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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Goeters, J. F. Gerhard [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0440
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Sayn

bekandt, auch abkündigen lassen und derhalben
nachmals diesem Pfarrherrn ein Zeugniß von seinem
Pfarrhern bringen, ohne welches Zeugniß der Pfarr-
herr nicht außgebieten und copuliren soll.
Es sollen aber diese Personen, so sich in Ehelichen
Standt zugeben bedacht, zuvor drey Sonntage nach-
einander öffentlich außgeruffen und, wenn kein Hin-
derniß befunden, alsdann eyngesegnet und |140| zu-
sammen geben werden und solcher Außruff soll et-
wan mit folgenden Worten geschehen:
lN. und N. wollen nach Göttlicher Ordnung zum
heyligen Standt der Ehe greiffen, begeren zu sol-
chem ein Gemein Christlich Gebett, daß sie diesen
Standt in Gottes Namen anfahen und seliglich zu
Gottes Lob vollenden mögen. Und hat jemandts
dareyn zu sprechen, der thue es bey zeiten und
schweig hernach oder enthalte sich, etwas zuverhin-
dern und dawider vorzunemmen. Gott geb ihnen
seinen Segen.l
Damit auch Vermög Göttliches Worts und Ordnung
der Sabbath geheyliget und die Leut von dem Gehör
Göttliches Worts nicht abgezogen werden, sollen die
Hochzeiten, wo sie auff die Sontag oder andere Fey-
ertage fallen würden, eher nit dann nach gehaltener
Predigt und verrichtem Gottesdienst angefangen
und vollnbracht werden.
Dieweil auch zu zeiten mit etlichen Personen ist
dispensirt worden, daß sie im Advent oder Fasten
Hochzeit gehalten und aber dasselbig an etlichen
Ortern fast für einen gemeinen Gebrauch und Ge-
wohnheit angezogen werden wil, Ob nun wol Ver-
mög Christlicher Freyheit bey den Christen ein Tag
wie der ander, Galat. 4,164 Jedoch, weil ermeldts |141|
Zeit insonders auff die Buß- und Passionspredigten
gerichtet und also alles seine Zeit hat, soll es nach-
mals durchauß bey dem gemeinen Gebrauch blei-
ben, die Hochzeiten auff ein ander Zeit legen, wie
zuvor geschehen, und unnohtwendige Neuwerung
wider die alte löbliche Ordnung und Gewohnheit
nicht eynführen.
l-l Aus KO Pfalz-Zweibrücken 1557, Sehling, EKO
XVIII, S. 214.
m-m Vgl. Luthers Traubüchlein, BSLK S. 531.

Und nach dem sich etliche daheim in ihren Häusern
und Höffen, auch wol auff dem Kirchhoff unter of-
fenem Himmel und nit in der Kirchen zusammen
trauwen lassen, darauß dann allerley Unrichtigkeit
erfolgt, Als soll hinfüro die Copulation ausserhalb
der Noht anderst nicht dann in der Kirchen vor
Christlicher Gemein und mit beyderseits Eltern,
Vormündern oder nechsten Freundtschafft Vorwis-
sen und sonst gar nicht geschehen.
Es soll auch kein Pfarrherr, viel weniger andere Un-
sere Amptleut, Schuldtheissen und Diener Ehesa-
chen zurichten oder aber die Ehe zu scheiden sich
unternemmen, sondern dieselbige für Uns und Unser
verordnet Consistorium weisen, allda die Sach zu-
verhören und zurichten, welches hierinn nach hey-
liger Schrifft und beschriebenen Rechten wirdt zu
handeln wissen.
Kein Pfarrherr soll auch einige frembde Leut, so |142|
nicht in seine Pfarr gehörig, copuliren oder zusam-
men geben in Ansehung, daß offtermals viel und
mancherley Unrichtigkeit darauß erfolget.
Forma Copulationis.
Wann Breutgam und Braut nach gehaltener Predigt
für den Altar knien, soll der Pfarherr sie etwa mit
solchen Worten ansprechen:
Dieweil ihr beyde nach Gottes Ordnung in den hey-
ligen Standt der Ehe begeben habt und begeret, daß
solch euwer Christliches vorhaben alhier offentlich
für Gott und seiner Gemeine bekräfftiget und be-
stättiget werde,
mSo frage ich dich, N., ob du dieser gegenwärtigen
Frawen oder Jungfrawen zum ehelichen Gemahl be-
gerest?
Antwort: Ja.

164 Gal 4,9f.

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