Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Goeters, J. F. Gerhard [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0362
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Sayn

Es soll auch under den predigten undt wen man den
chathechismum lehret, niemandts uff dem kirchho-
ve spatziren gehen oder stehen, sondern welcher
daruber spatzierendt oder sonst unnützlich schwet-
zendt auf dem kirchhoffe, uf dem marckt, in wurts-

heußern oder trinckstuben erfunden wurdt, der, so
offt er befunden wurdt, vier alb. zur straffe inn got-
tescasten zu stundt an geben, daruf auch unsere be-
ampten, predicanten, kirchendiener undt seniores
mit fleiß sehen sollen.

Von zaubern, christallen sehern, weißagern und aberglaubigen.

1. Dieweil auch neben den hexen undt zauberern
offtmals leut erfunden werden, die zum theil auß
boßheit, zum theil auß ainfalt undt unverstandt mit
christallen sehen, wahrsagen, segen und andern der
gleichen aberglaubischen dingen umbgehen, solches
aber gottes wort zuwider undt ein große sunde ist,
so sollen unser superintendens undt predicanten das
volck in gemein undt diejenigen, so sie hiermit be-
fleckt sein, vermercken, in sonderheit mit vermah-
nen, lehren undt underrichten von solchen sundtli-
chen, verbottenen dingen trewlich abweißen, undt
sollen unsere beambten eines jeden orts nach denn
zauberern, christallen sehern undt weißagern greif-
fen, die zu hafften pringen undt es unß zu erkennen
geben, |75r| damit sie ire gebuerende straff, die inen
nach gelegenheit undt befindung an leib undt leben
ohn alle barmhertzigkeit widerfahren, empfangen
mögen.
2. Desgleichen sollen auch unsere beampten uf die-
jenigen, so sich obgenannter dingen anhengig ma-
chen, zu den wahrsagern und christallensehern lauf-
fen undt sich bey inen raths erfragen, gutte achtung
geben, sie darvor warnen undt durch pfarhern undt

seniores warnen undt abwenden und diejenigen, so
sich uff vorgehende verwarnung nit wollen abwen-
den laßen, gleicher gestalt einziehen, sie an leib undt
guth nach gelegenheit der uberfahrung haben zu
straffen.
3. Als dan auch hin undt wieder etliche leut sich
finden, welche in bapistische kirchen undt closter
lauffen, würtz kreuter, palmen, saltz undt andere
materien in der meß segenen laßen, dardurch vol-
gendts erschreckliche abgotterey getrieben undt
aberglaubische ding angerichtet werden, auch etli-
che ann gewiße orter walfharten geloben, in iren
notten heidnischer weiß bey holtz undt steinen rath
undt hulffe suchen, so wollen wir hiemit alles jeder-
menniglichen ernstlich verbotten, vor straf gewar-
net undt sowoll all unsern beampten undt dieneren
als den superintenden, pfarhern undt seniorn mit
ernst bevohlen haben, hieruff fleißige achtung zu
geben, damit solche leut vor diesen verdamlichen
sundern trewlich gewarnet, davon abgezogen undt
durch gebuerende straffe von abgotterey zu christ-
lichen gottesdinsten gebrachtt werden.

Vonn wiederteuffern.

Nachdem wir auch in werck befunden, das die wi-
derteuffer sich hin undt hero wieder underzuschleif-
fen, auch ire heimliche conventicula undt zusamen-
kunften zu halten und das arme gemeine volck mir
ihren verfuhrischen lehren von dem rechten weg un-
serer seeligkeit zum verderben abzuleiten underste-
hen, so sollen unsere beampten wie auch der super-
intendens undt predicanten in allen undt jeden amp-
ten uf solche der widerteuffer heimliche conventi-
cula |75v| undt zusamenkunfft vleißig aufmerckens
haben undt dieselben mit nichten gestatten, sondern

die verstoren undt dargegen aller verhinderliche
mittel nach gelegenheit vornehmen, in sonderheit
aber, da etliche, es seyen gleich man- oder weibs per-
sonen, mit dieser sect behafft befunden wurden, die
soll ein jeder pfarherr, under deßen pfarren sie ge-
seßen, dem superintendenten als baldt nahmhafftig
machen, der sich den negsten dahin verfuegen oder
nach gelegenheit den wiederteuffer neben dem pfar-
hern vorbescheiden, denselben mit allen trewem
vleiß undt sanftmutigkeit auß gottes wort seines ir-
tumbs underrichten undt mit wiederlegung deßel-

342
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften