Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0513
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7. Kirchen- und Polizeiordnung 1616

unndt leutten zu gemeiner wollfahrt undt besten,
vorgedachte von unsern vorfahren loblicher ge-
dächtnus unterschiedtlich verfertigte undt publicir-
te ordnungen vornehmen, dieselb fleißig verleßen,
erwegen undt bedencken, dero forters ab- und zu-
thun, und solche in eine kurtze form und maß stellen
und endtlich in nachfolgende capitell undt articull
verfassen undt publiciren laßen.
Befehlen darauff allen undt jeglichen unsern rähten,
amptleuthen, befehlhabern, landt- und underschult-
heißen, kellern, landtschreibern, burgemeistern,
scheffen, heimbergern undt allen undt jeglichen un-
sern underthanen, zu- undt ahngehörigen, die itzo
seindt oder hernach werden sambt und sonders bey
den pflichten undt aiden, so sie unß wurcklich ge-
than undt geleistet haben oder künfftig thun wer-
den, daß sie nicht allein vor ihre persohn dem allem,

so hierin begriffen, gehorsamlich undt trewlich ge-
leben undt nachsetzen, son-3| dern auch mit unge-
spartem fleiß daran sein, daß unsere underthane
undt ihrd ampts angehörige dergleichen thun oder
aber die ubertretter mit denen hierin benanten oder
sonst nach gestalt der verbrechung andern gebürli-
chen hartten undt scharpfen straffen unnachlesig
ahngesehn undt niemandtsen, unter waß schein
undt praetext daß auch geschehen möchte, damit
verschonen undt ubersehen, so lieb ihnen ist, die
straff deß meinaidts undt unser ungnadt zu vermei-
den.
Wir haben aber unß undt unsern erben vorbehalten,
diße ordnung zu bessern, zu mehren, zu mindern,
milter oder strenger zu setzen, wie wir das nach je-
der zeitt gelegenheitt undt gestalt nutzlich undt
nothtürfftig finden werden.

Tit.e I
Von Kirchen und Schulen,
deren dienern, vorstehern undt angehörigen.

Unndt demnach anfenglich einer jeglichen obrig-
keitt geburtt undt obliegt, die ahnordnung zu thun,
daß das heilige Evangelium undt christliche lehr
lautter undt rein gepredigett, die Kirchen Christi in
guttem regiment bestendig erhalten undt die blu-
hende jugent in guttenn kunsten undt sprachen
aufferzogen undt zur forcht Gottes angewissen wer-
den.
1.α So wollen wir auch, daß demselben gebuhrlich
nachgelebt, unser lehrer undt predigere das wort
Gottes nach den schrifften deß Alten undt Neuen
Testaments pur, lautter undt rein der gemeine vor-
tragen, die |4| heilige sacramenta trewlich undt flei-
ßig auspenden, die krafft und wirckung deroselben
den zuhörern zum besten auschlagen undt sonsten
α Ampt der Kirchendienere oder Lehrer und Prediger
Göttlichen Wortts.
d Fehlt Abschrift.
e Original: Cap. Nach dem zweiten Hauptkapitel wird die
Nomenklatur aber geändert, die Hauptkapitel heißen
dann: Tit., die Unterkapitel: Cap.

mitt vermahnen, straffen undt trösten, auch besu-
chung der krancken undt allen andern kirchen ce-
remonien undt gebreuchen also verfahren, wie es ih-
rem ampt undt beruff woll ahnstehet unndt gezimet
undt sie sampt undt sonders vor dem angesicht Got-
tes undt der christlichen kirchen zugesagt undt ver-
heißen haben.
2. Undt obwoll solches alles in einer richtigkeitt
undt ettliche besondere neben articuln hetten ge-
bracht werden können, alldieweill aber in der pfält-
zischen kirchen ordnung,6 waß dißfalß nöttig, mit
mehrern angezogen, und dieselb in dießen unsern
Grave- undt Herschafften angenommen undt biß
dahero gehaltten, auch sonsten heilsame ordinatio-
nes von unsern löblichen vorfahren deßwegen ge-
6 Falls der Hinweis von der Annahme des Heidelberger
Katechismus im Jahre 1586 (vgl. oben Einleitung S. 460)
richtig ist, muss es sich um die kurpfälzische Kirchen-
ordnung von 1563 oder einen ihrer Nachdrucke handeln.

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