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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0314
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Leiningen-Hardenburg

[10.] Wieder daß zehen gebott, ob [leute], die ande-
rer gesinde [und] kinder verführen, verleiten und zu
ungehorsam, untreu, unfleiß auß den dhienstes und
beruff zue schreiten ursach geben.
IX. Caplan.
Da der pfarrer einen caplon oder diaconum, zue fra-
gen, ob der selbige auch gelehrt, vleißig studiere, in
predigten sich ube und bessere, waß er für ordent-
liche predigten in der wochen, ob er der kirchenord-
nung sich gäntzlich nach haltte, sein ampt in allen
stückhen vleissig verrichte, in der kirchen nichts
verseume, ihm, pfarrern, gehorsame und in gebüren-
den stückhen volge, wie er sich erzeige gegen der
gemeindt, ob er rüehig und friedlich mit jeder man
lebe, was er für ein haushalttung habe, wie sein weib
und kinder sich verhaltten, ob er auch |124v| spiele
und in wirtsheußer leuffe, herumb terminire,46
leichtferttige werckh treibe, andern ergerlich unnd
schadtlich seie, in geitz und wucher liege, ob er auch
mit der zeitt annders wohin zue pfarrdhiensten zue
gebrauchen.
Item wer caplans hauß baue, wie das selbige er-
bauet, waß der caplan für besoldungkh, wie lanng er
an diessem ort gewesen, ob er auch in der schuel
helffe.

Alß dann soll der caplan auch beruffen, die vorige
sechs puncten und articul, von welchen der pfarherr
insonderheit gefragt worden, fürgehaltten werden.
X. Eigen bedenckhen eines jeden
Nach solchen allen solle jedem pfarerr freie und
heim gestellet werden, andere notwenndige puncten,
so in vorgemelten nicht gedacht, zue besserer nach-
richtung in seinem beruff, wie auch zu erleuch-
tungkhp seines gewissens und der kirchen wie auch
der gliedern uffnemmen unnd erspriesslicher besse-
rungkh mündtlich anzeigen oder nach erachtung der
visitatorenq in schrifften zu verfassen |125r | unnd uff
das ehist bei ihnen einzuelieffern vergönnet und
aufferlegt werden, wie dann auch ihme erlaubet
unndt zugelassen sein soll, zue fragen undt be-
scheidts sich zu erholen, was allen denen stuckhen,
so zur kirchen und seines ampts vleissiger nachrich-
tungkh gehörig.
Gleicher gestaldt soll es mit den schuelmeister,
glöckhnern und elttisten in vorigen puncten gehalt-
ten werdenn, doch mutatis mutandis, und das in sol-
chen special interrogatoriis die vier ersten articul
außgelaßen werden.

Daß annder theil der generalvisitation:
[Fragen an die weltlichen Amtsträger.]

Belangendt die voigt, schultheißen und uffseher,
konnen in gemein die interrogatoria specialia, was
dem pfarrer gefraget und gehöret, wie oben gemel-
det, mutatis tantum mutandis und ohn die vier ers-
ten articul, ihnen auch fürgehaltten und ihre
grundtliche antwortt anzuzeigen begert oder viel
mher bevolhen werden.
In sonderheit aber sollen gemelte personen und
da es die zeitt und gelegenheit erleiden möchte, de-
ren ein jeder |125v| in sonderheit wegen des pfarrers
und dann caplans, schuelmeisters und glöckhnern
p Sic! Wohl: Erleichterung.
q Konjektur aus: visitation.

respective vel pro ratione personae gefragt werden
von volgenden puncten.
I. Ampt.
Ob pfarrer in lere und predigten treue und vleißig,
ob er ein helle stim und sprach, ob er wol zu ver-
stehn und die gemeindt ein vergnügen ahn seiner
lehr habe und darfür haltte, das er sie gottes wort
rein unnd lautter lehre, ob er neuerung mit lehre
unndt ceremonien in die kirchen einführe, ob er im
fall der not die schwachen kindlein ahn der heiligen
46 Terminieren = Almosen sammeln, betteln; vgl. Grimm,
DWb 21, Sp. 259.

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