30. Verordnung der Visitatoren für den Hauptmann zu Gera. 1533.
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nung gegangen werde. Die Berathungen zogen sich aber noch lange hin. Schwierigkeit machte
namentlich die Abgrenzung der Competenzen der Kanzlei und des Consistoriums. Vgl. auch das
gedruckte Ausschreiben vom 2. Januar 1617 im Fürstl. Archiv Gera, P. I/b, Nr. 2, Bl. 88.
Über dieselben Berathungen giebt uns das Archiv P. I/b, Nr. 1 und 2 Aufschluss. Ein
fertig gestellter Entwurf datirt vom 1. Mai 1625. Aber die Berathungen gingen weiter. Man
liess sich auch von auswärts Vorlagen kommen, so die Schönburg’sche Consistorial-Ordnung
für das Consistorium zu Waldenburg. Gutachten wurden von allen Seiten eingeholt, so von den
Consistorien zu Leipzig und Wittenberg.
Endlich waren alle Bedenken beseitigt, und unter dem 21. Mai 1635 erfolgte die Publi-
cation. Die Söhne Heinrich’s des Jüngeren und Ältesten, nämlich Heinrich der andere Jüngere
und Heinrich der dritte Jüngere, unterschrieben die Ordnung am 10. Juni 1635, für den Über-
lebensfall, und unter dem 1. September 1647 erkannten sie die Ordnung noch einmal ausdrück-
lich als bindend an. Ein Abdruck der Ordnung stellt im Lobensteiner Intelligenzblatt 18
(1801), S. 175 ff.
30. Verordnung der Visitatoren für den Hauptmann zu Gera. 1533.
[Nach Weimar, Ji. Nr. 9.]
Uber die gemein artikel dem hern
hauptman zu Gera uberantwort.
Zu gedenken auch, das unser gnediger herr
hie zu Gera wolle sich bevleissen, zu fürderung
gottes wort und beide der herrschaft und unter-
thanen heil und selickeit das inventarium bei
allen pfarren, wo keins nicht ist, aufzurichten.
Zum andern jerlich von allen kirchvetern
rechnung zu nehmen der schuld und einnahme.
Zum dritten. Nachmals vleis zu haben, das
die ritterschaft und erbar manschaft der herr-
schaft Gerau eigentliche vorzeichnüs irer pfarr-
kirchen und capellen einkommen, schüld und
cleinod einzubrengen, alle begern gros aufgezeich-
net, und unsers gnedigen hern zu Gera des eldern
oberm hauptman zu handen stellen und folgend
den visitatorn in Meissen und Voitland zufertigen.
Zum vierden. Gott zu ehren darob zu sein,
das in allewege alles, das so den pfarrern, vicarien,
caplanen und kirchnern entzogen, inen widerümb
anzuschaffen.
Zum fünften. Ob dem pfarrer zu Gerau als
superattendenten und andern christlichen pfarrern,
predigern und caplanen in der ganzen herrschaft
genotich zu halten, damit die christliche ordenung
mit verkündigung gottes wort lauter und rein,
auch mit gleichformigen ceremonien gottes wort
gemes und mit gutem leben unverbruchlich ge-
halden werde.
Zum sechsten. Die irrigen eesachen neben
dem pfarrer zu Gerau und etlichen vom ampt, wo
sie aufm lande, oder etlichen vom rat, so sie in
der stat Gerau erwachsen, treulich zu handeln,
wo aber nichts fruchtbars zu erheben, dieselben
sachen kegen Wittenberg an die verordenten
doctores des sechsischen hofgerichts mit genug-
samen bericht des handels zu fertigen.
Zum sibenden. Ein sonderlich auge auf die
sacramentirer, widerteufer und andere schwermer
zu haben. Demselben unglück gott zu ehren und
zu erhaltung gemeinen landfridens zu begegen.
Zum achten. Treulich zu helfen, gute pfarrer
an stat der entsetzten ungeschickten zu schaffen,
als nemlich herr Ulrich von Walthurn gen
grossen Aga und herr Chilian Bornichen gen Sara,
doch durch die visitatorn zuvor zuverhören.
Zum neunden. Darob zu sein, das, wo herr
Simon Karl, der aldo priester bei Götzen von Wol-
ferstorf sich wider erougen wurde, im anzuzeigen,
vermoge churfürstlichen bevehls der papistischen
unchristlichen mess und anderer gotslesterung im
fürstenthumb und diser herrschaft zu enthalden.
Zum zehenden. Bei unserm gnedigen hern
unterthenigen vleis für zu wenden, den zehenden
und anders, so seine gnad von den pfarrern und
andern geistlichen gutern zu sich gezogen, darzu
zu folgen zu lassen, als nemlich das hohenlehn-
geld, item 6 scheffel getreide vom schlos zu Gerau
dem pfarrer zu Frankental und was dergleichen
mer von solchen gutern anderswohin gezogen, dan
die churfürstliche instruction bringts mit claren
worten mit, solchs alles wieder zu den pfarrern
und andern geistlichen lehen on alle vorminderung
zu schaffen und verordnen.
Zum eilften. Das den pfarrer zu Crassdorf
die 3 groschen, im etlich jar von Peter Scharlach
fuerenthalden wider ganghaftig gemacht werden,
desgleichen das der garte zu derselben pfarr
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nung gegangen werde. Die Berathungen zogen sich aber noch lange hin. Schwierigkeit machte
namentlich die Abgrenzung der Competenzen der Kanzlei und des Consistoriums. Vgl. auch das
gedruckte Ausschreiben vom 2. Januar 1617 im Fürstl. Archiv Gera, P. I/b, Nr. 2, Bl. 88.
Über dieselben Berathungen giebt uns das Archiv P. I/b, Nr. 1 und 2 Aufschluss. Ein
fertig gestellter Entwurf datirt vom 1. Mai 1625. Aber die Berathungen gingen weiter. Man
liess sich auch von auswärts Vorlagen kommen, so die Schönburg’sche Consistorial-Ordnung
für das Consistorium zu Waldenburg. Gutachten wurden von allen Seiten eingeholt, so von den
Consistorien zu Leipzig und Wittenberg.
Endlich waren alle Bedenken beseitigt, und unter dem 21. Mai 1635 erfolgte die Publi-
cation. Die Söhne Heinrich’s des Jüngeren und Ältesten, nämlich Heinrich der andere Jüngere
und Heinrich der dritte Jüngere, unterschrieben die Ordnung am 10. Juni 1635, für den Über-
lebensfall, und unter dem 1. September 1647 erkannten sie die Ordnung noch einmal ausdrück-
lich als bindend an. Ein Abdruck der Ordnung stellt im Lobensteiner Intelligenzblatt 18
(1801), S. 175 ff.
30. Verordnung der Visitatoren für den Hauptmann zu Gera. 1533.
[Nach Weimar, Ji. Nr. 9.]
Uber die gemein artikel dem hern
hauptman zu Gera uberantwort.
Zu gedenken auch, das unser gnediger herr
hie zu Gera wolle sich bevleissen, zu fürderung
gottes wort und beide der herrschaft und unter-
thanen heil und selickeit das inventarium bei
allen pfarren, wo keins nicht ist, aufzurichten.
Zum andern jerlich von allen kirchvetern
rechnung zu nehmen der schuld und einnahme.
Zum dritten. Nachmals vleis zu haben, das
die ritterschaft und erbar manschaft der herr-
schaft Gerau eigentliche vorzeichnüs irer pfarr-
kirchen und capellen einkommen, schüld und
cleinod einzubrengen, alle begern gros aufgezeich-
net, und unsers gnedigen hern zu Gera des eldern
oberm hauptman zu handen stellen und folgend
den visitatorn in Meissen und Voitland zufertigen.
Zum vierden. Gott zu ehren darob zu sein,
das in allewege alles, das so den pfarrern, vicarien,
caplanen und kirchnern entzogen, inen widerümb
anzuschaffen.
Zum fünften. Ob dem pfarrer zu Gerau als
superattendenten und andern christlichen pfarrern,
predigern und caplanen in der ganzen herrschaft
genotich zu halten, damit die christliche ordenung
mit verkündigung gottes wort lauter und rein,
auch mit gleichformigen ceremonien gottes wort
gemes und mit gutem leben unverbruchlich ge-
halden werde.
Zum sechsten. Die irrigen eesachen neben
dem pfarrer zu Gerau und etlichen vom ampt, wo
sie aufm lande, oder etlichen vom rat, so sie in
der stat Gerau erwachsen, treulich zu handeln,
wo aber nichts fruchtbars zu erheben, dieselben
sachen kegen Wittenberg an die verordenten
doctores des sechsischen hofgerichts mit genug-
samen bericht des handels zu fertigen.
Zum sibenden. Ein sonderlich auge auf die
sacramentirer, widerteufer und andere schwermer
zu haben. Demselben unglück gott zu ehren und
zu erhaltung gemeinen landfridens zu begegen.
Zum achten. Treulich zu helfen, gute pfarrer
an stat der entsetzten ungeschickten zu schaffen,
als nemlich herr Ulrich von Walthurn gen
grossen Aga und herr Chilian Bornichen gen Sara,
doch durch die visitatorn zuvor zuverhören.
Zum neunden. Darob zu sein, das, wo herr
Simon Karl, der aldo priester bei Götzen von Wol-
ferstorf sich wider erougen wurde, im anzuzeigen,
vermoge churfürstlichen bevehls der papistischen
unchristlichen mess und anderer gotslesterung im
fürstenthumb und diser herrschaft zu enthalden.
Zum zehenden. Bei unserm gnedigen hern
unterthenigen vleis für zu wenden, den zehenden
und anders, so seine gnad von den pfarrern und
andern geistlichen gutern zu sich gezogen, darzu
zu folgen zu lassen, als nemlich das hohenlehn-
geld, item 6 scheffel getreide vom schlos zu Gerau
dem pfarrer zu Frankental und was dergleichen
mer von solchen gutern anderswohin gezogen, dan
die churfürstliche instruction bringts mit claren
worten mit, solchs alles wieder zu den pfarrern
und andern geistlichen lehen on alle vorminderung
zu schaffen und verordnen.
Zum eilften. Das den pfarrer zu Crassdorf
die 3 groschen, im etlich jar von Peter Scharlach
fuerenthalden wider ganghaftig gemacht werden,
desgleichen das der garte zu derselben pfarr