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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0463
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13. Kirchenordnung 1590

Caput XXI.
Von der Ordination der Kirchendiener.

rDieweil ihme der Allmächtige Gott auß dem
Menschlichen Geschlecht durch sein Göttliches
Wort ein Christliche Kirch sammlen wil und nicht
anders, So hat er auch Personen darzu geordnet, die
im Predigampt seyn sollen. Der erste Prediger aber
ist gewesen der Sohn Gottes, durch welchen Adam
und Eva auß dem Tode errettet und widerumb in
Gottes Gnad genommen seyn. Und dieser Sohn Got-
tes erhelt das Predigampt für und für, und ob es
schon bißweilen eng und schwach wirdt, so richtet
ers doch widerumb auff, hat also für und für Pro-
pheten gesandt, ist hernach Mensch worden, hat
sichtbarlich gepredigt und Zeugniß geben, Todten
aufferweckt und ist selber auß dem Tode wiederumb
in das Leben erstanden und hat andere viel Men-
schen mit erwecket, hat die Aposteln außgesendet
mit außtrücklichem Befelch: Wie mich mein Vatter
gesandt hat, also sende ich euch.229 Und die Apos-
teln haben weitern |214| Befelch gethan, daß die Pre-
diger sampt der Kirchen andern tüchtigen Personen
das Predigampt befehlen sollen, wie S. Paulus sagt,
2. Timoth. 2: Die Lehr, welche du von mir gehöret
hast bey vielen Zeugen, soltu befehlen trewen Men-
schen, die da tüchtig seyn, auch andere zu leh-
ren.230 Und seinem Jünger Tito schreibet er, er sol in
den Städten umbher Prediger setzen.231 Also bleibet
die uberschwengliche Barmhertzigkeit Gottes auß
Göttlicher Ordnung und Macht für und für, wie
Gott selber spricht, Esaiae am ein und funfftzigsten:
Ich lege mein Wort in deinen Mundt und mit dem
Schatten meiner Hand bedecke ich dich, daß du mir
den Himmel pflantzest.232 Und der Herr Christus ist
selber für und für der Erhalter deß Predigtampts,
wircket kräfftiglich durch das Evangelium, daß viel
Menschen zu Gott bekehret und erleuchtet werden
und in inen ewiges Leben und Gerechtigkeit werde
angefangen, wie solches klärlich zu sehen ist zun
r-r Aus KO Pfalz-Zweibrücken 1557, Sehling, EKO
XVIII, S. 140f.
s-s Aus KO Pfalz-Zweibrücken 1557, Sehling, EKO
XVIII, S. 142.

229 Joh 20,21.

Ephesern am 4., da Paulus spricht, Christus sitze
zur Rechten deß ewigen Vatters und gebe den Men-
schen seine Gaben, Propheten, Apostel, Evangeli-
sten, Hirten und Lehrer.233 So ist nun die Erhaltung
deß Ministerii Evangelici nicht ein Menschlich, son-
dern deß Herren Christi Werck. Der brauchet aber
|215| in diesem Leben Personen darzu und berufft
derer etliche selber ohne Mittel, wie er die Prophe-
ten und Aposteln beruffen hat, etliche aber berufft
er durch Mittel, das ist, durch Gliedmassen der Kir-
chen, und ist sein Will, daß wir diesen unsern ge-
horsam darbey erzeigen, daß die Kirch jederzeit
tüchtige Personen suche und erwehle, denen das
Predigampt mit dem Gebett befohlen werde etc.r
Dieweil dann Gott jetzigerzeit treuwe Prediger und
Kirchendiener durch ordentliche Mittel und Beruff
senden und geben wil, sals vermahnen Wir erstlich
alle die jenigen, so das Ius Patronatus in etlichen
Unsern Kirchen haben, daß sie zu diesem hohen
Ampt, umb welches willen der Sohn Gottes sein
thewres Blut vergossen hat, tüchtige Personen su-
chen und presentiren wollen, nemlich Gottsfürchtige
Männer, die nit in offentlichen Lastern leben und
die Lehr Göttliches Worts zimlich studiret haben
und die nicht falsche Lehr, der Augspurgischen Con-
fession zuwider,234 untermengen, dadurch dann Un-
sere Kirchen zurüttet und Spaltungen in denselbi-
gen möchten angerichtet werden.s
Zum andern wöllen Wir auch Unsere Superinten-
denten und alle, die der Ordination bey- |216| woh-
nen, ihres Gewissens und S. Pauli Vermahnung
ernstlich erinnert haben, daß sie niemandt bald die
Hände aufflegen und sich mit ordination ungelehr-
ter, ärgerlicher Kirchendiener nit frembder Sünden

230 2Tim 2,2.
231 Tit 1,5.
232 Jes 51,16.
233 Eph 4,11.
234 BSLK S. 44-137.

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