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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0465
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13. Kirchenordnung 1590

So ermahnet S. Paulus die Eltesten der Gemein Got-
tes zu Epheso:
So habt nun Acht auff euch selbst und auff die
gantze Herde, unter welche euch der heylige Geist
gesetzt hat zu Bischoffen, zu weyden die Gemeine
Gottes, welche er durch sein eygen Blut erworben
hat. Dann das weiß ich, daß nach meinem Abschied
unter euch kommen werden grewliche Wölffe, die
der Herde nit verschonen werden. Auch daß euch
selbst werden auffstehn Männer, die da verkehrte
Lehr reden, die Jünger an sich zu ziehen. Dar-l220|
umb seyt wacker und dencket daran, daß ich nit
abgelassen habe drey Jahr, Tag und Nacht, einen
jeglichen mit Threuwen zuermahnen.239
Allhier höret ihr, daß uns, so Bischoffe, das ist,
Pfarrherren und Prediger beruffen seyn und seyn
sollen, nicht wirdt befohlen, Gänß oder Kühe zu-
hüten, sondern die Gemeine, so Gott durch sein ei-
gen Blut erworben hat, daß wir die weyden sollen
mit dem reinen Wort Gottes, auch wachen und zu-
sehen, daß nit Wölff und Rotten unter die armen
Schaf eynreissen, darumb nennet er es ein köstliches
Werck. Auch für unser Person sollen wir züchtig und
ehrlich leben, unser Hauß, Weib, Kindt und Gesinde
Christlich halten und ziehen. Seyt ir nun solches zu
thun bereit, so sprecht: Ja.
Da lege der Superintendens und die andern Diener
deß Worts, so darbey seyn, dem Ordinando die
Hand auff das Haupt und spreche:
Barmhertziger Gott, himmlischer Vatter, du
hast durch den Mundt deines Sohns, unsers Herrn
Jesu Christi, zu uns gesagt: Die Erndte ist groß,
aber wenig seyn der Arbeiter; bittet den Herrn der
Erndte, daß er Ar- |221| beiter in seine Erndte sen-
de.240 Auff solchen deinen Göttlichen Befehlch bit-

ten wir von Hertzen, du wollest diesen deinen Die-
ner sampt uns und allen, die zu deinem Wort beruf-
fen seyn, deinen heyligen Geist reichlich geben, daß
wir mit grossen Hauffen deine Evangelisten seyn,
treuw und fest bleiben wider den Teuffel, Welt und
Fleisch, damit dein Nam geheyliget, dein Reich ge-
mehret, dein Wille vollenbracht werde. Wöllest
auch dem leydigen Grewel deß Bapsts und Macho-
mets sampt anderen Rotten, so deinen Namen
lästeren, dein Reich zerstören, deinen Willen wider-
streben, endtlich stewren und ein Ende machen.
Solch unser Gebett (weil du es geheissen, gelehret
und vertröstet hast) wöllestu gnädiglich erhören,
wie wir glauben und trauwen durch deinen lieben
Sohn, unsern Herrn, Jesum Christum, der mit dir
und dem heyligen Geist lebet und herrschet in Ewig-
keit. Amen.
So gehet nun hin und wartet der Herde Christi, so
euch befohlen ist, und sehet wol zu, nit gezwungen,
sondern williglich, nicht umb schändtliches Gewins
willen, sondern von Hertzen Grundt, nicht aber als
die uber das Volck herrschen, sondern werdet Für-
bilde der Herde, so werdet ihr (wann der Ertzhirt
erscheinen wirt) die unverwelckliche Kron |222| der
Ehren empfahen.241
Benedicat vobis Dominus ut faciatis fructum
multum. Amen.
Darauff sollen die Ordinati zu der Communion ge-
hen. Nach diesem allen sollen den Ordinatis ge-
schriebene Testimonia gegeben werden, unterschrie-
ben durch den Superintendenten und etliche mehr
Kirchendiener, so bey diesem Actu ordinationis ge-
wesen, auff daß man wisse, daß sie zum Predigampt
zugelassen und nicht falsche Lehrer seyen.

Caput XXII.
Von den Kirchen- und Kastenmeistern und deroselbigen Rechnung.

Damit der Kirchen und deroselbigen Gütern recht
und wol vorgestanden und die Kirchengebäw desto
besser erhalten, so sollen bey jeder Kirchen sein ehr-
239 Apg 20,28-31.
240 Mt 9,37f.

liche, Gottsfürchtige und redtliche Leut, zum we-
nigsten zween bey jeder Capellen, aber nur einer
zum Kirchenmei-l223| ster den Kirchen zum besten
241 1Petr 5,2-4.

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