3. Kirchenordnung 1566
Segen.
Nun höret auch zum letzten den herrlichen Segen,
wölchen der heilige Geist selbst inn dem CXXVIII.
Psalm uber alle Gottsförchtige Eheleut spricht: |73v|
Wol dem, der den Herrn förchtet Und auff sei-
nen wegen gehet. Du würst dich nehren deiner hend
arbeit, Wol dir, du hast es gut. Dein Weib würt sein
wie ein fruchtbarer Weinstock umb dein hauß he-
rumb, Deine Kinder wie die ölzweige umb deinen
tisch her. Sihe, also würt gesegnet der Mann, Der
den Herren förchtet. Der Herr würt dich segnen auß
Sion, Daß du sehest das glück Hierusalem dein le-
benlang. Und sehest deine Kindes kinder, Friede
uber Israel. Amen.146
Gott geb euch seinen Segen. Amen. |74r|
Von besuchung der Krancken.
cDer Allmechtig, Barmhertzig Gott hat sich der
elenden und betrübten, die seinen Namen auß rech-
tem vertrauwen anrüffen, so gnediglich angenom-
men, daß er nicht allein ihnen allen Vätterlichen
schutz unnd hülff verspricht, sondern führet auch
unterm zunamen seiner Mayestat fürnemlich diesen
Tittel, daß er sey ein zuflucht der elenden, ein Hey-
land deren, so da sindt eins zerknirschten hertzens,
Psalm. 9,147 Esa. 38,148 und hat auch zu mehr malen
ehe wöllen den natürlichen lauff Himmels und der
Erden verendern, dann die elenden in irer not ver-
lassen, Jos. 10.149
Neben dem, so rüffet auch der Son Gottes alle be-
trübte zu im und verspricht inen hülffe: Komht alle,
sagt er, zu mir, die ir beschwert und beladen seyd,
ich wil euch erquicken, Matth. 11.150
Nun seind die krancken nicht die geringsten unter
den beschwerten und beladnen, als die, so nicht al-
lein irer leiblichen kranckheit halben, sondern auch
von wegen der sünden, des Todes und verdamnuß,
deren sie durch die kranckheit erinnert werden,
grosse beschwerliche bekümmernuß und anfechtung
haben.
Darumb sollen sich auch die Kirchendiener der
krancken, so ires Kirchendienstes begeren, mit al-
lem ernst und fleiß annehmen unnd denselben, ver-
mög ires beruffs, Christlichen trost beweisen. |74v |
c Von hier bis Fußnote d S. 267 aus KO Pfalz-Neuburg
1554.
146 Ps 128.
Es sicht uns auch auß allerley bewegenden ursachen
für gut an, daß die Kirchendiener denen krancken,
so irer nicht begeren, iren guten willen und dienst
durch sich selbst oder ire verwandten und zugetha-
nen erzeigen und anbieten.
Und nach dem die betrübten beyde, durch Pre-
digt und Sacrament, getröst werden mögen, so sol
ein Kirchendiener, so zu einem krancken beruffen
würt, anfenglich war nemen, wie es mit dem kranck-
en der beschwerde und bekümmernuß halben ein ge-
stalt hab, nemlich ob er ime allein den leiblichen
schmertzen lasse anligen oder ob er auch der sünden
und der verdamnuß halben beschwerte trage. Wie es
nun der Kirchendiener befindt, also sol er auch sein
unterweisung und tröstung mit erklerung Göttliches
zorns und gnaden darnach richten, daß der unacht-
sam inn erkantnuß seiner sünde und darauff zur be-
gird Göttlicher gnade geführt, der betrübt aber
unnd erschrocken inn seinem gewissen mit dem
Evangelio getröstet werde.
Darnach sol der Kirchendiener sich gegen dem
krancken halten mit der erzelung der gemeinen of-
fentliche Beicht und Absolvierung, wie es mit dem
gesunden gehalten und hieoben unter dem Tittel:
Von der Buß und Absolution, beschrieben ist.
147 Ps 9,10.13f.
148 Jes 38,1-8
149 Jos 10,12.
150 Mt 11,28.
263
Segen.
Nun höret auch zum letzten den herrlichen Segen,
wölchen der heilige Geist selbst inn dem CXXVIII.
Psalm uber alle Gottsförchtige Eheleut spricht: |73v|
Wol dem, der den Herrn förchtet Und auff sei-
nen wegen gehet. Du würst dich nehren deiner hend
arbeit, Wol dir, du hast es gut. Dein Weib würt sein
wie ein fruchtbarer Weinstock umb dein hauß he-
rumb, Deine Kinder wie die ölzweige umb deinen
tisch her. Sihe, also würt gesegnet der Mann, Der
den Herren förchtet. Der Herr würt dich segnen auß
Sion, Daß du sehest das glück Hierusalem dein le-
benlang. Und sehest deine Kindes kinder, Friede
uber Israel. Amen.146
Gott geb euch seinen Segen. Amen. |74r|
Von besuchung der Krancken.
cDer Allmechtig, Barmhertzig Gott hat sich der
elenden und betrübten, die seinen Namen auß rech-
tem vertrauwen anrüffen, so gnediglich angenom-
men, daß er nicht allein ihnen allen Vätterlichen
schutz unnd hülff verspricht, sondern führet auch
unterm zunamen seiner Mayestat fürnemlich diesen
Tittel, daß er sey ein zuflucht der elenden, ein Hey-
land deren, so da sindt eins zerknirschten hertzens,
Psalm. 9,147 Esa. 38,148 und hat auch zu mehr malen
ehe wöllen den natürlichen lauff Himmels und der
Erden verendern, dann die elenden in irer not ver-
lassen, Jos. 10.149
Neben dem, so rüffet auch der Son Gottes alle be-
trübte zu im und verspricht inen hülffe: Komht alle,
sagt er, zu mir, die ir beschwert und beladen seyd,
ich wil euch erquicken, Matth. 11.150
Nun seind die krancken nicht die geringsten unter
den beschwerten und beladnen, als die, so nicht al-
lein irer leiblichen kranckheit halben, sondern auch
von wegen der sünden, des Todes und verdamnuß,
deren sie durch die kranckheit erinnert werden,
grosse beschwerliche bekümmernuß und anfechtung
haben.
Darumb sollen sich auch die Kirchendiener der
krancken, so ires Kirchendienstes begeren, mit al-
lem ernst und fleiß annehmen unnd denselben, ver-
mög ires beruffs, Christlichen trost beweisen. |74v |
c Von hier bis Fußnote d S. 267 aus KO Pfalz-Neuburg
1554.
146 Ps 128.
Es sicht uns auch auß allerley bewegenden ursachen
für gut an, daß die Kirchendiener denen krancken,
so irer nicht begeren, iren guten willen und dienst
durch sich selbst oder ire verwandten und zugetha-
nen erzeigen und anbieten.
Und nach dem die betrübten beyde, durch Pre-
digt und Sacrament, getröst werden mögen, so sol
ein Kirchendiener, so zu einem krancken beruffen
würt, anfenglich war nemen, wie es mit dem kranck-
en der beschwerde und bekümmernuß halben ein ge-
stalt hab, nemlich ob er ime allein den leiblichen
schmertzen lasse anligen oder ob er auch der sünden
und der verdamnuß halben beschwerte trage. Wie es
nun der Kirchendiener befindt, also sol er auch sein
unterweisung und tröstung mit erklerung Göttliches
zorns und gnaden darnach richten, daß der unacht-
sam inn erkantnuß seiner sünde und darauff zur be-
gird Göttlicher gnade geführt, der betrübt aber
unnd erschrocken inn seinem gewissen mit dem
Evangelio getröstet werde.
Darnach sol der Kirchendiener sich gegen dem
krancken halten mit der erzelung der gemeinen of-
fentliche Beicht und Absolvierung, wie es mit dem
gesunden gehalten und hieoben unter dem Tittel:
Von der Buß und Absolution, beschrieben ist.
147 Ps 9,10.13f.
148 Jes 38,1-8
149 Jos 10,12.
150 Mt 11,28.
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