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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0097

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13. Kirchen-Ordnung für die St. Wenzelskirche zu Naumburg von 1537/1538.

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und er rufet seinen schafen mit namen und furet
sie aus, und wan er seine schafe hat ausgelassen,
gehet er fur ihn hin, und die schafe volgen ihme
nach, dan sie kennen seine stimme. Einem
frembden aber folgen sie nicht nach sondern flihen
vor ihme, dan sie kennen der frembden stimme
nicht. Diesen spruch saget Jesus zue ihnen, sie
vernahmen aber nicht, was es war, dass er zue
ihnen saget. Da sprach Jesus wieder zue ihn,
warlich, warlich, ich sage euch, ich bin die thuer
zu den schafen, alle die vor mir kommen seind,
die seind diebe und mörder gewesen, aber die
schafe haben ihn nicht zuegehöret. Ich bin die
thuer, so jemand durch mich eingehet, der wird
selig werden und wird ein und ausgehen und wird
finden, ein dieb kömbt nicht, dan das er stele,
wurge und umbbringe, ich bin kommen, das sie
das leben und volle gnuge haben sollen. —
Sonst wird es alles, wie am pfingsttage ge-
halten, und man soll an den hohen drei festen,
als weinachten, ostern und pfingsten alle drei tage
uber nichts, dan allein vom fest die historien
predigen und zu jedem mal den artikel des glau-
bens wol treiben und dem volk einbilden. Als
zu weinachten: Ich gleube an Jesum Christum,
seinen sohn, unsern herrn, der geborn ist von der
jungfrauen Maria. Zu ostern aber: Auferstanden
von den todten, und do sol man die historia, am
ostertage geschehen wol treiben. Zu pfingsten
dieselbe historia am pfingsttage geschehen, und
aldo den artikel: Ich gleub an den heiligen geist,
ein heilig christliche kirche etc. mit einfüren. Also
sol man auch an den andern festen, die in der
heiligen schrift gegründet seind, ihre historien
dem volk vleissig fürtragen und welche einen
artikel des glaubens mitbringet, als in festo
anunciationis Mariae, der empfangen ist vom
heiligem geist, sol man zu einem jedem mal ja
dem volk vleissig vormelden und anzeigen.
De sancta trinitate introitus.
1)Benedicta sit sancta trinitas atque indivisa
unitas. Confitebimur ei quia fecit nobiscum miseri-
cordiam suam. Benedicamus patrem et filium cum
sancto spiritu, evovae.
Collecta.
Wir loben gott den vater, sohn und den
heiligen geist,
Und preisen ihn von nu an bis in ewigkeit.

1) Die Noten hierzu s. in Neue Mittheilungen u. s. w.,
Bd. 19, Anhang. In Dresden fehlen die Noten in diesem
Abschnitt vollständig und der Text enthält nur die An-
fangsworte der Citate und Lieder.

Almechtiger ewiger gott, der due uns gelehret
hast, in rechtem glauben zue wissen und bekennen,
das due in drei personen gleicher macht und
ehren ein einiger ewiger gott und dafür anzue-
beten bist, wir bitten dich, du wollest uns bei
solchem glauben allezeit feste erhalten wider alles,
das da gegen uns mag anfechten, der due lebest
und regirest von ewigkeit zue ewigkeit. Amen.
Epistel zum Römern am 11. cap.:
Lieben brueder, o welch eine tiefe des reich-
thumbs, beides der weisheit und erkentnus gottes,
wie gar unbegreiflich sind seine gerichte und un-
erforschlich seine wege, dann wer hat des herrn
sinn erkant? oder wer ist sein rathgeber ge-
wesen? oder wer hat ihme etwas gegeben, dass
ihme werde wieder vergolten? dan von ihm und
durch ihn und in ihme seind alle ding, ihme sei
ehr in ewigkeit. Amen.
Prosa.
Benedicta semper sit trinitas.
oder
Gott der vater wohn uns bei.
1)Benedicta sancta semper sit trinitas deitas
scilicet unitas coequalis gloria, pater filius sanctus
spiritus, tria sunt nomina omnia eadem substantia,
deus genitor, deus genitor in utroque, sacer spiri-
tus deitate socius, non tres tamen dii sunt, deus
verus unus est, sic pater dominus filius spiritus-
que sanctus, proprietas in personis unitas est et
in essentia majestas par et potestas decus honor
aeque per omnia sidera, maria, continens arva
simul et universa condita, quem tremunt impia
tartara colit quoque quem et abyssus infima, nunc
omnis vox atque lingua fateatur hunc laude debita,
quem laudant sol atque luna dignitas adorat
angelica, et nos voce praecelsa omnes modulemur
organica cantica dulci melodia, eya et eya nunc
simul jubilemus alti throno domino laudes in
excelsis, o veneranda trinitas, o adoranda unitas,
per te sumus creati, vera aeternitas, per te sumus
redemti, summa tu charitas, populum cunctum tu
protege, salva, libera, eripe et emunda, te adora-
mus omnipotens, tibi canimus, tibi laus et gloria.
Per infinita secula seculorum.
Evangelium Joannis 3.
Es war aber ein mensch unter den Phari-
seern, mit namen Nicodemus, ein oberster unter
den Juden, der kam zue Jesu bei der nacht und
sprach zue ihme: Meister, wir wissen das due
bist ein lehrer von gott kommen, dan niemand
kann die zeichen thun, die due thust, es sei dan
gott mit ihme. Jesus antwortet und sprach zue

1) S. die vorhergehende Note.

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