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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0024

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Die vier geistlichen Gebiete Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen. I. Merseburg.

Item was belanget die lare, sacramenta, cere-
monien, ketzereien und desselben anhanget, item
die zwispalt zwischen den pfarhern, schulen und
kirchendienern, wan die nicht peinlich seint, des-
gleichen ehebruch, jungfrau schwechen und alle
offentliche laster, darin die weltliche obrickeit sich
der strafe halben binnen einem halben jare nicht
eingelassen und was wir dergleichen sachen mer
an solch consistorium weisen werden. Welcher ge-
stalt aber in ehe und derselben scheidung sachen,
auch sonst von dem consistorio sol procediert, ge-
sprochen, gestraft, auch appellirt werden, das
haben wir unserm ohemen, deme von Anhald, eine
sonderliche besigelte schrift zugestelt, darnach sich
alle unser underthanen in dem stift, zugetheilten
ampten und clostern, sollen richten und halten,
wie wir inen dan solchs wollen bevelen und gebieten
lassen. Desgleichen wir herzog Moritz unsern
underthanen, wie obgemelt zuthun auch geneigt sein.
Wan auch wir gebrudere, oder unser under-
thanen, was standes die seind, pfar lehen in ob-
gemelten stifte und lande verleihen, so sol die in-
vestitur bei unserm ohemen gesucht, und die
presentirte person, ob sie zu dem kirchendienst
tuglich, examinirt werden. Wurde sie ungeschickt
befunden, sol es sein liebe dem lehen hern solchs
vermelden, eine andere und tuchtigere zu presen-
tiren, oder in mangel des und do der lehen herr
uber einen manat seumig, soll auf ansuchen der
pfarkinder seine liebe einen tuchtgigen kirchen-
diener in des lehen hern negligenz zu vervorden
haben und sol seine liebe von einer investitur
uber funf groschen nicht nehmen lassen. Es soll
auch sein liebde den superadtendenten und pfar-
hern in sonderheit bevelen und daruber halten,
das die leute in der beichte zu bereuung irer
sunde, zu gutem vorsatz, sunde zu hassen und
meiden, und zu wahrer rechter busse vleissig er-
manet, mit historien des alten testaments und sonst
gotlicher schrift, darzugehalten, und dan durch das

evangelium mit vergebung der sunde getrost werden,
und das die prediger das volg, den armen hulflich
zu sein, desgleichen zu dem gebet und den
fasten, mit historien des alten testaments aus den
geschichten der apostel und sonst gotlicher schrift
vleissig und ofte ermanen und fast in allen pre-
digen das unzuchtige leben, auch die trunkenheit,
und betrug des nechsten, item des schendlichen
gotslestern, fluchen und schweren, das leider fast
bei allen gemeine ist, zudem vleissigst anzeigen,
mit bitten vermanen und strafen, das volg davon
ableiten. Es sol auch seine liebe uf der
kirchendiener wandel, lar und leben achtung
geben, aus irem ampt im fal der notturft wider
sie procediren, und die geburliche strafe ver-
wenden, und sollen sein liebden, mit dem bau,
suspension, privacion, und deposition, auch dem
gefengnis die priester und kirchendiener nach
gelegenheit irer gebrechen zustrafen haben, und
der kirchendiener ausserhalb handhaftiger that
und peinlicher sachen mit dem gefengnis durch
die leien nicht eingezogen werden, es wurde dan
vermargt, das sein liebe, oder weme solch ampt
bevolen wurde, mit der straf nachlessig und seumig.
Da sich auch zutruge, das sich kirchen-
diener in irem ampt treulich vleissig erzeigten,
und alters oder sunst unvermugens halben dem
ampte nicht mer vorsein konten, wie dan bei
uns der halben ansuchung geschehe, wollen wir
uns mit verleihung einer vicareien, auf ir leben,
oder in ander wegen kegen inen gnedig erzeigen.
Zu urkunde, mit unsern anhangenden in-
sigeln . wissentlich besigelt und uns mit eigenen
handen underschrieben. Geschehen zu Dres-
den mittewochen nach Apolonie den eilften tag
februarii nach Christi unsers lieben hern und selig-
machers geburt funfzehen hundert und im funf
und vierzigsten.
Moritz h. z. Sachsen.
Augustus herzog zu Sachsen.

2. Visitation ordnunge im stift Merseburck gehalten anno doniini 1514 angefangen XXIII septembris.
Aus Zerbst, St.A., V. 213, Nr. 20«. Der Titel auf dem Umschlage, von anderer Hand geschrieben, lautet:
Visitation ordnung so im stift Merseburg gehalten worden anno 1544 usq. ad annum 1550.]

Vorrede.
Nach dem der barmherzige got im himmel
sein heiliges gotlichs wort in disen letzten zeiten
der welt durch Christum Jesum gnediclich hat wider
erscheinen lassen, und uns teglich ufs treulichste
ermant, dass wir seine gnade nicht sollen vergeb-
lich empfahen, so ists christlich und billich, dass
man solch worte ergreife und also fasse, dass man
es behalten und auf die nachkommende auch
erben und bringen moge, solchs aber kan durch
keinen andern weg fuglicher und bequemlicher
geschehen, den durch eigne, freie, offenbare, christ-
liche vistation. Derhalben fur christlich und
notig geachtet, dass die selbe zum schirsten fur-

genommen und gehalten wurde, auf dass, das un-
gotlich wesen abgethan, und das reich Christi
gepflanzt, aufgericht, ausgebreitet und erhalten
mocht werden zu ehre, lob, und preis, got dem
vater schepfer aller ding, und Jesu Christo seinem
sone unserm erloser und heilande sampt dem
heiligen geiste in ewickeit. Amen.
Vom befehel zu visitiren.
Als aber der hochwurdige in got durch-
lauchte hochgeborne furst und herre, herr'Geor-
gius furst zu Anhalt, graf zu Ascanien, thumbprobst
zu Magdeburg, coadjutor des stifts Merseburck,
herr zu Bernburck cet., mein gnediger furst und
 
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