16. Kirchenordnungsmandat 1619
sam ahnbette. Den alle und jede ubertretter un-
nachlesig neben einer schweren gelttbuß mit dem
thurn bestrafft, auch uff erwiederungh mit fernerer
ernster leibsstraffen belegt werden sollen.
Alß den auch ferner vielfaltig verspürt worden, das
unserer in anno 1614 uffgerichten und publicir-
tenn6 verordnung vielfaltig zu wieder gehandelt, die
uffgesetzte zahl der disch bey den hochzeitten und
der personen bey den kindtauffen in viel weg uber-
schritten, ingleichenn grosse, kostbahre leichmahl-
zeiten angestelt werden, welchem wir umb erhebli-
cher, beweglicher ursachen willen lenger nicht zuse-
hen können noch wöllen.
Hierumb so ist unser gnedig ernster befelch, das
nachmahln von menniglichen derselben verordnung
gemees gelebt, zu einer hochzeit mehr nicht alß
zwölff disch leuth, uber jeden disch zehen personen
zu rechnen, geladen und gespeist werden sollen, bey
unnachlesiger straeff einen gulde[n] von jeder per-
son, so viel deren uber dieser verordnung befunden
wurden. |3r|
Und sollen hinfuro in der wochen, darinen der mo-
natliche, ordentliche bittag felt, keine hochzeitten
gehalten werden.
Bey den hochzeitten sollen alle gaugler und müsige
bettler wie auch das uffsetzen der deller fur spiel-
leuth undt köch7 abgeschafft und hingegen uff je-
dem disch ein büchs uffgestelt werden, darinnen ein
jeder hochzeitgast fur haus arme ein christlich all-
moß legen möge.
6 Eine solche Verordnung ist bisher nicht belegt, vgl. aber
die diesbezüglichen Bestimmungen in den Visitationsar-
tikeln von 1609, Text Nr. 10.
7 Also das Aufstellen von Spendentellern für die genann-
ten Personen.
Die kindtauffen sollen uff mehrer personen, als hie-
vor verordnet, nemlich sechtzehenn,8 nicht ange-
stelt, auch eher nicht alß nach verrichtetem gant-
zem gottesdienst und ann gehörtten predigtten ge-
halten werden bey unnachlesiger straff funff gulden.
So sollen auch die kostbare leichglocher9 hiemit
nachmahln menniglich bey ebenmesiger straff, den
funff gulden, verbotten und mehr nicht zugelassen
sein, alß das die träger, zwen nachbarn, eltern,
schwester und bruder zusamen gehen mögen, doch
das mehr nicht alß keeß und brott uffgesetzt und ein
trunck weinß gereicht werden solle.
Befehlen daruff allen und jeden amptleuthen, statt-
und landschultheißen, |3v| richtern, geschwornen und
sendscheffen, auch allen unsern underthanen sampt
und sonders, das sie sich dieser unserer verordnung
in allen puncten gemeeß verhalten, uff die verbre-
chere fleissig acht haben und forschen und die selbe
jedenmahln bey der ordinari sendrugh10 ohne anse-
hen der person bey den eydt und pflichten, damit sie
uns zugethan und verwanth sein, uffrichtig anzeigen
und nichts verschweigen oder im gegenfall gewerttig
sein, das sie deswegen mit gepürendem ernst ange-
sehen werden sollen.
Urkundtlich unser underzeichneter hand und fur-
getruckten secrets, so geben zu Altenkirchen, den
18. September anno etc. 1619.
Wilhelm, grave zu Sein11
[Siegel]
8 Vgl. Punkt 5 der Visitationsartikel von 1609 (Text
Nr. 10).
9 Gloch = Gelage.
10 Also in etwa: Der Rugtag der Sendschöffen.
11 Eigenhändige Unterschrift.
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sam ahnbette. Den alle und jede ubertretter un-
nachlesig neben einer schweren gelttbuß mit dem
thurn bestrafft, auch uff erwiederungh mit fernerer
ernster leibsstraffen belegt werden sollen.
Alß den auch ferner vielfaltig verspürt worden, das
unserer in anno 1614 uffgerichten und publicir-
tenn6 verordnung vielfaltig zu wieder gehandelt, die
uffgesetzte zahl der disch bey den hochzeitten und
der personen bey den kindtauffen in viel weg uber-
schritten, ingleichenn grosse, kostbahre leichmahl-
zeiten angestelt werden, welchem wir umb erhebli-
cher, beweglicher ursachen willen lenger nicht zuse-
hen können noch wöllen.
Hierumb so ist unser gnedig ernster befelch, das
nachmahln von menniglichen derselben verordnung
gemees gelebt, zu einer hochzeit mehr nicht alß
zwölff disch leuth, uber jeden disch zehen personen
zu rechnen, geladen und gespeist werden sollen, bey
unnachlesiger straeff einen gulde[n] von jeder per-
son, so viel deren uber dieser verordnung befunden
wurden. |3r|
Und sollen hinfuro in der wochen, darinen der mo-
natliche, ordentliche bittag felt, keine hochzeitten
gehalten werden.
Bey den hochzeitten sollen alle gaugler und müsige
bettler wie auch das uffsetzen der deller fur spiel-
leuth undt köch7 abgeschafft und hingegen uff je-
dem disch ein büchs uffgestelt werden, darinnen ein
jeder hochzeitgast fur haus arme ein christlich all-
moß legen möge.
6 Eine solche Verordnung ist bisher nicht belegt, vgl. aber
die diesbezüglichen Bestimmungen in den Visitationsar-
tikeln von 1609, Text Nr. 10.
7 Also das Aufstellen von Spendentellern für die genann-
ten Personen.
Die kindtauffen sollen uff mehrer personen, als hie-
vor verordnet, nemlich sechtzehenn,8 nicht ange-
stelt, auch eher nicht alß nach verrichtetem gant-
zem gottesdienst und ann gehörtten predigtten ge-
halten werden bey unnachlesiger straff funff gulden.
So sollen auch die kostbare leichglocher9 hiemit
nachmahln menniglich bey ebenmesiger straff, den
funff gulden, verbotten und mehr nicht zugelassen
sein, alß das die träger, zwen nachbarn, eltern,
schwester und bruder zusamen gehen mögen, doch
das mehr nicht alß keeß und brott uffgesetzt und ein
trunck weinß gereicht werden solle.
Befehlen daruff allen und jeden amptleuthen, statt-
und landschultheißen, |3v| richtern, geschwornen und
sendscheffen, auch allen unsern underthanen sampt
und sonders, das sie sich dieser unserer verordnung
in allen puncten gemeeß verhalten, uff die verbre-
chere fleissig acht haben und forschen und die selbe
jedenmahln bey der ordinari sendrugh10 ohne anse-
hen der person bey den eydt und pflichten, damit sie
uns zugethan und verwanth sein, uffrichtig anzeigen
und nichts verschweigen oder im gegenfall gewerttig
sein, das sie deswegen mit gepürendem ernst ange-
sehen werden sollen.
Urkundtlich unser underzeichneter hand und fur-
getruckten secrets, so geben zu Altenkirchen, den
18. September anno etc. 1619.
Wilhelm, grave zu Sein11
[Siegel]
8 Vgl. Punkt 5 der Visitationsartikel von 1609 (Text
Nr. 10).
9 Gloch = Gelage.
10 Also in etwa: Der Rugtag der Sendschöffen.
11 Eigenhändige Unterschrift.
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