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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0438
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Sayn

Gemeine gut Zeugniß haben, zugeordnet werden,
dieselbige sollen mit einem thewren Eydt schwehren
und angeloben, daß sie als censores vitae & morum
auff ihre Kirchspiels Verwandten, Jung und Alte

fleissig Achtung geben und also dem offentlichen
Ergerniß neben dem Pfarrherrn wolten stewren und
wehren helffen, etc.

Caput IX.
Von den Monatlichen und anderen gemeinen Betttagen in der Wochen etc.

Wiewol bißhero von Unseren lobseligen Vorfahren in
irer Kirchen Agenda Christlich ist verordnet wor-
den, daß man bey allen Emptern in der Kirchen das
Volck zum Gebett anhalten und vermahnen und
sonderlich zu bestimpter Zeit das gemein Gebett der
Litaney159 halten und sprechen, auch alles Volck
vermahnen solte, daß sie bey solchem gemeinen Ge-
bett erschei- |134| nen und sämptlich für alle Noht
der Christenheit umb Erhörung bitten solten, Befin-
den wir doch, daß solches in etlichen Kirchen gantz
und gar unterlassen, in etlichen aber also angestellet
werde, daß allein junge Kinder auff solche Bettage
zusammen kommen in abwesen der Alten.
Dargegen aber männiglichen offenbar, daß die Noht
der Christlichen Kirchen in diesen letzten Zeiten
nicht abnimpt, sondern jhe lenger, je grösser und
beschwerlicher wirdt, derowegen das Gebett zum
höchsten von nöhten, darzu uns auch der Sohn Got-
tes ernstlich vermahnet, auff daß wir allem Ubel
entfliehen mögen, so uber die undanckbare Welt ge-
hen soll.
Derowegen wollen und befehlen Wir hiemit ernst-
lich, daß forthers in Unseren Städten alle Woche
zween Tage, nemlich an dem Mittwochen und Frei-
tagen, deß Morgens umb sieben Uhren soll gepre-
digt werden und soll die Predigt neben dem Gebett
zum längsten wehren eine Stunde und nicht druber
etc.
Auff den Dörffern aber sollen die Wochenpredigten
allein auff den Freytag in den Pfarrkirchen gehalten
werden, wie zuvor bey den Städten vermeldet wor-
den. Und so in der Wochen ein Feyertag |135| einfal-

len würde, soll als dann auff denselben auch der wo-
chentliche Bettag gehalten werden. Was aber die
Capellen belanget, welche die Pfarrherren sonst wo-
chentlich besuchen müssen, die sollen durch diese
unsere Ordnung nicht außgeschlossen noch an ihren
Predigten verhindert werden etc.
Den Monatlichen Bettag aber soll man in allen
Städten unnd Dörffern halten zu allen vier Wochen
auff den Freytag hernach, wann das Neuwe Liecht
oder Monschein eingetretten ist, Als dann soll mann
erstlich ein Christliche Predigt halten, durch welche
die Zuhörer zur Andacht und Eiffer zum Gebett er-
wecket werden. Nach der Predigt und verrichtem
Gebett soll mann unnachlessig die Litaney, als das
gemeine Gebett für alle Noht der gantzen Chris-
tenheit singen unnd die Schüler also abrichten, daß
sie weder zu hoch noch zu niderig, sondern diesel-
bige also singen, damit das Volck auch mit seiner
Stimme folgen und alle Unordnung verhütet werde.
Es soll auch der Pfarrherr, so auff solchen Tag pre-
digt, seine Predigt also anstellen, damit das Volck
nicht zu lang auffgehalten werde, sondern ein jeder
wider zu seiner Arbeit und Beruff kom- |136| men
möge, wie dann die Kirchendiener ire Pfarrkinder
mit allem Ernst und Fleiß vermahnen sollen, daß sie
sich nicht weniger bey solcher Predigt und gemei-
nem Gebett als an einem Sonn- oder Feyertag fin-
den sollen oder, da die Geschäfft so nötig, daß sie
nicht alle abkommen köndten, doch auffs wenigst
auß jederm Hauß ein Person oder etliche schicken,
damit auch durch sie das gemeine Gebett zur ab-
wendung Göttliches Zorns der Gebür nach Christli-
chen verrichtet werden möge.

159 Luther, AWA 4, Nr. 29.

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