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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0034

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Die vier geistlichen Gebiete Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen. I. Merseburg.

Vom ehestand und ehsachen.
Vom heiligen ehestand sollen sie die leute
auch ofte unterrichten. Sonderlich auch die eltern

Von feirtagen.
Dise volgende feirtage (so auch in der agenda auf
herzog Heinrichs loblicher gedechtnus befel ausgegangen
vormeldet) sollen gleichformig uberall gehalten und dem
volk zu jeder zeit verkundigt werden.
Den ganzen tag zu feiren fur und nachmittage zu
predigen:
Alle sontage und volgende evangelische festa: nati-
vitas Christi sampt dem andern auch dem dritten tage,
so man daran communicanten hat, wo aber nicht com-
municanten weren, solte man gleichwol predigen und
es mit dem ampt halten wie auf ander feirtage, do man
nicht communikanten hat.
der tag circumcisionis ader beschneidung Christi
der tag epiphanie Christi
der tag der Opferung Christi in tempel puri-
ficationis Marie genant
der tag anuntiationis seu conceptionis Christi, da
Christus in der junkfrauen Marien leib entpfangen ist
der ostertag sampt den zwei folgenden tagen als
in weinachten
der tag der himmelfart Christi
der pfingsttag mit den zwei folgenden wie zu wei-
nachten
der tag der heiligen dreifaltickeit, so auf negsten
sontag nach pfingsten gehalten
Hiruber sollen dise feirtage gehalten werden:
der tag S. Johannis des teufers zu ehren dem
heiligen predigtampt des evangelii von Christo
der tag visitationis, da die junkfrau Maria ihre
muhme Elisabet heimgesucht hat von wegen der feinen
historien des evangelii
der tag Michaelis dar von den lieben engeln zu
predigen.
An volgenden tagen solle fur mittage predigt und
communion, do es fur fiele, gehalten und die dem volk
auf den sontag zuvor doch ahne gebotene feir vor-
kundiget werden. Als nemlich der tag cene domini, so
man den grunen donnerstag nennet, daran von dem
abentmahl und hochwirdigen sacrament zu predigen
der tag des leidens Christi, so der karfreitag ge-
nennet wirt, dar man die ganz historia des leidens
Christi dem volkfurtragen solt
der tag Petri und Pauli und aller apostel zu ehren
des heiligenapostelampts und damit solches die jugent
und einfeltige leut in gedechtnus behalten, welche unser
lieber herr Christus zu solchen ampt erwehlet und durch
die sein wort ausgebreitet.
Dergleichen mit den festen S. Pauli bekerung,
Marie Magdalene, S. Johannis enthauptung zu halten,
weil die schenen historien und exempel im evangelio
beschrieben.
Gefielen aber solche fest auf einen sonnabent, als
dan solten die historien derselben auf den nechstvolgen-
den sontag nachmittag gehandelt werden.
Mit verlegung aber der fest, das annunciationis Marie,
do dis in die marterwoche gefiele, auf den palmabent
gelegt wurde. Der andern feste verlegunge solle durch
das consistorium bestimbt und idem superattendenten
den pfarhern in synodis angezeiget werden.
Sollen auch das volk vleissig vormahnen, das sie
dieselbigen feirtage nicht mit schentlichen fressen und
folsaufen, auch anderer unfug zubringen, auch under
den predigen sich in den schenken und bierheusern
nicht finden lassen wolten, mit vorwarnung, das solches
got und die ubrikeit strafen wurde.

und jugent, mit was gottes furcht und bescheiden-
heit derselbe soll furgenommen werden.
Sollen auch alle quartal auf der canzel dem
volk anzeigen die vorbotene grad inhaldes fürst-
lichen ausschreibens1) .
Item das sich nimandes ane vorwissen seiner
eltern vorheiraten solle, welchs wider gotlich,
natürlich, und keiserlich recht und nicht zuzu-
lassen ist2), und wer das mit fodert sol hertiglich
gestrafet werden.
Dergleichen sollen sie die eltern vormahnen,
ihr kinder zu gebürlicher zeit zuberathen, und da
sie nicht neigung haben, mit gewalt nicht zu
zwingen, und wo sie des vormanet durch die
pfarhern uf ansuchen der kinder, neben andern
freunden, und sich daran nicht keren wollen,
sollen sie darumb für dem consistorio zur antwort
stehen.
Item das nimandes sich heimlich verloben,
und solche heimliche vorlobnus nicht zugelassen,
sondern gestraft werden sollen.
Item das nimant sein ehegemahl vorlassen
solle und die do wegläufen sollen gestrafet werden.
Item dergleichen sol der ehebruch, auch
junkfrauen schender durch geistlich und weltlich
obrickeit hertiglich gestraft werden.
Item es sol auch nimant zusammen geben
werden der frombde ist ahne gnungsam gezeugnis,
damit man wisse das er ledig3).
Item man sol auch nimandes zusammen geben
er sei dan drei sontage zuvor aufgeboten. Und
dieses wie vormeldet sol auf der canzel angezeigt
werden, damit sich nimandes edel ader unedel
zuentschuldigen. Und wirdet sich darüber imandes
ehe wirtschaft zubestellen, unterwinden, der mag
den schaden des uncostens tragen. Dan derhalben
sol kein nachlassung geschehen. Es truge sich
dan ein solcher fall zu, do durchs consistorium
hirinne etwas nachgegeben4).

1) B. Zusatz: von graden darinen die ehe verboten
wie wol die bebstliche rechte die ehe in dem vierten
grade der blutfreundschaft verbieten, so sol doch die
ehe in diesen landen und stiften hinfurder nicht weiter
dan im dritten grade ungleicher linien des gebluts und
schwegerschaft verboten und in dem dritten gleicher
linien und dem vierden grade erleubet und nach-
gelassen sein.
2) „und nicht zuzulassen“ ist Zusatz im Merse-
burger Ex. In A. im Text.
3) B. Zusatz: und da sich hierinnen alwas bedenken
zu truge sollen die pfarhern ane vorwissen ihres super-
attendenten ader do es von noten auch des consistorii
nichts fornemen noch slissen.
4) B. Zusatz: Es wollen auch die pfarher die vom
adel vormahnen das sie sich nicht wollen beschweren,
so sie ader ihre kinder zur ehe greifen wollen, auf-
bieten zu lassen, dan ob sie wol sich in dem fal vorzusehen
wusten, das darinnen nicht einsprach oder hinderung
furfallen dorfte, so ist doch ihnen so wol als andern
 
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