4. Kirchenordnungsmandat 1581
4. Kirchenordnungsmandata
1. September 1581
Kirchenn Ordnung zu Westerburg
verlesenn Anno Domini [15]81, den 1. Septembris
Wir, Reinhart, Grave zu Leyningen, Herr zu Wes-
terburg undt Schaumburgk, des Hey[ligen] Röm[i-
schen] Reichs Semper Frey etc., bevehlenn unndt
wollenn hiemit, das man vor allen dingen:
1. Am Sontag, gemeinen Feyrtagen unndt sonsten in
der wochen nach dem wort des herren vleissig zur
predig gehe, kinder unndt gesinde mit ernst darzu
haltte, das sie die heillsame lehr des heyligenn Ca-
techismi lehrnen undt sich nichts daran verhindern
laßen, es wehre dann hohe nott. Soll doch zum we-
nigstenn, wo nicht mehr, je ein personn nach der
verstendigstenn aus jedem haus in die kirchenn
khommen.
2. Under der predigt soll man kein gelach oder zech
halttenn, keinem (krancken unndt frembde auß-
genohmen) wein langen, viel weniger vor den thüren
sitzen oder under der linden stehenn undt unnütz
geschwetz habenn, sondernn das gesang in der kir-
chen ziehrenn helffen unndt mit psalmen, lobgesen-
genn undt geistlichen liedern Got anruffen undt
praysenn.1
3. Mann soll auch kein gebot oder verbott, es were
dan die eußerste not, morgens vor der frue predigt
halttenn, undt was der Gemein anzuzeigenn, soll uff
anregen des pfarhers nach geschehener predigt un-
der der linden verkündigt werden.
4. Unndt dieweil etliche durch die kindtauffs essen
ursach nehmen, die kinderpredig undt kinderlehr zu
versaumen, wollen wir, das die kinder (ausserhalb
dem notfall) am Sontag nach der mittags predigt
a Textvorlage (Handschrift): HStA Wiesbaden 339/208.
b Sic!
c Sic!
sollenn getaufft, desgleichenn die kindtbetterin aus-
gesegnet werden am wercktag nach gelegenheit. |
5. Mustern, Wehr weysen, Partheyenn vorbeschei-
denn undt verhörenn, tantzen, spielen, voll undt toll
seyn soll man sontags gentzlich underlassen, des-
gleichenn alle fehrteb undt gemeine arbeit. Was
sonsten bürgerlich exercitien oder übung betrifft,
soll zu gelegener zeit nach der mittags predigt ge-
schehenn, doch das mas, ordnung undt erbarkeit
drin gehalttenn unndt leichtfertigkeit gestrafft wer-
de. Gotteslesterung mit fluchenn, schwerenn, lie-
genn, triegenn, zauberey, segnerey wollen wir ernst-
lich einem jeden bey hochster straff hiemit verbot-
tenn habenn.
6. Auch keinem gestattenn, das er dieses oder jhenes
unfals wegenn bey denn wahrsägerinn unndt zau-
berern hülff unndt rath suche undt unordenliche,
verbottene mittell brauche, viel weniger, das sich
man oder weib ihrgent selbs oder ihrer kinder unndt
viehs halber mit diesem oder jennem opffer nach
heidnischem brauch hie oder dahin verloec brot,
saltz, wasser, kraut oder anders bey meßpfaffen seg-
nen laße.
Volsauffenn, scheltten, schenden, lestern, balgen,
hadern undt zanck anrichten oder des nachts, wan
andere leuthe liegenn undt schlaffenn, wie ein toller
hundt undt nachtrabe uff der gassenn umbher lauf-
fen, jauchtzenn, schreyenn, schandbare lieder sin-
gen, schwangere weiber erschreckenn undt andre
leut verunruhigen, wollen wir keinem laßen gueth
seyn, sonder nach der gebüehr straffen.
1 Eph 5,19; Kol 3,16.
275
4. Kirchenordnungsmandata
1. September 1581
Kirchenn Ordnung zu Westerburg
verlesenn Anno Domini [15]81, den 1. Septembris
Wir, Reinhart, Grave zu Leyningen, Herr zu Wes-
terburg undt Schaumburgk, des Hey[ligen] Röm[i-
schen] Reichs Semper Frey etc., bevehlenn unndt
wollenn hiemit, das man vor allen dingen:
1. Am Sontag, gemeinen Feyrtagen unndt sonsten in
der wochen nach dem wort des herren vleissig zur
predig gehe, kinder unndt gesinde mit ernst darzu
haltte, das sie die heillsame lehr des heyligenn Ca-
techismi lehrnen undt sich nichts daran verhindern
laßen, es wehre dann hohe nott. Soll doch zum we-
nigstenn, wo nicht mehr, je ein personn nach der
verstendigstenn aus jedem haus in die kirchenn
khommen.
2. Under der predigt soll man kein gelach oder zech
halttenn, keinem (krancken unndt frembde auß-
genohmen) wein langen, viel weniger vor den thüren
sitzen oder under der linden stehenn undt unnütz
geschwetz habenn, sondernn das gesang in der kir-
chen ziehrenn helffen unndt mit psalmen, lobgesen-
genn undt geistlichen liedern Got anruffen undt
praysenn.1
3. Mann soll auch kein gebot oder verbott, es were
dan die eußerste not, morgens vor der frue predigt
halttenn, undt was der Gemein anzuzeigenn, soll uff
anregen des pfarhers nach geschehener predigt un-
der der linden verkündigt werden.
4. Unndt dieweil etliche durch die kindtauffs essen
ursach nehmen, die kinderpredig undt kinderlehr zu
versaumen, wollen wir, das die kinder (ausserhalb
dem notfall) am Sontag nach der mittags predigt
a Textvorlage (Handschrift): HStA Wiesbaden 339/208.
b Sic!
c Sic!
sollenn getaufft, desgleichenn die kindtbetterin aus-
gesegnet werden am wercktag nach gelegenheit. |
5. Mustern, Wehr weysen, Partheyenn vorbeschei-
denn undt verhörenn, tantzen, spielen, voll undt toll
seyn soll man sontags gentzlich underlassen, des-
gleichenn alle fehrteb undt gemeine arbeit. Was
sonsten bürgerlich exercitien oder übung betrifft,
soll zu gelegener zeit nach der mittags predigt ge-
schehenn, doch das mas, ordnung undt erbarkeit
drin gehalttenn unndt leichtfertigkeit gestrafft wer-
de. Gotteslesterung mit fluchenn, schwerenn, lie-
genn, triegenn, zauberey, segnerey wollen wir ernst-
lich einem jeden bey hochster straff hiemit verbot-
tenn habenn.
6. Auch keinem gestattenn, das er dieses oder jhenes
unfals wegenn bey denn wahrsägerinn unndt zau-
berern hülff unndt rath suche undt unordenliche,
verbottene mittell brauche, viel weniger, das sich
man oder weib ihrgent selbs oder ihrer kinder unndt
viehs halber mit diesem oder jennem opffer nach
heidnischem brauch hie oder dahin verloec brot,
saltz, wasser, kraut oder anders bey meßpfaffen seg-
nen laße.
Volsauffenn, scheltten, schenden, lestern, balgen,
hadern undt zanck anrichten oder des nachts, wan
andere leuthe liegenn undt schlaffenn, wie ein toller
hundt undt nachtrabe uff der gassenn umbher lauf-
fen, jauchtzenn, schreyenn, schandbare lieder sin-
gen, schwangere weiber erschreckenn undt andre
leut verunruhigen, wollen wir keinem laßen gueth
seyn, sonder nach der gebüehr straffen.
1 Eph 5,19; Kol 3,16.
275