Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0317
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
8. Visitationsordnung 1597

IIII. Weiln auch offentliche laster und ettliche päb-
stische, heidnische abgotterei und ergernuß sich fin-
den werden, will die notturfft, das die visitatores
zuvor sich endtlich vergleichen, wie also baldt die
selben niedergelegt und jeder gemeind ernstlich ver-
botten werden; dieselbigen laster seind ettliche oben
erzehlt in den gemeinen interrogatoriis parte prima
cap. 7: von allerlei leichtfertigkeitt.48
V. Die visitatores sollen sambt oder zuegleich ge-
gebne bevelhlich und instruction verichten unnd
keiner privatim oder allein von sich etwas zue hand-
len sich understehe.
VI. Waß sonst berathschlagt und under ihnen ge-
handlet, soll von kheinem nicht außgebreittet noch
andern vermelden, biß das es offentlich proponiert
und der gemeindt vorgehaltten werde.
VII. Alles, waß fürfellet und gehandlet wirdt, solle
|129v| ordentlich uff das papier gebracht werden und
da es sein magkh, zweie protocolla zum wenigsten
gehaltten werden.
VIII. Belangendt den kosten, solle der eingezogen
werden soviel möglich und zue fragen, ob der selbe
von der kirchen oder von dem wolgebornen, unserm
genadigen herrn alß hoher obrigkeitt getragen und
bezalht werden solle.
IX. Zue fragen, an welchem ortt in des wolgebornen
unnsers genädigen herrn oberkeitt die visitation am
füglisten angefanngenn moge werden.
X. An jedem ort, so lanng als die visitation weret,
solle täglich der anfang umb sechs des morgens und
ein uhr nach mittag geschehen, aber umb zehen für-
und umb fünff uhr nachmittag die action wieder auff-
hören und sollen alle actiones für- und nachmittag
mit dem gebett angefanngen und beschloßen werden.
XI. Es were am rathsambsten, das hernach järlich
solche visitationes continuirt und ein gewisse zeitt,
die den under- |130r| thanen, klein und groß, am be-
48 S. oben Kap. VII, S. 289.

quembsten und gelegensten, dazue bestimmet wer-
de.
XII. Waß dann einmal corigiert und inn besser we-
sen und wolstannd bracht, wie auch waß abrogiert
und als untüchtigkh, ergerlich und schädtlich er-
khandt, solle hernach ohneveruckht und ohn ein-
mengung mancherlei conditionen und exceptionen
vest unnd ernstlich gehaltten, auch von keinem des
wolgebornen, unsers genädigen herrn beampten und
dhienern improbirt, verachtet noch verworffen, viel
weniger darwider gehandlet werden.
XIII. Für allen dingen muß die thätliche exe-
cution ohne ansehen der personen darauff ervolgen,
dann sonst ist alle arbeitt undt costen verlohren, die
leuthe werden erger und ist solches bei anderm
schimpfflich und der obrigkeitt und der kirchen
nachtheilig.
XIIII. Darmitt aber alles, waß verhandlet, in mhe-
rer nachrichtung gebracht, auch grossere crafft und
nachdruckh beharrlich habe, |130v| konnen die of-
fentlichen, bekandten laster, ergernußen, unordnun-
gen, abergleubische werckh unndt päbstische miß-
breuch und waß wieder Gottes wordt und das chris-
tenthumb ist, am füglisten durch offentliche man-
data und bevelhlich abgeschafft und auffgehoben
werden.
XV. In sonnderheit zue bedenckhen, das der pfarrer
iuramenta, item die inventaria der kirchen, pfarr-
und schulteissen heusser, der gleichen der uffseher
und elttisten wie auch schuel- und almußen ordnun-
gen beschrieben und die teutsche bibell sambt Viti
Dieterichs summarien,49 item die evangelienbücher
und agendae angeordneten und zue wegen bracht
werden. His addantur et alia.
XVI. Weiln die pfarrern und schuelmeister ange-
hendts, da sie in ihre dienste eingetretten, nicht ex-
aminirt worden, ob solche privata examina auch
zuegleich in der visitation oder zue anderer gelegen-
heitt sollen angestellet und fürgenommen werden.
49 Vgl. oben Fußnote 19.

297
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften