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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Goeters, J. F. Gerhard [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0532
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Wied

[5.] Vonn administration der justiti [6.] Von notwendiger provision gegen
unnd wie es inskünfftig mit den verhören fewerbrunsten.d
gehaltenn werden solle.c

c So viel die administration der lieben justiti unnd deren
verhören belangt, dieweil unß auch hieruber allerhand
klagen ein zeitlang |7| vorkommen, auch bey gehaltener
visitation deßwegen erwehnung geschehen unnd refor-
mation gebetten worden, damit dan einem jeden recht
wiederfahre und daß gericht Gott, dem hochsten richter
unnd allein gerechten, uffrichtig trewe unnd redlich ge-
halten werde, so wollen wir ahnfenglich, daß unsere
landschultheisen die underthonen in ihrem ahn- und vor-
bringen gern und willig hören, denselben zu den ihrigen
entweder vor sich selbst oder mit zuthun der eltisten
unnd geschwornen ohne einige partheiligkeit oder ander-
wertliche respecten, so viel ihr verstandt vermag, vor-
helffen oder aber, da die sachen ihnen zu schwer unnd
wichtig fallen würden, so baldt zur cantzley und daselb-
sten jetzo von newem durch unß angesteltem ordentli-
chem verhör verweisen sollen.
Wan nuhn jemandts ahn die cantzley verwiesen ist oder
sonsten der sachen wichtigkeit nach, daselbst hulff zu
suchen, sich angeben wirdt, damit dan desto besser ver-
fahren unnd sowol unsern angehörigen underthonen alß
auch jeglichen ansuchenden zum recht verholffen, auch
alle weitläuffigkeit unnd verlengerung der sachen, auch
ohnzeitiger verdacht vermitten werde, so wollen wir, daß
nun und inßkünfftig von dato ahn die amptsverhören ein-
unndt abgestelt sein, allen sachen, so durch die schult-
heisen, wie obgemelt, nicht verrichtet unndt hingelegt
oder verschlichtet werden könten, zur cantzley gezogen
unnd daselbst von unserm amptman, rhäten unnd land-
schreibern oder wer inskünfftig ferners dazu von unß
dazu deputirt unnd beigesetzt werden würdt, vorgeno-
men, angehört unnd uff best- unnd kürtzest möglich ent-
scheiden werden sollen. Zu solchem endt und allen ver-
lengerungen desto besser vorzubawen, so soll wöchent-
lich ordinarie zweimahl verhör gehalten, alßdan ein jeder
gehörtt unnd uneracht einer oder ander unserer rhätt
unnd diener abwesendt were, nich[tde]stoweniger von
den uberigen in processen biß zum schluß gebürlich vort-
gefahren und alßdan mit gemeinem |8| zuthun uff vorher-
gehenden fleisige verleß, alleß mund- und schrifttlichen
einbringen endlich coniunctim gesprochen und also ge-
urtheilt werden, daß es dem gemeinen beschriebenen
rechten, ublichen, vernunfftigen landtbreuchen, unseren
ordnungen und andern heilsamen constitutionibus ehn-
lich und gemäß seye.
Unnd dieweil die sachen mercklich befordert werden,
wan dieselb ordentlicher, gebürlicher weise ohne uber-
messiges, nichtswurdiges und den partheyen selbst
schedliches, auch zu zeiten ihnen wiedriges ohngestum-
mes plaudern unnd gewesch vor- und anbracht, auch
verhört undt abgeurtheilt werden, gestalt dan solchen
den partheyen sowol selbst alß auch den richtern weniger
muhe und bessere erleichtureng gibt, so wollen wir un-
sere underthonen erinnert haben, wan etwa die sachen so
beschaffen sein, daß keiner schrifftlichen handlung unnd
weitläuffiger außfuhrung der selben vonnöten, sondern

alleß auff mundlichen bericht und gegenbericht also
baldt bey und hingelegt werden kann, daß sie alßdan
jemandsen, so darzu qualificirt, ahnsprechen, umb rhat
und beistandt ersuchen und durch ihn alleß und also vor-
bringen lassen, damit sobaldt oder uff negsten verhörtag
die sachen desto besser ohne weitlauffigkeit beygelegt
und erörtert werden mögen. Were aber dieselb also ge-
than, daß schrifftliche handlung und fernerer außfüh-
rung von nötten were, so hatt es zwar dabei sein ver-
pleiben, es sollen sich aber die partheyen inn demselbi-
gen also mässigen, daß uber ein schrifft, drey oder vier
nitt eingebracht werden und die substantz und form ei-
nes ordenlichen, rechtmessigen processus so kurtz alß
möglich dabey gehalten werde.
Waß nun hiebey ferners in acht genommen werden soll
und wie unser amptman, rhät und diener bey der cantz-
ley und deroselben verhören auch sonsten sich inskünff-
tig verhalten und waß sie zu ergetzlichkeit ihrer muhe
unnd arbeit von den partheyen sich bezahlen lassen sol-
len, daß haben wir unsern underthonen zum besten, auch
|9| absonderlich begreiffen auffs papier bringen und un-
sern beampten einliefern lassen der zuversicht, es werden
solchem nach hinfuro sich niemandts deßwegen mit fu-
gen beschweren, sondern vielmehr mit gleich und recht
wol genugen lassen und zufrieden sein können.
Were es aber sach, daß jemands unserer underthonen ob
denen bei der cantzley gesprochenen urtheilen und gege-
benen bescheiden, auch sonsten in andern sachen, es seye,
waß es wölle, sich mit fug und recht beweret funden, die
appellation rechtmessiger gebur und zu rechter zeit an-
hand zu nehmen, seine beschwernussen unß vorzubringen
und fernerer hulff oder entscheidts von unß gewertig zu
sein gemeinet were, demselben wöllen wir dasselbig hie-
mit nit verbotten, sondern vielmehr gebotten und befoh-
len haben, unß alß hohe obrigkeit gebürlich zu ersuchen,
seine not und anligen vorzubringen und deßwegen nichts
nichts zu schewen deß gnedigen erbietens, unsere under-
thonen nicht allein gern zu hören, sondern auch solche
verordnung zu thun, daß mit zuziehung unserer ubrigen
rhäten und dienern ihre beschwernussen uffs schleunigst
abzuhelffen und ein jeglicher zu dem jenigen, waß ihme
von Gott und rechts wegen gebühret, verholffen, dabey
auch der gebur geschutzt und gehandhabt werden mögen.
Und damit daßjenig, waß etwa verlauffen und unsere
underthonen zu klagen haben möchten, ahn unß desto
fuglicher und ohne ubrige beschwernusen oder unkosten
der supplicanten gebracht werde, so wollen wir, daß un-
sere underthonen, so sich beschwert zu halten vermei-
nen, uff ihren kosten, so offt nötig, herabbringen oder
verschaffen sollen und daruff selbige beschwernussen
oder supplicationes und andere gravamina, so der land-
schreiber jederzeit mit fleiß zusamen bringen und ver-
warlich hierüber schicken solle zu unsern händen oder
der cantzley Dierdorff einliefern unnd daruff antwort
und bescheidt sollicitire und erwarte.
d Nach dem auch bey obangeregter jungst gehaltener vi-

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