von
allen andern nutzlichen und notwendigen stucken
der heiligen Christlichen Religion.
Auff diesen grund haben die Heiligen Propheten,
Apostel, der lieben Apostel Jünger die drey Heiligen
Symbola, Apostolicum, Nicenum unnd Athana-
sii,11 auch die Augspurgische Confession, so Anno
M. D. XXX. dem Römischen Kaiser ubergeben, ge-
sehen und gebauwet.12
Nach dem aber der Teuffel ein Lügner unnd dersel-
ben ein Vatter, zu allen zeiten etliche neben abwege,
so von diesem gewissen und rechten Fundament und
grund durch Jesum Christum selbst gelegt, erdacht

9 Mt 11,25-30.
10 Lk 10,17-24.
11 Vgl. BSLK S. 21-31.
12 BSLK S. 44-137.

232
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften