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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0267
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3. Kirchenordnung 1566

und zu hauß bringet: Sey getrost, förchte dich nicht,
deine sünde sind dir vergeben.
Zum Dritten umb Christlicher zucht willen, daß
man inn solchem gesprech das junge, unverstendige
volck vom Glauben fragen und, wo sie unterrichts
bedörffen, denselbigen mittheilen, auch sonst in vi-
len andern sachen den einfeltigen leutlin raht und
unterweisung geben könne.
Soll derhalben inn allen Kirchen unserer Graff-
und Herrschafft diese ordnung hinfüro gehalten
werden, daß niemandt zum Abendmal zugelassen
werde, er habe sich dann zuvor seinem seelsorger
angezeigt, seine reuwe und leid uber seine sünde be-
kenne, die Absolution begere, von sünden abstehe
unnd hinfüro inn Christlichem gehorsam lebe, damit
niemandts nur das Abendmal zum verdamnuß und
der Kirchen zum ergernuß |34r| empfahe, unnd soll
ein jeglicher insonderheit verhört werden vom Pfar-
herr freundtlich und Christlich unterricht und mit
der Absolution getröst werden, unnd so sichs bege-
be, daß etliche, die da ergerlich lebten unnd mit gro-
ben lastern beschwehrt weren, sich unbußfertig hiel-
ten, gedechten auch ir leben nicht zu bessern, denen
soll der Pfarherr das Abendmal zu entpfahen wi-
derrhaten, ein zeitlang uffziehen und handlen, daß
er abstehe.
Wie sich die Pfarherrn gegen denen,
so zur Beicht kommen und die Absolution begeren,
verhalten sollen.
lWeil zweyerlei leut sind, die zur Beicht kommen,
etliche, die keinen verstand und wenig gewissens ha-
ben und aber nicht verrucht sein, wie man ir etliche
findet, wölches daher kompt, daß die leut unter dem
Bapsthumb gar nichts unterricht unnd gelehrt sein,
Was Sünde sey? Was darauß folge? Wie man ir loß
werden? und gnade erlangen soll, Sonder seind also
im unverstand aufferwachsen, wolten ihm wol gern
recht thun und schemen sich doch, im alter zuler-
nen, will inen auch schwer eingehen, bleiben deß-
l-l Aus KO Pfalz-Zweibrücken 1557.
m Die Beichtfragen stammen wörtlich aus dem Wormser
Agendbüchlein 1560, s.o. Teil Worms, Text Nr. 4! Ähn-

halben offtmals von der Beicht unnd Sacrament, so
lang sie es nur verziehen und auffschieben können.
Wann nun solche leut kommen, die da gern recht
thun wolten unnd es doch nicht wissen, denselben
soll man ernstlich das gewissen rüren, daß sie erken-
nen und fülen lernen, wie sie arme sünder seind und
der gnaden bedörffen,l wölches geschicht, wenn sie
ihnen die zehen Gebott und was Gott in denselbigen
ernstlich for- |34v| dert und haben will, daß sie thun
und lassen sollen, anzeigen.
Der Kirchendiener mag auch uff solche weiß et-
liche gute leutlin, die da kommen, unnd ihr anzei-
gens thun unnd aber gleichwol nicht also inn irem
gewissen unnd verstand geschickt sein, uff nachfol-
gende weiß examiniren.
[Einzelbeichte]m
Frag: Was ist sünde?
Antwort: Alles, was wider Gottes Gesetz und
Gebott ist.
Frag: Wie weistu, das du ein sünder bist?
Antwort: Auß den zehen Gebotten, wölche ich
nicht gehalten habe noch auß eignen krefften zuhal-
ten vermag.
Frag: Was hastu damit verdienet?
Antwort: Gottes schweren zorn und den ewigen
tod, sampt |35r| allen andern zeitlich und ewigen
straffen.
Frag: Lest du dir auch solches leid sein?
Antwort: Ja, es ist mir von hertzen leid und be-
gere gnade und vergebung von Gott.
Frag: Wie erlanget man solche vergebung bey Gott?
Antwort: Allein durch den Glauben an Jesum
Christum, den Son Gottes, wölcher für unser sünde
ist gestorben unnd umb unser gerechtigkeit willen
widerumb aufferstanden.
liche Beichtfragen finden sich in der KO Waldeck 1556
(HAB Wolfenbüttel Tk 93, vgl. auch Sehling,
EKO VI/1/2 S. 1146).

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