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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0363
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4. Kirchenordnung 1574

ben lehren, [mit] vermahnen undt underweißen nach
muglicheit wieder uff den rechten weg fuhren undt
pringen.
Wo dan ein solcher wiederteuffer uf seinem gefasten
irtumb verharen undt sich, wie zu besorgen, mit
wahrer schrifft nicht davon weißen laßen wolte, so
sollen unsere beampten uff des superintendenten be-
richt undt anzeige, die oder denen, die erzeltter ge-
stalt halstarrig undt uf ihren groben irthumb undt
mißverstandt pleiben, ernstlich ansagen undt ge-
bie[ten], alles dasjenige, das sie under uns haben,
hauß, hoffe, acker, wiesen, frucht, viehe undt alles
ander, was inen zustehet, innerhalb vierzehen tagen
ires besten zu verkauffen, zu vereußern undt under
einer andern herschafft ihre wohnung undt enthal-
tung zu suchen, undt, da sie das unserm ermelten
beampten glaublichen, bey wahren wortem verwil-
ligen undt zusagen, sollen sie es von ihnen anneh-
men undt, so viel muglich, kauffent verschaffen,
auch inen gestatten, ir gelt gantz oder zum theil
nach ihrer gelegenheit mit sich zu nehmen ohned
verhinderung.
Undt welche solches innerhalb vierzehen tagen nicht
thun werden, derselben hab undt gutter aller, nichts
außgescheiden, sollen unsere beampten zu sich neh-
men undt zum besten und treusten, als sie mogen,
verkauffen undt eigentlich verrech[n]en, was es ist,
auch was einem jeglichen zustehet, daßelbige also
verwahr- |76r| lich an glaubhafftige stette legen; so
baldt nun die wiederteuffer, den[en] das ire solcher
gestalt verkauft undt das gelt hinderleget wehre,
sich außerhalb unserer obrigkeit undt gebiet an-
derßwo, doch nicht uff zwolff meilen weges nahe bey
unser landtgrentz nieder zu thun gemeinet undt ires
gelts mit beglaubter, gewißer bottschafft begerten,
denen soll das selbig unaufgehalten gevolgt werden.
Wurde aber solcher wiederteuffer, deme unser landt
zu reumen gebotten were, daßelbige unrichtlich hal-
ten undt gleich sehr in seiner wohnung bleiben sit-
zen, so sollen unsere beampten deßelben ungehor-
sam wohnung zusperren undt verschließen undt
kein fewer noch rauch darin zu halten vergonnen,
d Konjektur aus: oder.

auch nichts desto weniger mit verkauffen deßelben
haußes undt guttern gebaren, als obstehet.
Wolten aber die wiedertauffer uf geschehenes ver-
bott willig abziehen undt doch ire behausung, acker,
wiesen undt andere liegende gutter lieber behalten
undt umb einen jerlichen zins andern verlaßen dan
erblich verkauffen, so wollen wir daßelbig in hoff-
nung ihrer beßerung undt bekehrung verstatten, je-
doch mit dieser außdrucklichen mas und anderst
nit, das sie solchen leuten, die mit solcher sect nit
befleckt sein undt sich christlicher gemein undt ge-
horsams gehalten, auch die gemeinen landtsperden
und pflichten mit wagen helffen, ir hauß undt guter
einthuen undt sie vor ire person, all die weil sie in
irem irtumb verharren, sich unsers landts uff zwölff
meil weges weit, wie vorstehet, enthalten.
Wofern aber under zweien eheleuten eines allein mit
dem wiedertauf befleckt ist undt das andere oder
auch ihro erwachsene kinder unbefleckt were, auch
daßelbige unbefleckte teil sich obgesetzten vereu-
ßerung der guter undt lands reumung, die wir allein
wieder das schuldige theil undt demselben zue straff
gemeinet haben wollen, beschwere, so soll ein sol-
cher fall mit seinen umbstenden an uns gelangt undt
daruber unsers fernern bescheidts erwartet werden.
|76v]
Wir gebieten auch hiemit allen und jeden unsern
underthanen in gemein, das sie sich der wiederteuf-
fer, irer weiber undt kinder, so derselbigen secten
anhengigh, nit haußen, herber[gen], eßen, trincken
undt andern vorschub gar nicht annemen in aller
maßen, wie sie sich unserer christlichen gemein auch
eußern undt entschlagen. Were aber solches wißent-
lich ubertretten undt unrechtlich halten wurde, der
soll gleich[e] straff wie die widerteuffer selbst zu ge-
warten haben. Die sich aber von irem irtumb bekeh-
ren und wiederumb zu unserer christlicher gemeinde
mit anhorung gottliches worts und gebrauch der
hochwurdigen sacramenten tretten, denen soll ihr
voriger fehl verzigen sein undt sie zu gnaden wieder
uff- undt angenohmen werden.

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