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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Goeters, J. F. Gerhard [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0433
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13. Kirchenordnung 1590

Am Ende deß Examinis vermahne er das Volck
zum Gebett.
Nach der Predigt, Examine und Gebett singe
man: Erhalt uns, Herr, bey deinem Wort etc.,126
Item: Verleyhe uns Frieden etc.127
Darauff wirdt ein Collect gelesen und letztlich
mit dem Segen beschlossen etc.j
Weil auch die Verordnung mit der Bettglocken un-
gleich gehalten und an etlichen Ortern, als |117| ein
Papistische Anreitzung zur Abgötterey gerichtet,
eine zeitlang unterlassen ist, und aber solch leuthen

der Bettglocken an sich selbsten nichts anders ist als
ein Erinnerung und Anreitzung zum rechten, wahr-
hafftigen unnd Christlichen Gebett, Damit nun
auch hierinnen an allen Orthen unnd Pfarren
Gleichheit gehalten werde, Als wöllen und befehlen
wir, daß man hinfürter an allen Ortern der Bett-
glocken deß Morgens, so der Tag angehet, deß Mit-
tags zu eylff Uhren unnd deß Abends bey der Son-
nen Untergang gebrauchet und also ohn Aberglau-
ben oder Abgötterey als ein offentliche Vermahnung
zum Gebett erhalte etc.

Caput VIII.
Vom rechten Christlichen Bann.

Nach dem die Straff deß Christlichen Bannes, da-
von Matth. 18128 geschrieben, nicht zuverachten,
Darumb auch welche in offentlichen Sünden, als
Ehebruch, täglicher Füllerey, Unzucht, Gottsläste-
rung und der- |118| gleichen Lastern liegen und da-
von nit lassen wöllen, nicht zu den Heyligen Sacra-
menten gelassen werden sollen, Und sich aber biß
dahero nicht allein grosse Unordnung, sondern auch
viel Ergerniß und beschwehrliche Sachen zugetra-
gen, da sich an vielen Orten die Kirchendiener ei-
genes Erkändtniß und Gewalts unterstanden, die
Leut nicht allein von der Tauffe, Abendtmal und
heyligen Absolution abzuhalten, sondern auch of-
fentlich in den Bann gethan und auß der Kirchen
geschlossen, also daß sie deß Ampts der Schlüssel
mißbraucht, die armen Gewissen gepeiniget, ihr ei-
gene Rachgier außgelassen und ihnen selbst grossen
Widerwillen und Gefahr zugezogen und verursacht,
Derowegen ordnen und befehlen Wir hiemit, daß
keiner unserer Kirchendiener einigen seiner Zuhörer
fürthers in den Bann thue, er sey dann impoenitens,
hoc est, er erzeige sich dann also, daß er alle Ver-
mahnung verachte und gantzlich keine Besserung
bey ihme zuhoffen sey. Und hierinn sollen Unsere
Kirchendiener den processum unnd die gradus ad-
monitionum halten, welche unser Ertzhirt Jesus
Christus weiset Matth. 18.129
126 Luther, AWA 4, Nr. 38.
127 Luther, AWA 4, Nr. 30.

Erstlich sollen sie solche impoenitentes in Geheim
für sich straffen und zur Busse vermahnen. |119| Da
aber solches nichts bey inen verfangen wil, sollen die
Kirchendiener die Vermahnung anstellen in beyseyn
zweyer oder dreyer Zeugen, fürnemlich aber die Sca-
binos Synodales, die Sehnscheffen, darzu brauchen.
Hüren sie nun diese auch nicht und erfolget keine
Besserung, so sollen sie es für die gemeine Kirch, das
ist für Unser verordnetes Consistorium, bringen,
welches solche unbußfertige, offentliche Sünder zum
letzten mal ernstlich zur Besserung vermahnen,
und, da sie sich noch unbußfertig erweisen, soll als-
dann erst auff Erkändtniß deß Consistorii und zu-
vor nicht solcher Ernst gegen sie vorgenommen wer-
den.
Was aber ein Pfarrherr in offentlicher Excommuni-
cation eines unbußfertigen Sünders für einen proces-
sum und formam brauchen soll, wirdt ihm von Un-
seren verordneten Consistorialibus alsdann vermel-
det werden.
Da aber die Excommunicirte Person ihre Sünde
erkennen, Gnade begeren und sich durch die offent-
liche Busse mit der Kirchen wider versöhnen wolte,
soll der Pfarrherr solches Unserm Consistorio zu
wissen machen, welches dann dem Excommunicir-

128 Mt 18,15-17.
129 Mt 18,15-17.

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