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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0281
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3. Kirchenordnung 1566

Wo sie nun solches bekennen, so erinnere er sie
ferner vom Ehestand, wie volget.
Vermahnung an die neuwen Eheleut
und wie man die einleitten sol.
zEs sind neuwe Eheleut hierein kommen mit namen
N. N. und wöl- |68r| len inn Gottes namen ihre Ehe-
liche pflicht vor der Christlichen gemein bestetiget
haben und den Segen Göttlichs worts entpfangen.
Auff daß sie aber diesen heiligen stand nit mit
unverstand Göttliches worts wie die unglaubigen
anfahen, so sollen sie zum ersten auß heiliger Gött-
licher schrifft vernemen, wie der Eheliche stand von
Gott ist eingesetzt worden.
Gott der Herr sprach: Es ist nit gut, daß der mensch
allein sey, Ich wil im ein gehülffen machen, die umb
in sey. Da ließ Gott, der Herr, einen tieffen schlaff
fallen auff den Menschen, und er entschlieff, und
nam seiner rippe eine unnd schloß die stette zu mit
fleisch. Und Gott, der Herr, bauwet |68v| ein Weib
auß der rippe, die er von dem Menschen nam, und
bracht sie zu im. Da sprach der Mensch: Das ist
doch bein von meinen beinen unnd fleisch von mei-
nem fleische, man würdt sie Männin heissen, da-
rumb, daß sie von dem Mann genommen ist, Da-
rumb würdt ein Mann sein Vatter unnd Mutter las-
sen und an seinem Weib hangen und die zwey wer-
den ein fleisch sein.137
Zum Andern höret auch das heilig Evangelium, wie
ir gegen einander verpflicht und verbunden sein
solt. Matthei am 19. Cap. stehet also:
Die Phariseer tratten zum Herrn Jesu, versuchten
in und sprachen zu im: Ists auch recht, daß sich ein
Mann scheide von seinem weibe umb irgent |69r| ei-
ner ursachen willen? Er antwortet und sprach: Habt
ir nicht gelesen, daß, der im anfang den menschen
geschaffen hat, der machet, daß ein Mann und ein
z Von hier bis Fußnote a S. 262 aus KO Pfalz-Neuburg
1554.
137 Gen 2,18.21-24.

Weib sein solt, unnd sprach: darumb würdt ein
Mensch Vatter und Mutter lassen unnd an seinem
Weibe hangen und werden zwey ein leib. Was nun
Gott zusammen gefüget hat, das sol der Mensch
nicht scheiden.
Da sprachen sie: Warumb hat dann Moyses ge-
botten zu geben einen scheidbrieff und sich von ir
zuscheiden? Er sprach zu inen: Moyses hat euch er-
laubt zu scheiden von euwern Weibern von euwers
hertzen hertigkeit wegen, von anbegin aber ist es
nicht also gewesen. Ich aber sage euch: |69v| Wer sich
von seinem Weib scheidet, es sey dann umb des Ehe-
bruchs wegen, und nimpt ein andere, der bricht die
Ehe, unnd wer die abgescheidene nimpt, bricht auch
die Ehe.138
Zum dritten, So höret auch das Gebott Gottes, wie
ir euch gegen einander halten solt. Dann also spricht
der Heilig Paulus zun Ephes. 5.
Zum Manne.
Ir Menner, liebet euwere Weiber, wie Christus
geliebet hat die Gemeine, und hat sich selbst für sie
gegeben, auff daß er sie heiligte, und hat sie gerei-
niget durch das wasserbad im wort, auff daß er sie
ime selbst zurichtet, ein Gemein, die herrlich sey,
die |70r| nit hab ein flecken oder runtzeln oder deß
etwas, sondern daß sie heilig sey und unstreflich.
Also sollen auch die Menner ire Weiber lieben als ire
eigene leib. Wer sein Weib liebet, der liebet sich
selbst, dann niemandt hat jemals sein eigen fleisch
gehasset, sondern er nehret es und pfleget sein,
gleich wie auch der Herr die Gemein.139
Zum Weibe.
Die Weiber seyen unterthan iren Mennern als
dem Herrn, dann der Mann ist des Weibs haubt,
gleich wie auch Christus das haubt ist seiner Ge-
meine, und er ist seines leibes Heyland. Aber wie
nun die Gemeine Christo ist unterthan, also auch
|70v| die Weiber iren Mennern inn allen dingen.140
138 Mt 19,3-9.
139 Eph 5,25-29.
140 Eph 5,22-24.

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