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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0074

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Die vier geistlichen Gebiete Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen. III. Naumburg-Zeitz.

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dorauf an die ganze kirche und vorsamelung von
mannen, junkfrauen und frauen, wer es kan und
singen will, den glauben zu deutsch zu singen,
und nemlich dise drei nochfolgende gesetze. Also:
Wir gleuben alle in einen gott, u.s.w. [vgl.
Wackernagel, Kirchenlied III, Nr. 23. Str. 1,
Zeile 1 in statt an; Z. 3 hot st. hat; Z. 9 vor st.
fur. Str. 2, Z. 1 in st. an ; Z. 6 er st. ein; Z. 8
vor st. für. Str. 3, Z. 1 in st. an].
Wenn diser glaube also gesungen ist, so ruft
man den heiligen geist an mit disem gesange also:
Nuhe bitten wir den heiligen geist, u.s.w.
[Wackernagel, III, Nr. 28, nur St. 1. — l.Z.:
Nuhe st. Nu].
Herre Christ, gottes son, durch deiner marter
willen, so bedenk aller christenheit not, denn du
uns lieber herr an dem creuze hast erlost.
Kirieleis.
Hirnach so geht der prediger auf die canzel
und nach anrufung der genaden gottes sagt er
erstlich den text des heiligen evangelii, wie es
nach ider zeit geburt zu lesen und predigen und
legt es dornach recht, reine und wol aus mit
guten, treuen leren und underricht, das man dem
ewigen worte gottes treulich gleuben, daran hangen
und bleiben soll, demselbigen folgen und in der
forchte gottes leben, inen alleine lieben, die ge-
rechtigkeit thuen und unsern nechsten als wir uns
wollen gethan haben, dinen, und inen als uns
selbst lieben; und nach volendter predig spricht
er der gemeine vorsamlung vor das rechte gebet
unsers erlosers Christi Jesu, das vater unser, mit
lieblicher und christlicher auslegung und vor-
clarung desselbigen, und thut dornach christliche
und fleissige erinnerung ins volk: got den all-
mechtigen von herzen anzurufen und zubitten, vor
alle oberkeit und christliche stende, das inen der
allmechtige gott seine genade vorleihen und den
heiligen geist geben wolde, den waren christlichen
gelauben zubekennen und dem worte gottes treu-
lich zugeleben, damit sein gotlicher name bekant
und allezeit unsers lebens geert, dem nechsten
fleissig gedinet werde, und der armen nicht ver-
gessen, frid und einigkeit alhie auf erden gewirkt
und erhalten und darnach uns der ewige fride
durch gottes barmherzigkeit vorlihen muge werden.
Spricht dornach, dieweile das folk in solcher an-
dacht kniende vorhanden ist, die offenbare schuld
und beicht mit folgender absolucion wie geburlich.
Dordurch das folk, wie got hab lob vormarkt, zu
guter andacht und besserung irs lebens gereizt
und gebracht ist wurden, mehr und besser dan in
vorigen zeiten, da solche ermanungen nicht ge-
schehen seind. Und alsbalde, nachdem dis alles

dermas geschehen ist, hebt man an durch die
ganze kirche zusingen den psalm Davidis: Deus
misereatur nostri etc. vordeutscht also :
Es wolt uns got genedig sein, u.s.w.
[Wackernagel, III, Nr. 7, Str. 1, 5 wege st.
werk. Str. 3, 7 thut st. thun, Z. 8 furchtet st.
furchte].
Hirnach procedirt der prister in der messen
mit dem dominus vobiscum, wie geburlich, und
wenn der chor et cum spiritu suo geantwurt, hat,
so hebt man an in stat des offertoriumbs zu singen
durch die ganze kirche den vordeutschten psalm
Davids de profundis clamavi ad te etc. also wie folget:
Aus tiefer not schrei ich zu dir, u.s.w.
[Wackernagel, III, Nr. 6. Str. 1, 5 wo st.
so. Str. 2, 2 sunde st. sunden; 6 Es st. Des.
Str. 3, 6 teuer st. treuer. Str. 4, 3 Noch st. doch;
5 thue st. thut; 7 deines st. seines].
Nach disem gesange an stat des offertorii
und so der prister uber den altar bis auf das
sanctus procedirt hat, so hebt der chor an zu
singen: Sanctus, sanctus, sanctus dominus deus
sabaoth, pleni sunt celi et terra gloria tua, osanna
in excelsis, benedictus qui venit in nomine do-
mini, osanna in excelsis. Und hirauf singt alsbalde
die ganze kirche das Jesus Christus etc. in form
wie nachfolget:
Jesus Christus unser heiland, der von uns den
gottes zorn wandt u.s.w. [Wackernagel, III,
Nr. 10. Nr. 1 , 2 gottes zorn st. zorn gottis.
2, 3 vorborgen in dem st. verborgen im. 3, 1 hie
zum st. zu dem; 3, 4 hinter leben: „er“. 4. 2
thut st. wolt; 4, 4 gegeben st. geben. 5, 2: das
es sei ein speis der kranken. 6, 1 genade st.
gnad; 6, 4 erkrigest st. krigst. 7, 4 ime st. ihm.
9, 2 bekennest es; 9, 4 deine st. dein].
Hirnach und under des wirt der prister mit
der messen bereit bis auf das dominus vobiscum;
damitte und mit der antwurt des chors et cum
spiritu suo wirt die messe beschlossen.
Und also hat der prister bis anher in dem
ampt der messen gar kein deutsch wort gesungen,
singet es auch noch nicht, sondern allenthalb
lateinisch. Hirzue, so werden diese angezeigte
deutsche gesenge und psalmen nicht mehr dann
an den sontagen und an den festen und feirtagen,
so man zu predigen und das wort gottes zuvor-
kundigen pflegt, gesungen. Aber sunsten alle
anderen tage, die wochen und das jar uber wirt
die messe gesungen, gelesen und gehalten lateinisch,
und wie bisanher etwa lange geschehen ist.
Sonnabend den tag des lieben aposteln
Sanct Thomas anno domini 1527.
 
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