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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0112

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98

Die vier geistlichen Gebiete Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen. IV. Wurzen.

c) Wes sich der knaben schulmeister halten soll.
Die knaben schul sol in drei classes oder
haufen abgeteilt, und mit der lehre und zucht
allenthalben nach der visitatorn zu Sachsen unter-
richt in 28., 38. oder 39. jar gedruckt ausgangen
gehalten werden,
Und sonderlich dieser gestalt, das vor allen
dingen die knaben zu gottes wort und forcht,
auch aller erbarkeit treulich gezogen, und gewiesen
werden, das man auch sie in der grammatica nur
aufs vleissigist unterweise, dieselbigen wol zu-
lernen,
das man auch sie mit buchern und lection
keinswegs uberschütte.
In allewege sollen auch die schulmeister
sampt iren bacclariis, die knaben zu gotts forcht,
wort und erbarkeit, mit allem getreuen vleis ziehen,
weisen und halten,
sonderlich auch den cleinen catechismum
lateinisch und deutschen sie wol und fleissig bilden,
angesehen das der ganzen christenheit daran nur
viel gelegen, das die knaben so wol als die meid-
lein christlich wol und erlich erzogen werden.
Es sol auch kein schulmeister bacclarius oder
cantor, so wenig als der kirchner, on des super-
attendenten und pfarrers wissen willens und zu-
thun angenomen oder entsetzt werden.
Es sollen auch der schulmeister und seine
bacclarien so wol als die caplan und kirchner in
des hern superattendenten zu Wurzen billichen
gehorsam in allewege steen.
d) ,,Wie man die megdlein schul sol halten.“
(Vgl. Bd. I S. 193 Anm.)
e) Wie man die christliche mess halten soll.
One comunicanten sol man nimer kein mess
halten, wen man aber communicanten hat, so soll
man die communion und mess halten in massen
wie volget.
Erstlich sol ein lateinisch oder deutsch gesang
pro introitu gesungen werden, durch den magister
und schuler, wie gewonlich,
Darnach kyrieleison dreimal, auf das sol der
prister gloria in excelsis deo singen, folget darauf
et in terra pax hominibus bone voluntatis, dar-
nach wirt gelesen die epistel aus S. Paul oder
der andern aposteln schrift einer deutsch im tono
und accent wie zu Wittemberg üblich auch Torgau,
Dresden oder Leipzig, darnach ein rein sequenz
oder geistlich lied, darnach wirt gelesen das

evangelion, deutsch ime tono und accent wie zu
Wittemberg.
Nach dem evangelio singet das volk und
die ganze kirche der apostel simbolum, deutsch,
wir glauben all an einen gott,
Alsbald auf das simbolum oder den glauben
geschicht die predigt des heiligen evangelii des
sontags wie die zeit tregt.
Nach der predigt lieset der pfarrer oder diacon
das vater unser deutsch, und thut vermanung vom
heiligen hochwürdigen sacrament, bald darauf
singet der prister laut die wort des herrn Christi,
verba consecrationis In der nacht da er verrathen
ward etc. und bald darauf communicirt das volk,
und zubeschlus singet der prister die collecten
und benediction uber das volk aus dem buch
numeri.
In dieser form der communion und christ-
lichen messe sollen die pfarrer bleiben, und alle-
zeit aufsehen haben, das sie sich mit dem pfarrer
zu Wurzen in dem und andern vorgleichen,
auch die dorf pfarrer ahier ins ampt und in
die nehe gehörend, dahin halten, das sie sich hir-
innen auch gleichformig mit ceremonien der messe
halten, dan die ungleichet bringt vil ergernis und
scandala.
In andern aber ceremonien, gottesdinst und
gesengen als mit der psalmodia frue morgens und
zu vesper sollen sich die pfarrer halten allent-
halben nach der form, welche in dem buch der
visitation des churfürstenthumbs zu Sachsen etc.
vorfast, anno etc. im 38 im druck ausgangen und
allezeit in allen solchen dingen sich mit den
negsten superattendenten alles in christlicher zucht
und ordnung zu halten vorgleichen.
Man soll auch die messen in gewonlichen und
gebürlichen ornat und messgewant und nicht in
schlechter leichter cleidung, noch nicht in knechti-
schen misgeschniten schuen halten.
Uber das so sollen auch hinfurder der gross
und clein canon in der messe, auch die vigilien,
seelmessen, alle andere privat und winkel messen,
alles was auf die anrufung der heiligen geet, und
alle gesenge, lection und vermeinte gottes dinste,
die in gottes wort nicht gegrunt noch vorfast ab-
gethan sein, angesehen das gott selber sagt Esaie
am 29. und Christus Matthei am 15. und Marci
am 7. vergeblich ists das sie mir dienen, dieweil
sie lehren solche lere, die nichts ist denn menschen
gebot, so streiten auch beide canon zum hochsten,
lesterlichsten und greulichsten wider das einige
sunopfer fur unser und der ganzen welt sünde
gethan am stammen des lieben creuz, den werden
tod unsers lieben hern und heilands Jesu Christi.
 
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