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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0301
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7. Kirchenordnungsmandat [nach 1593]

7. Kirchenordnungsmandata
[nach 1593]

Nachdem wir, Emich, Grave zu Leyningen und
Dagspurg, Herr zu Appermondt etc., vor etlichen
verfloßenen jharen uff referiren unnd anzeigen unn-
serer pfarher zu Dürkheim zu vermeidung alles un-
ordenlichen und uncristlichen wesens ettliche gantz
nothwendige statuta und ordnung,1 die kirchen und
policey betreffend, schrifftlichen verfaßen unnd da-
selbst in der pfarkirchen verleßen laßen, unnder de-
ßen aber wider unnser verhoffen in erfahrung kom-
men, daß dieselbige gantz fahrleßig in achtung ge-
halten werden und nhur ein jeder fast seines willens
lebe, daher allerley unordnung in geistlichen unnd
weltlichen Regiment fürfelt, haben wir genedig
nicht underlaßen wöllen noch sollen, zwar nichts ne-
wes, sonnder die lengst unseren pfarrern ubergebene
Kirchenordnung in ebenmeßigem ernstem bevehl an
euch alß unnsere angebornne underthanen aber-
mahlß fürzuleßen laßen.
Unnd weil ja uff obermelter pfarer vielfeltiges ver-
mahnen niemandt nichts geben unnd anderer alß
unnserer beampten hülff neben solchem vermahnen
von nöthen sein wil, sollen durch dieselbige sonder-
liche | persohnen zu solchem Gottseligen und christ-
lichen werckh auß der Burgerschafft fürderlich dazu
erwehlet und zugegeben und nachfolgends ihres
ampts erinnert werden.
So den uff dieses fernere clage in einem oder mehr
puncten solte gespürtt und für unnß gebracht wer-
den, sein wir dieselbige nach aller gebür ernstlich zu
straffen vermeint, darnach sich ein jeder der unsern
zu richten unnd auff folgende puncten gutte ach-
tung zu geben.
1. Zum ersten, weil Gott, ein herr uber alles, im drit-
ten gebott mit sonderm ernst befiehlet, den sieben-

a Textvorlage (Handschrift): LkA Speyer 60/14.
1 Gemeint sind vermutlich die Texte Nr. 4, 5 und 6, evt.

den tag zu heiligen, und einbündet erstlich den el-
tern, daß sie gedencken sollen, daß sie und ihre söh-
ne und döchter, darnach den haußherrn und hauß-
frawen, daß sie und ihre knechte und mägdte, zum
dritten der obrigkeit, daß sie und die sich in ihren
thoren halten, an dem tage, den Gott selbst geseg-
net und geheiliget, kein werckh thun sollen,2 welches
sie hindern mag an anherung Göttlichen wortts, am
gebett und brauch der heiligen Sacrament, so wöllen
wir und ist unnsere ernste meinung | unnd bevehl,
daß fürohin von den underthanen beide, man und
weib, jung und alt, künder unnd gesünde, die predig
Göttlichen worts unnachleßig besuchen, sowol auff
die bestümbte feyertage und in der wochen alß auff
die Sontage, und die Lehr unnsers christlichen Ca-
techismi nach mittage so wenig versaumen, alß an-
dere predigten vor mittage, hindan setzen bey ver-
meidung höchster straff.
2. Zum zweitten, nachdem wir auch auß dem Ca-
talogo und verzeichnuß deren, die daß hochwirdige
abendtmahl unnsers herrn Jesu Christi genoßen, er-
kennet [haben], daß es von mehrem theil uncristlich
veracht und selten gebraucht wirdt, wiewol wir nie-
mand in sein gewißen zu greiffen oder hierinen ziel
fürzuschreiben gedenckhen, haben wir doch unnsern
pfarrern bevohlen, hierinen auff ettliche umbstende
gutte acht zu geben.
Nemblich erstlich, ob jemandt oder ettliche seien,
die allein auff die hohen fest, alß pfingsten, wey-
nachten unnd sonderlich auff ostern, das heilige
nachtmal empfahen, sonsten | aber sich deßen eu-
ßern, und dieselbigen befragen, ob sie es nicht auß
bäpstischen oder sonsten angenomener gewonheit
thun. Darnach daß sie auch die, so daß heilige
nachtmahl empfahen wöllen, zuvor verhören, ob sie

auch die Polizeiordnung (Text Nr. 2); die Kirchenord-
nung ist wohl kaum verlesen worden.
2 Ex 20,8-11.

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