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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0039

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4. Was den pfarhern auf itztkünftigen synodo (1545) solle angezeigt werden.

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Also haben wir auch den erwürdigen und
hochgelarten ern Antonium Musam zum super-
attendenten der pfarrer in diesem stift1) vor-
ordent, wie wir ihnen euch hirmit angezeigt und
angegeben haben wollen. Sonder zweifel wirdet
sich nach christlicher liebe und derselben er-
forderunge gegen iderm nach gelegenheit gutlich
und der gebuer wissen zuerzeigen , darauf be-
gehrend, was ihr in gemeinen kirchen sachen
mangel habet, das an ihnen zugelangen, und be-
schides von ihm zugewarten, und was er also von
unsernt wegen auch befelen wirdet, das ihr in
deme ihme volstendigen gehorsam leisten, das auch
in unser jegenwertickeit ihme zusagen wolt.
Wo er auch imand von euch anher bescheiden
wirdet, wollet ahne aussenbleiben, wie ihr be-
scheiden, und sonderlich des morgens umb sieben
hor gehorsamlich erscheinen. Wolt sich aber in dem
jemandes ihme widersetzig machen, der soll auch
gebürlicher strafe gewertig sein.
Dieses haben wir euch zum anfang bis auf

1) Der Merseburger Grundtext lautete: „zum sup.
der pfarher in diesem stift“. Das ist am Rande ver-
bessert „zu dem stift Merseburg sampt den zugehörenden
ampten“. Das ist nun in A. gedankenlos abgeschrieben
„zum sup. der pfarren zu dem ampt Mersburg sampt
den zugehorenden ampten, diesem stift“.
4. Was den pfarhern auf itztkünftigen synodo, an
werden.
[Aus Zerbst, St.A., Vc
Erstlich.
Das sich die pfarher jungst geschener vor-
haltung erinnern sollen, wie sie sich in der lahr,
handlung und reichung der hochwirdigen sacra-
ment, auch in eusserlichem christlichen wandel
halten sollen.
Und do auch imandes solches von seinen nach-
barn ubergangen wuste, daraus irthumb und erger-
nis ervolgen mochte, das ein ider solches bei seinen
pflichten anzeigen solle, damit demselben fur-
gekommen, und wo es die noch erfordert gebür-
liche strafe hirin furgenommen werde.
Desgleichen was für laster in ihren pfarren
vorhanden oder sunst schwermerei (dafür got sei)
fürfiele, solches eroffenen.
Solle ihnen aufgelegt sein zu lesen genesim,
Matheum, epistolam ad Romanos et symbolum Atha-
nasii.
Damit sie die text wissen, und die heilsame
lahr des heiligen evangelii so viel reiner behalten,
und darvon in futura synodo, welches sein wirt
alhier am tage Luce evangeliste, in dem sie bei
der straf erscheinen sollen, ferner examinirt werden.
Sollen dem volk alle feiertage für der predigt
Sehling, Kirchenordnungen. Bd. II.

weiter visitation und bescheid gnediglichen wollen
anzeigen, zuversichtig, ihr werdet in disem allen
eur ampt mit vleis bedenken, und euch auch
geburliches und zugesagten gehorsams erzeigen.
Widerumb erbieten wir uns alle gnedigen
willens gegen euch, und wo ihr semptlich ader
imandes von euch sonderlich, etwan mangel ader
gebrechen haben, was sie des an uns zugelangen,
wollen wir sie zu ider zeit gnediglich horen, und
so weit sich unser vormugen erstreckt, durch got-
liche vorleihe bei deme, was er befugt, furderlich
und hulflich erscheinen. Und thun damit uns,
unser kirchen und die ganze gemeine christen-
heit in euer gebet treulich empfelen.
Bitten und wunschen auch von Christo Jesu
unserm obersten hirten und einigen bischof unser
selen, so er mit seinem theuren blut erloeset hat,
der uns alle zu disem ampt, einen iden nach
seinem zugeordenten antheil, durch seinen heiligen
geist gesagt, sein heilige gemeine zu regiren,
wolle uns sein gnad vorleihen, das wir unser ampt
treulich ausrichten mochten, das wir fur seinen
richterstul nicht allein fur uns, sondern auch die
uns befolen, mit freuden rechenschaft geben mogen.
Welchem mit dem vater und heiligen geist, dem
einigen ewigen wahren lebendigen got, sei ewig
lob, ehr und danksagung, von nun an bis in ewig-
keit amen.
dem montag nach trinitatis (1545) solle angezeigt
ien.

die zehen gebot, den glauben, das vater unser'
von der tauf und sacrament von worte zu worte,
den text aus doctoris Martini catechismo lang-
sam vorlesen, das es die leute bei sich nach-
sprechen, und so viel bass lernen mogen.
Desgleichen sollen in der wochen selbst mit
den kindern den catechismum uben, und welche
mehr dan ein dorf haben sollen umbwechseln, das
gleichwol in iderm dorfe einen tag zum wenigsten
in der woche der catechismus mit der jugent ge-
übet. Und alsdan sollen sie den kindern auch
die geistliche lieder lehren, und die leute ver-
mahnen, die kinder in die kirchen zu bringen,
und welche hirin seumig oder verechtlich sich er-
zeigen, und nicht bessern wollen, die sollen sie
anzeigen.
Sollen auch das volk vleissig zum gebet vor-
mahnen , und in der wochen die litanias halten,
vormoge des ausschreibens.
Auch die leute für das tegliche zechen in
bier und weinheusern, und dergleichen toppel-
spiel vorwarnen, daraus gotteslesterung, verseumnis
der dinste, hader, todtschlag, ehebruch, vorterb
des gesundes, verseumnis und schade der narung,
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