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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0273
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3. Kirchenordnung 1566

Formule des Segens.
Der Herr segene und behüte euch, Der Herr er-
leuchte sein Angesicht uber euch und sey euch gne-
dig, Der Herr erhebe sein Angesicht auff euch und
gebe euch den frieden, Amen.95
Oder also.
Gott sey uns gnedig unnd Barmhertzig unnd

gebe uns seinen Göttlichen Segen, Er lasse uns sein
Ange- |48v| sicht leuchten unnd gebe uns seinen frie-
den, Amen.
Oder also.
Gesegne und behüte uns Gott, der Vatter und
der Son und der heilige Geist, Amen.q |49r|

Ordnung des gemeinen
Das gemeine Gebet, so inn der Christlichen versam-
lung gehalten wirdt, ist nicht allein von den heiligen
Patriarchen und Propheten inn allen schweren an-
ligen und nöten als ein mittel, Göttliche hülffe zu
erlangen, gebraucht worden, sondern ist auch durch
den heiligen Apostel Paulum, daß mans in keinen
weg unterlassen sol, befolhen, da er also inn der ers-
ten Epistel zum Timoth. am andern cap. schreibt:
Ich ermahne euch, spricht er, daß man für allen din-
gen zu erst thue Bet, Gebet, fürbitt unnd dancksa-
gung für alle menschen, für die Könige unnd alle
Obrigkeit.96 Ja, Gott, der Herr, gebeuts ernstlich im
49. Psalm, da er spricht: Rüffe mich an in der zeit
der not, ich wil dich erretten und du solt mich prei-
sen.97
Und das noch mehr ist, hat unser Heiland Jesus
Christus dem gemeinen Gebet eine treffenliche zu-
sagung gethan, Matthei am 18. cap., da er verheis-
set: Wo zween auff erden eins werden, warumb sie
bitten, das sol inen von seinem Himlischen Vatter
widerfahren.98 Darumb, weil den Christen teglich
allerley not, Creutz und leiden zuhanden gehen
unnd begegnen, sol das gemeine Gebet ernstlich inn
der Christlichen Kirchen geübet unnd getrieben
werden. |49v |
Es sollen aber die Kirchendiener das Volck mit
fleiß unterrichten, inen Gottes zorn wider die sünde
q Von Fußnote p S. 250 bis hierher aus KO Pfalz-Neuburg
1554.

95 Num 6,24-26.
96 1Tim 2,1f.
97 Ps 50,15.

Gebets unnd Letaney.
der massen scherffen, daß sie mit bußfertigem für-
satz unnd gutem gewissen ire hertzen zu Gott er-
heben. Dann kein Gebet recht und gut auch von
Gott erhöret würdt, es geschehe dann auß vorgehen-
der reuwe und leid uber die sünde und auß rechtem
vertrauwen auff das verdienst Christi unnd inn sei-
nem namen, wie dann Gott selbst bezeuget im Pro-
pheten Esaja am ersten cap.: Wann ir schon euwere
hende außbreitet, verbirge ich doch meine augen vor
euch, und ob ir schon vil betet, höre ichs doch nicht,
dann euwere hende seind vol bluts.99 Und Joan. am
neundten cap.: Wir wissen aber, daß Gott die sünder
nicht höret, sondern, so jemand Gottsförchtig ist
und thut seinen willen, den höret er.100 Deren Gebet
aber, so sich durch rechte busse mit Gott versönen
unnd im namen seines lieben Sons in umb hülff an-
rüffen, wil er erhören laudt seiner gnedigen zusa-
gung, als Psal. 145: Der herr ist nahe allen denen,
die in mit ernst anruffen, er thut, was die Gotts-
förchtigen begeren und höret ir schreyen und hilfft
inen.101 Esaje am 65. cap.: Unnd es sol geschehen,
ehe sie ruffen, wil ich ihnen antworten, weil sie noch
reden, wil ichs hören.102 Joan. am 16.: Warlich, war-
lich, ich sage euch, so ir den Vatter etwas bitten
werdet inn meinem namen, das würt er euch geben,
etc.103
Und wiewol alles, was wir von Gott bitten sollen,
beyde, zeitliche unnd ewige güter, inn das heilige
98 Mt 18,19-20.
99 Jes 1,15.
100 Joh 9,31.
101 Ps 145,18f.
102 Jes 65,29.
103 Joh 16,23.

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