9. Visitations- und Täuferordnung 1609
Wider das erst gebott Gottes.
1. Ob epicurischev spötter in ihrer gemein seyenw,
die von keiner religion etwas halten,x nicht glauben,
daß einy ufferstehung zetc. oder ewiges leben sey,
sondern wie das vieh leben?z |67r|
2. Ob noch bäpstische, abgöttische leutt hie sey-
en, so sich vor den bildern neigen,a ins bapstumb
wallendt unndt zu den sacramenten oder bittfarten
lauffen, ihre kinder drein tragen, gesindt dahin
schicken?
3. Ob man gegen dem wetter leitte etc. oder das
Ave Maria etc.?
Wider das 2.b gebott.
4. Ob offentliche Gottslesterer, flücher unnd schwe-
rer, junge oder alte, männer oder weiber, da seien,
unndt wer dieselbige?
5. Ob warsager, zauberer, hexen, segener uber
menschen unndt vieh?
6. Ob leut, die solchen nachlauffen?c
7. Ob sindt, die den zigeunernd nachlauffen undt
sie fragene?
8. Ob die mit juden funndt widerteuffern vielf
gemeinschafft haben?
9. Ob verdechtige, die nicht beten können noch
die ihren darzu haltten oder, so die gheiligen anbe-
ten, Mariam, Petrum etc.9?
β NB. 3 b [...] straff zu Calstatt.
v Dublette: epicureische.
w Entwurf: seien offentlich.
x Entwurf: halten und weder nach Gott noch den Men-
schen fragen.
y Entwurf: ein Gott oder.
z-z Entwurf: des fleisches und nach diesem ein ander leben
sey?
a Entwurf: neigen, dieselbige anbeten.
b Dublette: ander.
c Entwurf: nachlauffen und irer hilff sich gebrauchen, son-
derlich wenn inen menschen oder vieh kranck oder etwas
gestolen worden ist?
Wider das 3. gebott.
10. Ob die leut mit den ihren fleißig zur kirchen
kommen, die sonn- unnd feiertäg unndt in der wo-
chen? Zu rechter zeitt? Bey den hochzeitten? Son-
derlich in die kinderlehr nach mittag? Oder |67v|
11. ob sindt, die solche zeitt uber uberh landt
fahren, reitten, gehen, spatzieren oder die ihren ver-
schicken oder in den wirtsheusern oder vor ihren
heusern sitzen, uff den gaßen unndt spielplätzen ste-
hen unndt liegen?β
12. Ob man öffter zum h[eiligen] abendtmal des
herren gehe unndt zur sondern absolution denn uff
die hohen fest?
13. Ob sindt, die lang nicht in die kirchen noch
zum h. abendtmal gangen,i unndt
14. ob das gemein volck in der kirchen die psal-
men mitsinge?
15. Ob man in der ernd- unndt herbstzeiten ahm
sontag offentlich draußen arbeite, reite, in die mühl
unnd draus führe, mehe, schneide, uffbinde, trauben
lese, heimfüre, weinfaß binde, eiche etc., in den
scheuern getroschene frücht22 würffle23, garben, hew
etc. ablade, strohe schneide, arbeite in ihren werck-
stetten?
16. Ob man under der kirchen unndt kinderlehr
sontags unndt feiertags krämerey, täntze, spiel, ku-
gelplätz, armbrust- unndt büchsenschießen halte
unnd treibe?
17. Ob die würthe under den predigten unndt
kinderlehr wein unndt bier zäpffen oder sonsten lo-
se, leichtfertige, unzüchtige, verdächtige gäst uff-
halten unndt beherbergen?
d Entwurf: zigeunern oder heiden.
e Entwurf: fragen, warheit zu erfahren.
f-f Fehlt Entwurf.
g-g Entwurf: Mariam, die jungkfrawen, und andere verstor-
bene heiligen anruffen?
h Fehlt Entwurf.
i Entwurf: des Herrn kommen seien? Ob auch alte leut,
mans- und weibspersonen, zur kinderlehr kommen?
22 Frucht = Getreide.
23 Worfeln = Getreide durch Werfen mit der Wurfschaufel
von der Spreu reinigen, vgl. Grimm, DWb 30, Sp. 1458.
313
Wider das erst gebott Gottes.
1. Ob epicurischev spötter in ihrer gemein seyenw,
die von keiner religion etwas halten,x nicht glauben,
daß einy ufferstehung zetc. oder ewiges leben sey,
sondern wie das vieh leben?z |67r|
2. Ob noch bäpstische, abgöttische leutt hie sey-
en, so sich vor den bildern neigen,a ins bapstumb
wallendt unndt zu den sacramenten oder bittfarten
lauffen, ihre kinder drein tragen, gesindt dahin
schicken?
3. Ob man gegen dem wetter leitte etc. oder das
Ave Maria etc.?
Wider das 2.b gebott.
4. Ob offentliche Gottslesterer, flücher unnd schwe-
rer, junge oder alte, männer oder weiber, da seien,
unndt wer dieselbige?
5. Ob warsager, zauberer, hexen, segener uber
menschen unndt vieh?
6. Ob leut, die solchen nachlauffen?c
7. Ob sindt, die den zigeunernd nachlauffen undt
sie fragene?
8. Ob die mit juden funndt widerteuffern vielf
gemeinschafft haben?
9. Ob verdechtige, die nicht beten können noch
die ihren darzu haltten oder, so die gheiligen anbe-
ten, Mariam, Petrum etc.9?
β NB. 3 b [...] straff zu Calstatt.
v Dublette: epicureische.
w Entwurf: seien offentlich.
x Entwurf: halten und weder nach Gott noch den Men-
schen fragen.
y Entwurf: ein Gott oder.
z-z Entwurf: des fleisches und nach diesem ein ander leben
sey?
a Entwurf: neigen, dieselbige anbeten.
b Dublette: ander.
c Entwurf: nachlauffen und irer hilff sich gebrauchen, son-
derlich wenn inen menschen oder vieh kranck oder etwas
gestolen worden ist?
Wider das 3. gebott.
10. Ob die leut mit den ihren fleißig zur kirchen
kommen, die sonn- unnd feiertäg unndt in der wo-
chen? Zu rechter zeitt? Bey den hochzeitten? Son-
derlich in die kinderlehr nach mittag? Oder |67v|
11. ob sindt, die solche zeitt uber uberh landt
fahren, reitten, gehen, spatzieren oder die ihren ver-
schicken oder in den wirtsheusern oder vor ihren
heusern sitzen, uff den gaßen unndt spielplätzen ste-
hen unndt liegen?β
12. Ob man öffter zum h[eiligen] abendtmal des
herren gehe unndt zur sondern absolution denn uff
die hohen fest?
13. Ob sindt, die lang nicht in die kirchen noch
zum h. abendtmal gangen,i unndt
14. ob das gemein volck in der kirchen die psal-
men mitsinge?
15. Ob man in der ernd- unndt herbstzeiten ahm
sontag offentlich draußen arbeite, reite, in die mühl
unnd draus führe, mehe, schneide, uffbinde, trauben
lese, heimfüre, weinfaß binde, eiche etc., in den
scheuern getroschene frücht22 würffle23, garben, hew
etc. ablade, strohe schneide, arbeite in ihren werck-
stetten?
16. Ob man under der kirchen unndt kinderlehr
sontags unndt feiertags krämerey, täntze, spiel, ku-
gelplätz, armbrust- unndt büchsenschießen halte
unnd treibe?
17. Ob die würthe under den predigten unndt
kinderlehr wein unndt bier zäpffen oder sonsten lo-
se, leichtfertige, unzüchtige, verdächtige gäst uff-
halten unndt beherbergen?
d Entwurf: zigeunern oder heiden.
e Entwurf: fragen, warheit zu erfahren.
f-f Fehlt Entwurf.
g-g Entwurf: Mariam, die jungkfrawen, und andere verstor-
bene heiligen anruffen?
h Fehlt Entwurf.
i Entwurf: des Herrn kommen seien? Ob auch alte leut,
mans- und weibspersonen, zur kinderlehr kommen?
22 Frucht = Getreide.
23 Worfeln = Getreide durch Werfen mit der Wurfschaufel
von der Spreu reinigen, vgl. Grimm, DWb 30, Sp. 1458.
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