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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Goeters, J. F. Gerhard [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0287
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3. Kirchenordnung 1566

Jedoch, so die not des krancken dermassen so groß
were, daß es langen verzug nicht leyden möchte,
mag man die vermahnung aussen lassen. Das Gebet
aber unnd die wort der stifftung Christi sollen inn
alweg gesprochen unnd darauff der kranck mit dem
Leib unnd Blut Christi versehen werden, Auch her-
nach mit tröstlichen Sprüchen der Schrifft unnd
Christlichen Argumenten zum vertrauwen inn
Herrn Christum, zur gedult und gehorsam erinnert
werden.

Es sol auch der Pfarherr die gesunden, bevorab die
freundtschafft und nachbauwrschafft, vermahnen,
so das Nachtmal bey einem krancken gehalten würt,
daß sie sich auch darzu verfügen. Und ob sie schon
selbst das Nachtmal nicht entpfahen, doch helffen
bitten unnd ihrer künfftigen not hiemit erinnert
werden.d |82v |

Von dem Begrebnuß.

Wie man es mit dem Begrebnuß halten sol.
Bey der Leichen, wann man die verstorbnen zur Er-
den bestetiget, sol alles Bäpstisch gepreng mit Wey-
wasser, Besingen und andern etc. abgeschaffen sein.
Dann solches nicht allein ohne Gottes wort, sondern
auch wider Gottes wort angerichtet, als sol es zur
seligkeit fürderlich sein. Wo nun schulen sindt,
mögen die schüler wol etliche teutsche Gesang sin-
gen, Als: Mitten wir im leben sind,166 Nun lessest du
deinen diener im friede fahren etc.167
Sol demnach, wann die Leichen zum begrebnuß
kompt, damit das Volck nicht ohne unterricht unnd
trost abtrette, der Kirchendiener einen Text auß der
heiligen Schrifft, so zur sachen dienstlich, dem
Volck fürlesen unnd in der erklerung desselbigen
sonderlich diese drey stuck fleissig treiben und an-
zeigen.
Erstlich die schwere der sünden, des Göttlichen
zorns, daher dann alles unglück und endtlich der
Todt kompt. |83r|
Zum Andern die herrliche macht und krafft der er-
lösung Christi, der die Sünde hingenommen, den
Todt erwürget und uns das neuwe, Himlische leben
durch seine heilige aufferstehung und Himmelfart
erworben unnd bereitet hat, mit trost des abgestorb-

d Von Fußnote c S. 263 bis hierher aus KO Pfalz-Neuburg
1554.

nen halben, daß er gewißlich auch durch den Glau-
ben an Jesum Christum vom Tode zum Leben
durchgedrungen habe und lebe nun schon mit dem
Herrn Christo ewiglich, da er dann auch unser mit
freuden erwartet.
Zum Dritten Eine vermahnung zur Busse an die
beystender, daß seiner ein jeder wol war neme, weil
das gewiß ist, wir müssen alle sterben, aber die zeit
und stund ist uns verborgen, sonderlich weil Gott
die person nicht ansihet, es sey der mensch jung
oder alt, etc. so muß er darvon, wann das stündlin
kompt. Auff daß sie den sünden teglich absterben,
sich bessern unnd zu dem zukünfftigen leben berei-
ten unnd den Herrn umb ein seligs ende bitten.
Hiezu mögen sonderlich gebraucht werden volgende
Text.
1. Thessal. 4.
Wir wöllen euch, lieben Brüder, nicht verhalten
von denen, die da schlaffen, auff daß ir nicht trauw-
rig seid wie die andern, die keine hoffnung haben.
Dann so wir glauben, |83v| daß Jesus Christus ge-
storben unnd aufferstanden ist, so würt Gott auch
die, da entschlaffen sindt durch Jesum Christum,
mit ihm führen. Dann das sagen wir euch als ein
wort des Herrn, daß wir, die wir leben unnd uber-
bleiben in der zukunfft des Herrn, werden denen

166 Luther, AWA 4, Nr. 3.
167 Das Nunc dimittis, Lk 2,29-32.

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