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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0290
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Leiningen-Westerburg

mit ihm unnd vil Volcks. Als er aber nahe an das
Statthor kam, sihe, da trug man einen todten he-
rauß, der ein einiger Son war seiner Mutter, und sie
war ein Witwe, unnd vil Volcks auß der Stadt gieng
mit ihr, unnd da sie der Herr sahe, jammerte ihn
derselbigen, und sprach zu ihr: Weine nicht. Und
trat hinzu und rüret den Sarck an unnd die träger
stunden. Und er sprach: Jüngling, Ich sage dir, stehe
auff. Und der todte richtet sich auff und fieng an zu
reden, unnd er gab ihn seiner Mutter.178
Ist es aber ein junge Tochter, So neme man das vol-
gende Evangelium, |90r| Matthei am 9.:

Es kam zu Jesu der Obersten einer unnd fiel vor
ihm nider unnd sprach: Herr, mein Tochter ist jetz
gestorben, aber komme und lege deine hand auff sie,
so würt sie lebendig. Jesus stund auff und volget im
nach und seine Jünger. Als er nun in des Obersten
hauß kam und sahe die Pfeiffer und getümmel des
Volcks, sprach er zu ihnen: Weichet, dann das Meid-
lein ist nicht todt, sondern es schlefft; unnd sie ver-
lachten in. Aber da das Volck außgetrieben war,
gieng er hinein und ergreiffe sie bey der hand. Da
stund das Meidlin uff, und diß gerüchte erschalle
inn das gantze Land.179e |90v|

fVon der Visitation.

Des Haußvatters Auge unnd Fußtritt machet den
Acker fett, wie das alte Sprichwort saget zu erinne-
rung, daß inn allen regierungen nötig ist, daß die
Personen, wölche fürnemlich die regierung befolhen,
selbst fleissig auffsehen unnd mercken sollen, wie
man hauß helt.
Also ist hoch nötig, daß treuwe Auffseher biß-
weilen die Kirchen besuchen und erkündigen sich
von der Lehr und sitten der Pfarherr, von des
Volcks verstandt und besserung, von offentlichen la-
stern, Ehebruch und anderer unzucht, von verach-
tung der Hochwürdigen Sacrament und Christlichen

Lehre, von uneinigkeit der Pfarherr unnd Volck, von
der Pastorn schutz unnd unterhaltung, von armen
Leuten unnd Spiteln etc., wölche die Kirch hülff
thun musse, unterhalten sol.
Damit nun sollichs am besten versehen werde, so
wöllen wir, daß unser verordneter Superintendens
im jar zweymal die Kirchen inn unser Graffschafft
visitire und ersuche und alle mengel, es sey an den
Kirchendienern oder den zuhörern, auffgezeichnet
uns uber gebe, damit des alles fein Christlich unnd
ordenlich inn der Kirchen zugehe.f |91r|

Von Christlichen Schulen.

Es sind die Christliche Schulen nicht allein, daß
man darinn lesen und schreiben lerne, geordnet, son-
dern vil mer, daß man auß denselbigen ein Semina-
rium Christianae Reipublicae her neme und haben
möge.
So wöllen wir auch inn diesem stuck der heiligen
Kirchen Gottes und unsern unterthanen zum besten
an uns nichts erwinden lassen.

Sollen derwegen hinfüran nicht allein zu Grin-
statt, sonder auch der Glöckner zu Kircheim und
Monßheim, weil sie stattliche Glockenämpter ha-
ben, Schulen halten, auff daß die einfeltige, arme,
herwachsende jugent zum erkantnuß und forcht
Gottes inn dem heiligen Catechismo recht und
Christlich unterrichtet werde, unnd also Gottes
reich gemehret und viler seelen seligkeit gefordert.
|91v |

f-f Aus KO Pfalz-Zweibrücken 1557 (gekürzt). 178 Lk 7,11-15.
179 Mt 9,18f.23-26.

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