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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0173

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35. Kirchen-Ordnung für die Pfarrer der Superintendenz Gera vom 6. Mai 1556.

159

Das fest

Der christag mit den zweien volgenden S. Stephans
und Johannes des evangelisten tage
anunciat. Mariae,
ostertag mit dem andern und dritten
feiertage
Philippi et Jacobi.
Der pfingstag sambt andern und
drittem tage
Johannis Baptistae,
Petri et Pauli,
visitationis Mariae,
Mariae Magdalenae,
Jacobi,
Das fest Bartholomaei,
Matthaei,
Michaelis,
Simonis et Judae,
Andreae,
Thomae.
An diesen feirtagen, vielweniger an sonntagen
soll kein pfarher den leuten ufne felde oder
sonsten zu arbeiten zu erlauben macht haben,
damit nicht neue unordenung draus erwachse.
Soll sich auch keiner ausserhalb der ob-
benempten feste andere sonderliche feiertage seines
gefallens zuerwelen und zugebieten unterwinden,
sonst aber soll ein jeder durch ganze jahr und
zuforderst im winter, da die leute müssig sein, alle
wochen, darinne kein namhaftiges fest gefellet,
zum wenigsten ein mal am mittwochen oder frei-
tage eine predigt thuen, oder je mit der jugent
catechismum halten und darinnen sie treulich uben
und unterrichten.

IIII. Ungleicheit der evangelia.
Weil auch die rubrica in den evangelien uf
etzliche sonntage variirt, so ist eintrechtig be-
schlossen, darmit hierinnen gleichheit gehalten,
das allwege den nechsten sonntag nach trinitatis
das evangelium Luc. 16 de divite et Lazaro und
den andern hernach das de coena magna Luc. 14,
desgleichen uf die uberleien sonntage vor dem
advent, wo die einfallen, aus dem vier und fünf
und zwanzigsten capitel Matthei von der letzten
zukunft des herrn und dem jüngsten gericht soll
in allen kirchen gepredigt und von keinem one
sonderliche grosse ursachen nichts anders vor-
genommen werden.
V. Kindertaufe.
Mit dem taufen sollen sie allesambt den pro-
cess und die ceremonien, wie im cleinen cate-
chismo d. Lutheri oder in der Meissnischen
agenden zur zeit herzog Heinrichs zu Sachsen in
druck ausgangen, verordent, eintrechtig halten
und nicht nach ihrem gutdünken neue zusätze
machen.

Item. Sie sollen zu jedem kinde uber drei
taufbaten oder gevattern nicht zulassen, vermüge
der aufgerichteten gedruckten policei und landes-
ordnung unserer gnedigen fürsten und herren der
burggrafen zu Meissen, darinne solchs einem jeden
hohes und nidriges standes ernstlich bei funfzig
gulden verpeent.
Desgleichen, do ein kindlin in der noth ge-
jachtauft, sollen hernach im einlauten oder ein-
segnen keine andern gevattern oder taufzeugen
dann die personen, so bei solcher jachtauf selbs
gewest, angenommen werden, angesehen, das nie-
mands auch one dieselben alleine hievon der
warheit zeugnis geben können.
VI. Ehegabe.
Alle missbrauche und papistische oder heid-
nische ceremonien bei den hochzeiten und ehe-
stiftung sollen abgeschafft, und dagegen der
ordenung, wie im gedruckten traubüchlein Martini
vermeldet, one mittel nachgangen werden.
Auch sollen die pfarher keine par ehevolks
copuliren oder zusamengeben, sie seint dann zuvor,
wie gebürlich an gehörigen orten in der kirchen
und ob der canzel zu dreien malen und uf drei
sonntage öffentlich und one meniglichs ein und
widerrede ausgerufen.
Dergleichen sollen sie niemand frembdes oder
unbekantes, da sie nicht wichtige, gewisse, gnug-
same, schriftliche besiegelte kuntschaft von haben,
das es freie und ledige personen, weder aufbieten
noch zur ehe geben.
Hirinnen auch keiner dem andern in seine
bevolene pfarre oder jurisdiction unbefragt seiner
und wider seinen willen mit mancherlei actu ein-
greifen.
Darüber sollen sie uf die sipschaften der
contrahenten mit vleis achtung geben und do sie
befinden, dass die personen, so contrahirt, des ge-
blüts oder schwegerschaft halben etwas nahe ein-
ander verwandt, one rath und vorwissen des
superattendenten sie nicht proclamieren noch zur
ehe bestetigen.
Und nachdeme tertius gradus aequalis lineae
beides in consanguinitate et affinitate bishero in
diesen landen allwege verboten gewest, soll der-
selbe auch nicht zugelassen werden. Do sichs
aber zutrüge, dass uf einem theil tertius und uf
dem andern quartus gradus were, dann soll die
ehe unwegerlich concedirt und verstattet werden.
Es soll auch zu jeder proclamation beider part
bewilligung und verjawortung vorhanden sein.
VII. Sacrament.
Das sacrament coenae domini soll mit aller
reverenz und christlichem ernst nach anweisung
der meissnischen agende one elevation und andere
 
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