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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Goeters, J. F. Gerhard [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0480
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Wied

Von der Konstituierung einer Landeskirche kann jedenfalls erst 1564 die Rede sein, aus welchem Jahr
das Protokoll einer Synode erhalten ist, das die versammelten Pfarrer an Graf Johann IV. schicken. Über-
haupt nehmen die Synodalprotokolle in der Grafschaft Wied an vielen Stellen eine kirchenordnende Funk-
tion ein, die anderswo von fürstlichen Mandaten ausgefüllt wird. Explizit wird das in der Kirchen- und
Polizeiordnung von 1616 bestätigt, in der bei der Regelung bestimmter Einzelfragen ausdrücklich auf ältere
Synodalprotokolle verwiesen wird.11
1. Synodalbeschlüsse 1. Juni 1564 (Text S. 465)
Dieses Protokoll unterrichtet über den Superintendenten Dr. Johannes Alstorf und den Synodalschreiber,
den Rengsdorfer Pfarrer Johann Heyen von Kobern, und die am 1. Juni zu Honnefeld abgehaltene Synode
der Kirchendiener der Grafschaft Wied. Das Ergebnis waren Beschlüsse über eine einheitliche Ordnung der
Riten und Amtshandlungen, die Abschaffung der Bilder und Beinhäuser sowie andere Fragen, die übli-
cherweise in den Bereich der Kirchenzucht fallen.

2. Die Zeit der gemeinsamen Regierung 1581-1595
Über weitere Synoden dieser Art aus der Regierungszeit Johanns IV. sind wir nicht unterrichtet. Nach
Johanns Tod 1581 regierten seine Söhne, Hermann I. (reg. 1581-1591) und Wilhelm IV. (reg. 1581-1612)
die Grafschaft zunächst gemeinsam.
1586 ist die Teilnahme von Alstorf und Heyen an einer gemeinsamen Synode Nassauischer, Wittgen-
steinischer und Solmser Pfarrer belegt, die in Herborn unter dem Vorsitz von Caspar Olevian12 stattfand.
Im Protokoll dieser Synode heißt es u.a.:
Ministri usurpent formulam conscriptam de usu et modo Catechismi Heidelbergensis,13
Da in den übrigen Schriften jegliche Hinweise über den Konfessionsstand fehlen, muss dieser Hinweis über
die Wendung der Grafschaft zum reformierten Bekenntnis genügen. Aber auch Punkt 2 aus der Kirchen-
ordnung von 1616 scheint darauf hinzudeuten.14
Erst aus dem Jahre 1588 sind wir wieder über eine Wieder Synode unterrichtet, von der sich leider nur
das Einladungsschreiben erhalten hat:15
Herman etc.
Ersame, liebe, andechtiger.
Nachdem bißdahero under euch, unsern Kirchendienern, noch kein Conventus gehalten worden und wir dan
vermerken, daß allerhandt mengel und gebrechen so wol under euch alß auch eweren Parochianen sich ereugen,

11 Vgl. unten S. 495 Punkt [9.].
12 Dr. Caspar Olevianus (Öler), geb. 1536 Trier, stud. in
Paris, Orléans, prom. Dr. iur. in Bourges, danach stud.
in Genf, Zürich und Lausanne; 1559 gescheiterter Refor-
mationsversuch in Trier, 1560 Kirchenrat und Prof. Hei-
delberg, Mitverfasser des Heidelberger Katechismus;
1577 Superintendent Berleburg (Grafschaft Wittgen-

stein), 1584 Gründungsrektor der Hochschule in Her-
born, dort gest. 1587.
13 Das ganze Protokoll bei Richter, Kirchenordnungen
Band 2, S. 473-476.
14 Vgl. Text Nr. 7, S. 493.
15 FWA 64-3-14.

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